Lautertal. Ein gutes Dutzend Lautertaler kam Anfang August zum Regionallabor der Initiative „HeimatLeben 4.0“ des Bürgernetzwerks in die Lautertalhalle, um über das Konzept für einen regionalen Markt zu beraten. Dabei wurde der erste Lautertaler Belznickelmarkt geboren. Am Wochenende ist das Konzept umgesetzt worden. Zwei Tage lang haben 42 Aussteller in und vor der Halle das Terrain zwischen Elmshausen und Reichenbach mit Leben gefüllt. Die Veranstaltung war auch das Finale der Feierlichkeiten rund um 50-jährige Bestehen der Gemeinde.
Mit einem klassischen Weihnachtsmarkt hatte das Treiben aber nur bedingt etwas gemein. Den Organisatoren um Simone Meister vom Verschönerungsverein Reichenbach ging es zuvorderst um eine Bühne für die Region, auf der heimische Produkte und Dienstleistungen in Szene gesetzt werden.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Ziel ist eine dauerhafte Vermarktung Lautertaler Spezialitäten sowie ein plastisches Schaufenster der regionalen Produktvielfalt. Statt wie ursprünglich geplant im Herbst wurde der Termin auf Dezember verschoben, das dritte Adventswochenende erwies sich als idealer Zeitpunkt. Die etwas klamme Halle (die Energiepolitik drosselt überall die Heizung) wurde von den Gästen kaum bemängelt – schließlich war die einzige Alternative unter freiem Himmel, und dort war das Thermometer am Samstagnachmittag gerade mal eben über die Null-Grad-Marke geklettert. Dann lieber trocken und „etwas frisch“, wie es ein Besucher bezeichnete.
Eine Gestalt aus dem Brauchtum
Auch Bürgermeister Andreas Heun warb um Verständnis für das Innenklima der Immobilie, die am Wochenende zwar viel Platz für den Markt geboten hat, ästhetisch wie bausubstanziell aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Doch die Akteure haben sich Mühe gegeben, den kommunalen Zweckbau mit Leben (und Herzenswärme) aufzuheizen.
Sogar der Belznickel höchstpersönlich schaute vorbei: Eine Gestalt, die auf Odenwälder Brauchtum vergangener Jahrhunderte basiert – bekleidet mit Schlapphut und Mantel, über dem schwere Ketten zum effektvollen Rasseln platziert sind. Aber die Kinder mussten sich nicht fürchten. Der Belznickel hatte gute Gaben im Sack und schrieb auf seinem Hocken neben zwei Damen am Spinnrad fleißig Autogramme für die Fangemeinde. Peter Blessing aus Seidenbuch verkörperte die Figur überaus authentisch, aber anlassgemäß auch nachsichtig und sympathisch.
Neben zahlreichen örtlichen Vereinen und Gruppen waren viele Anbieter von Produkten und Freizeitangeboten vor Ort. Man stöberte durch Mundart-Lexika und weihnachtliche Basteleien, plauderte mit Buchautoren und Händlern von „fliegenden Juwelen“ (Schmetterlinge) oder lauschte einfach nur dem Leierkastenmann bei seiner rotierenden Tätigkeit.
Es gab handgefertigte Socken, Decken und Kinderbekleidung, hochgeistige Genüsse aus dem Odenwald und Honigbier mit Heppenheimer Honig. Zur Eröffnung sangen Kinder aus den Klassen 3 a und b der Felsenmeerschule internationale Weihnachtslieder, und der Förderverein der Kita Elmshausen servierte neben selbst gebastelten Dekoartikeln feinen Kuchen und andere süße Genüsse. Im Foyer hatte der Verein „Genial regional“ in Zusammenarbeit mit der Plattform „Jahreszeiten regional erleben“ einen Einblick in das breitgefächerte Sortiment geboten.
Engagierte Ortsvorsteher
Einen internationalen Akzent setzte der Partnerschaftsverein Apeg (Arbeitsgemeinschaft zur Partnerschaft europäischer Gemeinden) mit Appetithäppchen aus verschwisterten europäischen Regionen, darunter Whisky von der Insel sowie Wein aus Frankreich samt passendem Cassoulet. Aber auch die heimische Küche kam nicht zu kurz, auch das Außengelände an der Halle wurde zwei Tage lang kulinarisch bespielt.
Simone Meister dankte allen Beteiligten und insbesondere auch den Ortsvorstehern der Großgemeinde, die sich im Vorfeld des Termins engagiert und für die Veranstaltung „getrommelt“ hatten. „Eine gelungene Premiere, der Markt hebt sich angenehm vom üblichen Einerlei ab“, bilanzierte ein Besucher aus Lindenfels am Samstagnachmittag.
Extra betonend, dass die zwei Cognac vom Apeg-Stand seine Meinung nicht beeinflusst hätten. Und wenn, dann positiv. Sein einziger Kritikpunkt war die ausbleibende Beleuchtung des zentral aufgestellten Weihnachtsbaums. Eine billige Lichterkette hätte atmosphärisch viel gebracht, sagte er: „So viel Strom verbraucht das nicht.“
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal_artikel,-lautertal-gelungene-premiere-fuer-den-lautertaler-belznickelmarkt-_arid,2028866.html