Gadernheim. Eine gute Idee feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Zwei Jahre nach der Gebietsreform und der Gründung der Gemeinde Lautertal hatte sich Anfang des Jahres 1974 ein „Ausschuss zur Gründung eines Verschönerungsvereins Gadernheim“ gebildet. Karl Gehbauer und Bürgermeister Josef Weitzel begrüßten am Abend des 5. April 1974 – einem Freitag – 59 Personen bei der Gründungsversammlung im Erbacher Hof, die ihren Beitritt zu dem neuen Verein erklärten.
Es war ein weiterer Anlauf der Dorfbewohner, sich auf vielfältige Art um die Erhaltung und die Verbesserung der Lebensqualität in ihrem Heimatort zu kümmern. Denn schon Mitte der 30er Jahre hatte sich unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Georg Peter Wolf – dem Ur-Großvater der heutigen Vorsitzenden Gerlinde Eßinger – ein Verkehrs-und Verschönerungsverein gegründet. Dieser bemühte sich unter anderem um das Streichen und das Aufstellen von Ruhebänken, aber auch um die Asphaltierung der Hauptstraße und um Straßenbenennungen.
Die Vorsitzenden
Reinhardt Böhm (†) 1974 bis 2007
Gerhard Trautmann 2007 bis 2012
Jürgen Machleid (†) 2012 bis 2021
Gerlinde Eßinger seit 2021
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 11. November 1945 die „Kulturgemeinde Gadernheim i.O.“ mit den Sparten Gesang, Sport und Verschönerung gegründet. Mit einem Beauftragen für Naturkultur, Johannes Gehrisch, hatte man sich auch hier unter anderem „das Anlegen von Anlagen und das Aufstellen neuer Ruhebänke“ zum Ziel gesetzt. Mit dem Ende der Kultur- und Sportgemeinde in den 50er Jahren kamen diese Bemühungen aber letztlich zum Erliegen.
Wie eingangs geschildert, nahmen diese Bemühungen im Jahr 1974 wieder Fahrt auf. Zu ihrem Vorsitzenden wählten die Gründungsmitglieder am 5. April 1974 Reinhardt Böhm. Den ersten Vorstand des neuen Vereins bildeten überwiegend Frauen. Stellvertretende Vorsitzende wurde Elfriede Pfeifer, Schriftführerin Hildegard Bormuth, Rechnerin Gisela Marquardt und Beisitzerin Anna Hübel. Den Vorstand komplettierten die Beisitzer Karl Mink und Achim Pauling.
Schon für den 20. Mai 1974 lud der Vorstand dann zur ersten satzungsgebenden Hauptversammlung ein. 1990 wurde dem Verein die Gemeinnützigkeit zuerkannt.
Auch die Pflege des heimatlichen Kulturguts ist ein Ziel
Der Verein kümmerte sich in erster Linie um die Dorfverschönerung. Entlang der Nibelungenstraße wurden an geeigneten Stellen insgesamt 25 Blumenkästen installiert und bepflanzt, ein vernachlässigter Hang wurde gerodet und neu bepflanzt. An der Ecke Turmstraße / Nibelungenstraße wurde der sogenannte Minipark angelegt und dort 1975 auch eine Eiche gepflanzt. Zahlreiche Plätze wurden neu gestaltet und engagierten Bürgern gewidmet: der Peter-Heldmann-Platz am Ortsausgang Richtung Kolmbach, der Peter-Hofmann-Platz in der Talstraße sowie die Anna-Gärtner-, die Adam-Rapp- und die Georg-Blessing-Ruhe entlang der Neunkircher Straße. Alle Standorte wurden von Pfarrer Hans Runge auf einer von ihm gezeichneten Karte eingetragen, die zum zehnjährigen Bestehen des Vereins erschien.
Besonders in den ersten Jahren nach der Vereinsgründung war das Engagement sehr hoch. Beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ wurde Gadernheim 1975 Bezirkssieger und ein Jahr später sogar Landessieger und damit zum schönsten Dorf in Hessen ernannt.
Darüber hinaus kümmern sich die Mitglieder ehrenamtlich um die Aufbereitung und Pflege des heimatlichen Kulturguts. So übernahm man zwei Räume im Rathaus, wo – nach deren Sanierung in Eigenregie – ein kleines Heimatmuseum untergebracht wurde.
Auch das Glockenspiel im Rathausturm, das seit 1985 jeweils um 11 und um 19 Uhr Odenwälder Weisen erklingen lässt, ist dem Engagement des Verschönerungsvereins zu verdanken. Die Teilnahme am Kerweumzug, das Schmücken des Weihnachtsbaums in der Ortsmitte und auch die Instandhaltung des Jarnacplatzes stehen nach wie vor auf der To-do-Liste des Vorstands.
Im Jahr 2007 erlitt der Verein durch den Tod des sehr engagierten Vorsitzenden Reinhardt Böhm einen schmerzlichen Verlust. Drei Jahre später wurde ihm zu Ehren der Reinhardt-Böhm-Platz am Ortsausgang Richtung Kolmbach eingeweiht.
Eine weitere schmerzliche Zäsur gab es durch den plötzlichen Tod von Jürgen Machleid 2021. Machleid hatte den Vorsitz neun Jahre zuvor vom inzwischen zum Ehrenvorsitzenden ernannten Gerhard Trautmann übernommen. Machleids bisherige Stellvertreterin Gerlinde Eßinger wurde zur neuen Vorsitzenden gewählt. Ihr stehen im Jahr des 50-jährigen Bestehens außer dem Ehrenvorsitzender Gerhard Trautmann noch ihre Stellvertreterin Sigrid Schmidt, Schriftführerin Marianne Czwikla, Kassenwart Markus Kamuff, die Besitzerin Simone Kamuff sowie die Beisitzer Willi Schmidt, Bernd Eßinger und Werner Fritscher zur Seite.
Aktuell hat der Verein 75 Mitglieder. Im Jahr 1992 waren es noch 125 Mitglieder, wie aus einer Informationsschrift hervorgeht. Schon damals gab es erste Nachwuchsprobleme, die sich noch verschärft haben und zu einer Einschränkung der Vereinsaktivitäten führen. Der Appell aus der 32 Jahre alten Informationsschrift ist daher mehr denn je heute noch gültig: „Diese Ideen können aber nur zum Wohle der Allgemeinheit Wirklichkeit werden, wenn sich genügend junge Menschen finden, die alte Ideen mittragen, neue Ideen entwickeln und sich für deren Umsetzung in unserem Verein einsetzen.“
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