Lautertal. Warum treten Sie wieder an?
Andreas Heun: Ich möchte die Dinge, die wir begonnen haben, verstetigen. Wir haben eine schwierige Phase hinter uns, und es darf nun keinen Rückfall geben. Dafür stehe ich, und das ist meine vorrangige Motivation. Ich spüre große Unterstützung und Rückendeckung aus der Bevölkerung. Das Bürgermeisteramt ist eine ehrenvolle Aufgabe. Zudem möchte ich das Vertrauen der Bürger mit Tatkraft und Solidität zurückgeben.
Sie sind jetzt sechs Jahre im Amt. Wie sieht die Bilanz aus?
Heun: Wichtig war, dass wir die Finanzkrise in den Griff bekommen haben. Wichtig war auch, dass wir den Schutzschirm verlassen konnten und unsere Verpflichtung gegenüber dem Land eingehalten haben. Trotzdem haben wir keinen Kahlschlag in der Infrastruktur vorgenommen. Die wichtigen Angebote wie Dorfgemeinschaftshäuser, die Sporthalle, Jugendzentrum und Jugendpflege, haben wir weitgehend beibehalten. Daneben haben wir wichtige Weichenstellungen vorgenommen wie die Kooperation mit Lindenfels in der Wasserversorgung, den Umbau der Verwaltung mit neuen jungen Kräften. Zudem haben wir stetig in die Infrastruktur investiert.
Und wie soll es weitergehen?
Heun: Natürlich gibt es noch viel zu tun. Ich habe dazu fünf Themenfelder dargestellt. Neben den Finanzen ist das die Frage nach der Infrastruktur. Daran müssen wir arbeiten, müssen stetig investieren, ob das jetzt die Wasserversorgung ist, die Kinderbetreuung oder der Brandschutz. Zudem müssen wir unsere Gebäude klimafit machen.
Eine weitere große Herausforderung ist es, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Als Bürgermeister hat man viele Kontakte und lernt alle Teile der Gesellschaft kennen; man sollte die Besuche zum Beispiel bei runden Geburtstagen oder Festen nicht unterschätzen. Ich merke, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet. Dies hat sich durch die Corona-Pandemie noch verstärkt. Außerdem halte ich Umwelt- und Naturschutz sowie das effektivere Arbeiten der Verwaltung – Stichwort: Digitalisierung – für weitere Schwerpunkte in der Zukunft.
Welche Bedeutung haben die Vereine für Sie?
Heun: Wir erleben im öffentlichen Leben, dass ein Generationenwechsel ansteht, gleichzeitig sich immer weniger im Ehrenamt engagieren wollen. Viele ziehen sich zurück. Jüngere Menschen sind schwieriger zu aktivieren. Wir müssen daher mehr für unsere Vereine tun. Sie fördern, unterstützen und zum Beispiel auch Fusionsprozesse wie bei den beiden Großvereinen in Reichenbach begleiten. Die Stärkung des Zusammenhalts, sehe ich als wichtige Aufgabe eines Bürgermeisters.
Ich habe extrem gemerkt, dass die Gesellschaft über die Vereine zusammengehalten wird. Für uns alle ist es sehr wichtig, mit anderen aktiv zu sein und etwas zu erleben. Die Aktivitäten sind vielfältig. Theater spielen, Musizieren, Gesang, Sport treiben oder Heimatpflege. Durch die harten Sparmaßnahmen musste die Gemeinde für Hallen und Dorfgemeinschaftshäuser Nutzungsgebühren verlangen. Das sollten wir jetzt rückgängig machen und die Nutzung unserer Gebäude für Vereine kostenlos anbieten, da sie einen wichtigen Dienst für die Gesellschaft leisten, der honoriert werden muss.
Wie sieht es mit den Steuern aus?
Heun: Ich habe gerade die Ergebnisse einer Umfrage gelesen. Demnach sagen 30 Prozent der Bevölkerung, wir kommen gerade so mit unserem Einkommen noch hin. 20 Prozent, also jeder Fünfte, hat nicht mehr die Möglichkeit aus seinem eigenen Einkommen sein Leben zu bestreiten. Wir erleben, dass die Bensheimer Tafel einen Riesenzulauf verzeichnet. Ich war letztes Jahr zweimal vor Ort, habe mit den ehrenamtlichen Helfern gesprochen. Auch immer mehr Menschen aus Lautertal sind auf diese Hilfe angewiesen. Gerade deswegen ist es ganz wichtig, dass wir Steuern und Gebühren nicht mehr erhöhen und in einer belastbaren Höhe stabil halten..
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Die Kommunen sind Ihrer Meinung nach schlecht ausgestattet. Sehen Sie Möglichkeiten, dass sich daran etwas ändert?
Heun: Eher weniger. Wir gehen schwierigen Zeiten entgegen. Die Frage der Flüchtlingsunterbringung ist überhaupt noch nicht eingepreist. Da fehlen Mittel. Das haben wir auch in Lautertal gemerkt. Ich habe gehört, dass es Einbrüche bei den Steuereinnahmen gibt. Das wird sich zeitversetzt auf die Kommunen auswirken. Deswegen gehe ich davon aus, dass es schwieriger wird. Die Frage, wie die Steuern auf Bund, Land und Kommunen verteilt werden, war schon immer ein Thema. Die kommunalen Spitzenverbände mahnen seit Jahren eine bessere Finanzmittelausstattung an. Nur verändert hat sich nichts.
Aber auch das Land und auch der Bund benötigen mehr Geld für die vielen neuen Verpflichtungen wie dem Sondervermögen für die Bundeswehr. Es wird weniger zu verteilen sein, und ich befürchte, für die Kommunen bleibt wenig übrig. Wer bei einer solchen Ausgangslage Steuern und Gebühren senken will, und gleichzeitig Neueinstellungen ankündigt, hat die Grenzen der Seriosität überschritten.
Ihr Herausforderer Christian Lannert sagt, dass es in Lautertal zu langsam vorangeht.
Heun: Wer sich nicht nur oberflächlich mit den Themen befasst, kommt zu einer anderen Bewertung. Wenn damit zum Beispiel der Kindergartenneubau gemeint ist, so ist festzustellen, dass man dieses Projekt nicht ohne weiteres mit anderen vergleichen kann. Alle Beteiligten über alle Parteigrenzen hinweg haben den Standort an der Lautertalhalle ausgewählt und haben dabei Parameter gesetzt, die dazu führen, dass es schwieriger ist. Wir mussten das Gelände ankaufen. Es gibt einen Beschluss, dies über die Hessische Landgesellschaft zu tun. Und dann haben wir es hier mit einem Grundstück zu tun, wo kein Baurecht besteht, denn es befindet sich im Außenbereich. Der Flächennutzungsplan muss geändert werden. Das bedeutet, dass wir hier auch gesteigert naturschutzrechtliche und umweltschutzrechtliche Belange berücksichtigen müssen.
Letztendlich muss zwischen dem öffentlichen Interesse und den Interessen von Umwelt- und Naturschutz abgewogen werden. Neben diversen Gutachten, die von den Fachbehörden gefordert werden, müssen wir Ausgleichsflächen sicherstellen, also ankaufen. Wir haben erst im letzten Jahr in der Gemeindevertretung offiziell die Bauleitplanung in Gang gesetzt, so dass die Entwicklung bisher aus meiner Sicht völlig normal ist.
Wie lange soll es noch dauern?
Heun: Vieles können wir nicht selbst beeinflussen, sondern sind abhängig von Dritten wie Fachbehörden, dem Planungsbüro und den Beschlüssen in den Gremien. Wenn alles planmäßig verläuft und die Gremien die notwendigen Beschlüsse fassen, sollte spätestens bis Ende 2024 Baurecht bestehen. Vielleicht geht es auch schon früher.
Wie läuft denn Ihr Wahlkampf?
Heun: Sehr gut. Ich habe viele Hausbesuche gemacht, dazu Veranstaltungen und Firmenbesuche. Ich gehe ganz bewusst zu den Leuten in die Gasthäuser oder spreche die Bürger auf der Straße an und ich suche das persönliche Gespräch. Da die Bürgermeisterwahl eine Persönlichkeitswahl ist, bin ich davon überzeugt, dass das entscheidend sein wird. Daneben bin ich präsent im Straßenwahlkampf. Bei all den Begegnungen spüre ich große Unterstützung und Rückendeckung.
Ihnen wird vorgeworfen, Sie hätten Ihre Versprechen von 2017 nicht erfüllt.
Heun: Diejenigen, die das behaupten, haben das Wahlprogramm nicht richtig gelesen. Grundsätzlich stand alles unter Finanzierungsvorbehalt, wie im Programm auch deutlich vermerkt. Der Kern war, die Haushalts- und Finanzkrise zu überwinden, gleichzeitig die Gesamtsituation zu verbessern, um überhaupt wieder Handlungsspielräume zu schaffen. Das haben wir erfüllt.
Was kann Lautertal in Zukunft überhaupt selbst leisten?
Heun: Das ist überschaubar. Viele freiwillige Leistungen sind schon nicht mehr möglich. Wenn wir Einrichtungen wie Dorfgemeinschaftshäuser, Lautertalhalle, Jugendpflege und Jugendzentrum weiter aufrechterhalten können, auch unter zusätzlichen Belastungen, die auf uns zukommen werden, hätten wir mehr als viele vergleichbare Kommunen. Meine Priorität bei der Infrastruktur bleibt die Wasserversorgung. Deren Zustand war 2017 neben der Finanzkrise das größte Problem. Und dann haben wir weitere Pflichtaufgaben: Kinderbetreuung, Brandschutz und Katastrophenschutz und die Herausforderung, die öffentlichen Gebäude klimafit zu machen. In dieser Reihenfolge sehe ich auch eine Priorisierung.
Wie sieht es mit den Straßen aus?
Heun: Wir müssen realistisch bleiben und uns fragen, ob das flächendeckend notwendig ist. Wir können ein 30-Millionen-Euro-Programm wie das Straßenzustandskataster in absehbarer Zeit nicht bewerkstelligen, das gehört zur Wahrheit. Das Kataster stammt aus 2021, da sind die Preissteigerungen von 2022 noch nicht berücksichtigt. Ich empfehle daher, so vorzugehen wie bisher: Immer dann, wenn ein Versorgungsträger, ob KMB oder die Wasserversorgung, neue Leitungen legen muss, dann sollten wir prüfen, ob wir die Straße sanieren. So haben wir dies in Reichenbach in der Balkhäuser Straße praktiziert. Aber letztendlich entscheidet natürlich die Gemeindevertretung über das Investitionsprogramm.
Wie schwierig ist es, die Ortsteile auszutarieren?
Heun: Sehr schwierig und ich bedauere, dass das Ortsteildenken noch sehr stark verankert ist. Das ist ein Thema, dem sich alle annehmen müssen. Jeder Verantwortliche muss den Gesamtblick für die Gemeinde schärfen. Ich erkenne bei den Jüngeren eher die Bereitschaft zu sagen: Ich komme aus Lautertal. Dennoch ist bei vielen, auch unter Kommunalpolitikern, das Ortsteildenken noch stark ausgeprägt. Das ist nicht gut. Die Ortsbeiräte und die Ortsvorsteher sind wichtige Bindeglieder in die Ortsteile hinein. Trotzdem sollte das Gemeinsame im Blick behalten werden.
Das Thema interkommunale Zusammenarbeit ist Ihnen wichtig.
Heun: Klar, weil man gemeinsam stärker ist und Geld spart. Wichtig ist es auch deshalb, weil ich die Strukturen bestens kenne und die Notwendigkeit tagtäglich sehe. Es muss früher oder später auf der kommunalen Ebene wieder eine Strukturreform geben. Entschieden wird das aber in Wiesbaden.
Die Notwendigkeit, mit anderen Kommunen zusammenzuarbeiten ist immens, und das machen wir auch in verschiedenen Bereichen. Das letzte Projekt war die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes. Hier arbeiten wir mit Lorsch, Bensheim, Einhausen und Zwingenberg zusammen. Da haben wir jemanden für die Prozessdefinition und -gestaltung gemeinsam eingestellt. Andere Felder der Zusammenarbeit sind Tourismus, Altlastenkataster, Bauhof – durch den KMB – und nicht zu vergessen die Kooperation mit Lindenfels in der Wasserversorgung. Das war ein Meilenstein und eine sehr wichtige Entscheidung.
Selbstverständlich könnte so etwas auch in zentralen Verwaltungseinheiten wie Haupt- und Personalamt oder Kämmerei passieren. Dazu müssen wir aber Partner finden und im Einzelfall abwiegen. Eine interkommunale Zusammenarbeit klappt am besten auf Augenhöhe zwischen gleich großen Partnern mit denselben Stärken und Schwächen. Ebenso ist es wichtig, dass die Partner dieselben Fachverfahren einsetzen. Das ist zum Beispiel die wesentliche Voraussetzung im Finanzwesen. Auch die Modelle, die das Land entwickelt hat, sollten wir aufgreifen. Natürlich setzt das aber auch die Bereitschaft voraus, dass wir einen Partner finden der ebenfalls diese Wege gehen will.
Bei der Ordnungspolizei lief es nicht so gut.
Heun: Die Stadt Bensheim hat uns die Zusammenarbeit aufgekündigt, nachdem in der Gemeindevertretung in Lautertal unter anderem gesagt wurde, wir alimentierten deren Mitarbeiter. Ich habe im Frühjahr Kontakt zum Ordnungsbehördenbezirk Weschnitztal aufgenommen. Das möchte ich nach der Wahl vertiefen, weil es Partner auf Augenhöhe sind.
Ein großes Thema ist der Natur- und der Klimaschutz. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Heun: Zum Wald habe ich eine klare Position. Ich bin der Meinung, dass man hier neue Wege gehen muss. Das heißt für mich eine ökologisch, orientierte Waldbewirtschaftung; Stichwort: Stilllegung des Waldes. Das machen mittlerweile sehr viele Kommunen. Wir hatten kürzlich dazu ein interfraktionelles Gespräch an dem auch Vertreter des Nabu teilgenommen haben. Aus meiner Sicht geht das dort vereinbarte Ergebnis in die richtige Richtung. Es wird zwar in Lautertal oft sehr emotional diskutiert, aber in den wesentlichen Fragen haben wir immer gemeinsam die Kurve gekriegt. Da gab es dann am Ende immer eine große Übereinstimmung. Und so zeichnet sich das auch beim Thema Wald ab.
Und bei der Photovoltaik?
Heun: Ich befürworte die Aufstellung von Freiflächenanlagen, insbesondere wenn die Bürger etwas davon haben. Das kann in Form von Anteilen oder auch in Form von vergünstigten Stromtarifen sein. Es gibt diverse Angebote. Die haben wir dem Gemeindevorstand vorgelegt, und wir haben dem Gemeindevorstand einen Kriterienkatalog an die Hand gegeben. Es ist ja so, dass nach wie vor die Gemeinde das Baurecht für die Anlagen schaffen muss. Neben der Voraussetzung, dass die Bürger auch von den Anlagen profitieren, gab es weitere Kriterien – der Landschaftsschutz und die Frage der Landwirtschaft zum Beispiel. Das war eine vernünftige Vorlage, die übrigens online für alle einsehbar ist.
Leider hat dies aus durchsichtigen parteitaktischen Gründen im Gemeindevorstand keine Mehrheit gefunden. Ich halte das für völlig inakzeptabel, gehe aber davon aus, dass das Thema uns weiter beschäftigen wird und muss. Denn der Druck, alternative Energieformen zu schaffen, ist da und wird nicht geringer werden. Ebenso bin ich davon überzeugt, dass wir auch bei diesem Thema in den Gremien eine Lösung finden werden.
Was kann man noch tun?
Heun: Wir brauchen mehr erneuerbare Energien, weil wir unabhängig und klimaneutral werden müssen. Daneben spielt Mobilität, Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs eine Rolle. Gleichzeitig müssen wir gerade im ländlichen Bereich unsere Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln verbessern. Außerdem müssen wir die Attraktivität für Radverkehr und für Fußgänger erhöhen. Ebenso spielt E-Mobilität für die Verwaltung eine Rolle. Selbstverständlich werden wir den gemeindlichen Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umstellen. Wir brauchen auch regenerative Energien, um als Kommune unsere Klimabilanz zu verbessern. Deshalb ist die Debatte um die Freiflächen-Photovoltaik sehr wichtig. Daneben gibt es noch weitere notwendige Maßnahmen.
Zum Beispiel?
Heun: Nehmen Sie die Gebäude, die Dorfgemeinschaftshäuser, die Lautertalhalle und das Rathaus. Bei allen Liegenschaften müssen erhebliche Investitionen vorgenommen werden, um diese klimafit zu machen. Und selbst dann werden diese nicht 100 Prozent klimaneutral sein. Dann kann man zumindest sagen: Wir haben hier drei Photovoltaikanlagen oder Anlagen, die regenerative Energie erzeugen, und dann können wir hier das Eine mit dem Anderen kompensieren. Deswegen ist es wichtig, dass wir einen Einstieg in diese Diskussion finden. Ich bin der Meinung, dass Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Gegensatz zu Windkraftanlagen die „geschmeidigere Variante“ darstellen. Ich habe nicht verstanden, dass man in der Vergangenheit nicht dieses Thema gewählt hat, statt des doch sehr schwierigen Themas Windkraft.
Windkraft ist für Sie vom Tisch?
Heun: Ich erkenne derzeit im politischen Raum in Lautertal keine Aktivitäten und Initiativen in diese Richtung. Sollte das Thema wieder auf der Agenda stehen, dann empfehle ich eine umfangreiche Bürgerbeteiligung sowie eine Bürgerbefragung nach den Bestimmungen der Hessischen Kommunalverfassung.
Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie zu wenig kommunizieren, die Leute nicht mitnehmen.
Heun: Diese Kritik ist so alt, wie es Politik gibt und wird auch andernorts häufig vom politischen Gegner geäußert, wenn diesem sonst nichts mehr einfällt. In Lautertal habe ich versucht, Brücken zu bauen und auch die Hand ausgestreckt. Von Teilen der LBL wurde ich seit Amtsbeginn attackiert und ständig kritisiert. Deren Urteil über meine Amtszeit stand leider schon am Wahlabend des 24. September 2017 nach der für sie bitteren Niederlage fest. Das hat sich über die Jahre deutlich gezeigt und bis heute nicht geändert. Bei der CDU sehe ich eine Veränderung mit der Kommunalwahl 2021, was möglicherweise mit deren Wahlergebnis zu tun hat. Entscheidend für mich ist, dass die Mehrzahl der Bürger mich versteht. Ich bin sehr oft mit Bürgern in Kontakt. Jeder weiß, dass er zu mir kommen kann und dass ich mich darum bemühe, Probleme zu lösen.
Aber Kritik gehört doch dazu?
Heun: Als Bürgermeister muss man natürlich Kritik ertragen. Kritik ist wichtig, wenn sie sachbezogen und berechtigt ist. Aber leider wurden immer wieder Grenzen überschritten,, und das akzeptiere ich nicht. Als Bürgermeister kann man nicht immer „Everybody’s Darling sein“. Das beinhaltet, dass ich mich nicht verbiege und jedem nach dem Mund rede. Ich war von 1989 bis 2001 selbst kommunalpolitisch engagiert. Ich weiß aus Erfahrung, dass viele Auseinandersetzungen nicht um die Sache gehen, sondern kommunalpolitische Nebengeräusche sind. Es geht ja auch immer um Macht und um Eitelkeiten. Das muss man ganz klar so nennen. Ziel sollte es ein, dass wir für die Gemeinde die beste Lösung finden. Wir brauchen vernünftige und praktikable, unbürokratische Lösungen. Das ist der Auftrag und wird vom Bürger erwartet.
Deswegen treten Sie als unabhängiger Kandidat an?
Heun: Das ist mir ganz wichtig. Das habe ich 2017 gemacht, und das habe ich jetzt auch gemacht. Ich bin Sozialdemokrat, nicht wegen einer Parteifunktion oder einem Parteiamt. Vielmehr drückt dies meine Lebenseinstellung aus. Meine Arbeit, mein Wirken ist parteiunabhängig. Ich kann selbstbewusst feststellen: Ich agiere parteiunabhängig. Den Bürgern geht es um die Sache. Die schauen sich genau an, wie ich agiere und wie wir die Dinge und die Probleme lösen.
Ich kann mit jedem reden. In der Kommunalpolitik geht es nicht um politische Ideologien, sondern es geht um pragmatische, unbürokratische Lösungen -auch Krisenbewältigung- vor Ort. Die Bürgermeisterwahl ist eine Persönlichkeitswahl, und das ist gut so. Bei den Hausbesuchen habe ich große Unterstützung von Menschen mit völlig unterschiedlichen, politischen Wurzeln gespürt. Gerade weil ich mit den Menschen ideologiefrei und vorurteilsfrei rede, spüre ich eine breite Unterstützung. Darin drückt sich auch aus, dass ich parteiunabhängig agiere.
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