Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald

Geopunkt in Schannenbach informiert über das Krehbergmassiv

Böhmische Steinmetze entdeckten das Abbaupotenzial des Krehbergs und eröffneten einen der ersten Betriebe in Schannenbach.  

Von 
Jeanette Spielmann
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Die Bergsträßer Landtagsabgeordnete Birgit Heitland (Sechste von links) informierte sich am Geopunkt in Schannenbach über den Natursteinabbau am Krehberg. Die letzten Steinbrüche dort wurden 1970 aufgegeben. © Thomas Zelinger

Schannenbach. Über 450 Geopunkte gibt es inzwischen im Naturpark Bergstraße-Odenwald und einer der jüngsten ist der Geopunkt in Schannenbach. Er informiert über den Natursteinabbau am Krehberg und wurde im vergangenen September im Rahmen des Gemeindejubiläums „50 Jahre Gemeinde Lautertal“ eingeweiht. Im Rahmen ihrer Sommertour und des Besuchs in Lautertal nutzte die Bergsträßer Landtagsabgeordnete am Mittwoch die Gelegenheit, sich vor Ort über das Projekt zu informieren.

Mit dabei waren neben Vertretern der CDU Lautertal auch Mitglieder des örtlichen Verschönerungsvereins, der über fünf Jahre mit einer großen Gemeinschaftsaktion an der Ausgestaltung des Geopunktes gearbeitet hat.

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Über 400 ehrenamtliche Stunden haben die Helferinnen und Helfer aufgewendet, wies Christiane Kosch in Vertretung der verhinderten Vereinsvorsitzenden Nathalie Benker auf das große Engagement hin. Unterstützung, insbesondere auch der finanziellen Art, kam von der Gemeinde Lautertal und dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, zeigte sich die stellvertretende Vereinsvorsitzende froh über die Aufwertung des Dorfes durch diese Anlage.

Als Projektleiter gab Reiner Rößler einer tieferen Einblick in den Natursteinabbau am Krehberg, der 1880 begann. Die letzten Steinbrüche wurden 1970 aufgegeben. Schannenbach, als höchstgelegener Ortsteil der Gemeinde Lautertal, war allerdings schon früher besiedelt. Erstmals erwähnt wurde das erst rein landwirtschaftlich geprägte Dorf mit fünf Höfen bereits 1398.

Viertel Infotafel in Arbeit

Entdeckt wurde das Potenzial der „blauen Steine“ durch böhmische Steinmetze, die auch einen der ersten Betriebe in Schannenbach eröffneten. Das Abbaugebiet des Krehbergs erstreckte sich in einer Ausdehnung von vier Kilometern in alle Richtungen. Mit einer Entwicklungsgeschichte von rund 340 Millionen Jahren ist das Krehbergmassiv älter als die Alpen und ließ in dieser Zeit eine Vielfalt an Gesteinen wie Granit, Granodiorit und Mischgesteine entstehen.

Einige dieser Steine aus den verschiedenen Abbauzonen wie Glattbach, Krehberg, Kesselberg oder Schannenbach sind am Geopunkt ebenso zu sehen, wie einige der Arbeitsmittel, mit denen die Steine abgebaut und transportiert wurden. Aufgebaut wurde eine Stahlseilwinde, eine Lastenlore und eine Natursteinwand, die verdeutlicht, wie die Häuser der Steinhauer gebaut waren.

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Die drei erläuternden Tafeln mit den Texten von Reiner Rößler (mit Unterstützung von Nathalie Benker als promovierte Materialwissenschaftlerin) wurden durch den Geo-Naturpark erstellt und aufgestellt und ergänzen die Exponate durch aufschlussreiche Hintergrundinformationen über die Geologie des Krehbergmassivs, die Steingewinnung am Krehberg und die Werkzeuge für die Hartgesteinsbearbeitung. In Arbeit ist eine vierte Infotafel, die sich mit den Themen Weiterverarbeitung, Vermarktung und Lieferung beschäftigt.

Interessant sind auch die Geschichten, die mit dem früheren Leben rund um den Steinabbau verbunden sind. So erzählte Rößler von einer Mutter, die nach dem Tod ihres Ehemanns, der bei einer Sprengung ums Leben kam, ihre Kinder zum Betteln nach Bensheim schicken musste, denn das soziale Netz von heute war damals noch weit entfernt.

Der Fundus an solchen Geschichten ist groß und nährt sich insbesondere auch aus dem Heimatbuch, das der damalige Ortsvorsteher Hermann Bauer anlässlich der 600-Jahr-Feier von Schannenbach (1998) nach der langjährigen Sichtung des Gemeindearchivs erstellt hat. Knapp 20 Jahre später reifte beim Geo-Naturpark die Idee, in Schannenbach einen Geopunkt zu errichten, der dann fünf Jahre später auch realisiert wurde.

Weine nach Granit benannt

Der Standort am Parkplatz zum Dorfgemeinschaftshaus ist ideal, bietet er sich so jedem Besucher zu Beginn oder zum Abschluss seiner Wanderung als informative museale Außenanlage an.

Ergänzt wird der Geopunkt durch weitere Vitrinen und Schautafeln im Dorfgemeinschaftshaus, das ebenfalls von Birgit Heitland in Augenschein genommen wurde. Zuvor bemerkte sie aber noch, dass auch zwei Zwingenberger Weine mit dem Namen „Diorit“ und „Granit“ an die Steine des Odenwaldes erinnern.

Bemerkenswert beim Schannenbacher Dorfgemeinschaftshaus ist, dass es sich als eines von insgesamt zwei Häusern in Hessen noch im Originalzustand befindet. Das 1957 erbaute Dorfgemeinschaftshaus wurde zwischen 1999 und 2002 grundhaft saniert und hat eine interessante Geschichte, über die Ehrenortsvorsteher Harald Lannert viel zu erzählen hatte.

Ihr Anfang erinnerte etwas an Don Camillo und Peppone, da sich die CDU zunächst gegen das Dorfgemeinschaftshaus-Programm des SPD-Ministerpräsidenten Zinn als Zentrum des Dorflebens wehrte. Das Zentrum sollte die Kirche bleiben.

Gebaut wurde das Dorfgemeinschaftshaus in Nachbarschaft des alten Schulhauses in Modulbauweise. Dazu gehörte auch ein Schulraum, der von den Schulkindern aus Schannenbach und Knoden bis 1970 genutzt wurde.

Eine weitere außergewöhnliche Besonderheit des Dorfgemeinschaftshauses war eine Wäscherei und ein Gemeinschaftsbad. Das wurde von den Bürgern rege genutzt, um im Anschluss daran im Gemeinschaftsraum mit Fernsehanschluss das Samstagsprogramm im vom HR gespendeten Fernsehgerät zu schauen, wie Lannert erinnerte.

Feuerwehr im alten Schulhaus

Das in unmittelbarer Nachbarschaft befindliche ehemalige Schulhaus wurde nach 1955 überwiegend als Wohnhaus genutzt. Nach Freiwerden der Lehrerwohnung wird das Gebäude seitdem komplett von der Schannenbacher Feuerwehr genutzt.

Birgit Heitland dankte für die interessanten Informationen, bevor sich dann in der Reichenbacher „Traube“ der Bürger-Stammtisch anschloss, zu dem neben dem Lautertaler CDU-Vorsitzenden Karl Josef Kuhn, dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Erich Sauer und dem Ortsvorsteher von Beedenkirchen, Hartmut Krämer, noch weitere Gäste dazu stießen.

Freie Autorin

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