Reichenbach. Seit 40 Jahren lebt die Verschwisterung der Bürger aus Lautertal und dem französischen Jarnac. Der runde Geburtstag war ein Grund zum Feiern: Eigens dazu kam eine Delegation von über 20 französischen Bürgern über die Pfingstfeiertage nach Lautertal. Anlässlich des Jubiläums hatte die Gemeinde Lautertal zu einem festlichen Empfang der Gäste, ihrer Gastfamilien und der Bürger in das Rathaus eingeladen.
Die Feierlichkeit des Tages wurde unterstrichen durch die Nationalhymnen von Frankreich und Deutschland. Frank Maus und Albert Sänger übernahmen diese musikalische Eröffnung und auch das weitere Musikprogramm.
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Helmut Adam, eröffnete den Reigen der Festreden. Die französische Übersetzung übernahm Anja Maul, die Leiterin der französischen Sektion im Lautertaler Partnerschaftsverein Apeg.
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Helmut Adam hatte seine Ehefrau Heidi vor 40 Jahren, als diese in der Gemeindevertretung saß, nach Jarnac begleitet. Eine Gruppe von Politiker und BA-Mitarbeiter Walter Koepff unternahmen damals den ersten offiziellen Besuch. Damals bestand in der noch jungen Gemeinde Lautertal – sie war gerade zehn Jahre alt – schon eine Verschwisterung mit dem englischen Radlett. Jarnac in Frankreich sollte sich dazu gesellen, was in der Bevölkerung auf große Zustimmung stieß.
„Wir wurden in Jarnac von freundlichen und gastlichen Menschen begrüßt“, erinnerte Helmut Adam. Die Lautertaler bekamen die Heimat der Franzosen gezeigt und feierten mit ihnen Feste. Politisch richtete sich der Blick gen Westen zu den Menschen, „die ein politisches Europa ebenfalls als gemeinsame Zukunft sahen“. Der Gedanke und Wunsch keimte, dass der ganze Kontinent in Frieden leben könne. Allerdings sehe die Gegenwart mit Blick nach Osten gerade nicht friedlich aus, bedauerte Adam.
Dagegen lebt die vor 40 Jahren geschlossene Freundschaft zu Bürgern aus Frankreich immer noch. Jarnac beschloss im September 1981, die Verschwisterung zu vollziehen, die Lautertaler Gemeindevertreter folgten mit einer positiven Entscheidung zwei Monate später. Die offizielle Verschwisterung in Jarnac fand im September 1982 statt, im Lautertal war der Festakt im Juni 1983. „Verschwistert sind seither die beiden politischen Gemeinden Lautertal und Jarnac, also alle Bürger“, unterstrich Helmut Adam.
„Freundschaft wächst von unten“
Die organisatorischen Aufgaben hat in Lautertal der Apeg im Auftrag der Gemeinde übernommen. In zehn Jahren zum 50. Jahrestag der Verschwisterung wünscht sich Helmut Adam eine Feier mit vielen Bürgern aus Lautertal, „so ein Fest, wie es damals bei der Verschwisterung 1983 war“. Adam freute sich, dass jetzt eine große Gruppe von Bürgern aus Jarnac Lautertal besuchte.
Als „Partnerschaft des Friedens für Generationen“ bezeichnete Lautertals Bürgermeister Andreas Heun die Verschwisterung. „Ich spreche für alle Bewohner Lautertals. Wir freuen uns, mit Ihnen das 40-jährige Bestehen unserer Freundschaft zu feiern.“
Andreas Heun ist davon überzeugt, dass lebendige Freundschaft „von unten wächst“. Kommunale Partnerschaften hätten dabei geholfen, über die Staatsgrenzen hinweg die Menschen zusammenzuführen, eine Basis für ein friedliches Zusammenleben. Auf dieser kommunalen Basis hätten sich der Gedanke der Völkerverständigung und die Grundlage für Begegnungen in „gegenseitigem Respekt und Achtung“ entwickelt. Die Partnerschaft mit Jarnac sei bis heute lebendig, so Heun.
Bürger und Vereine hätten ein gutes Verhältnis zueinander und lebten in einem regelmäßigen Austausch. „Die Begegnung von Mensch zu Mensch ist ein unverzichtbarer Grundstein zum Aufbau einer wirklichen Völkerverbindung und zum Frieden“, sagte Heun.
Die 40 Jahre währende Freundschaft zwischen Jarnac und Lautertal sei dabei nicht selbstverständlich. Nicht viele Gemeinden könnten auf eine so lange währende Freundschaft zurückblicken. In der Freundschaft sage der „Verstand Ja zu Europa“. Eine Freundschaft lasse auch zu, „dass das Herz in der eigenen geschichtlich gewachsenen Heimat bleibt“.
Nach einer musikalischen Pause begrüßte der Bürgermeister von Jarnac Philippe Gesse die Freunde aus Lautertal. Den Worten seines Kollegen Andreas Heun könne er sich nur anschließen. Gesse bedankte sich für die schönen Tage in Lautertal und die lange währende Freundschaft. Sein Wunsch sei es, dass die junge Generation dazukomme und die Zukunft der Verschwisterung mitgestalte und mit Leben fülle. Daher freue er sich, dass in Lautertal die Mitglieder des Jugendrates die Gestaltung des Besuches seiner Abordnung unterstützt hätten. Worte des Dankes gingen auch an Andreas Heun und Tony O’Malley für sein Konzert im Rahmen des Festprogramms.
„Als ich das erste Mal hier hierher kam, war ich 13 Jahre alt und war zu Gast bei der Feuerwehr Lautern“, erzählte Catherine Demay, die Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses von Jarnac. Sie hatte zuvor die Worte von Bürgermeister Philippe Gesse übersetzt. „Ohne diese Freundschaft hätte ich nie Deutsch gelernt und wäre bestimmt nicht Vorsitzende des Ausschusses geworden“, unterstrich sie. Sie dankte Lautertal für die lange schöne Freundschaft und Unterstützung.
Mit der neuerlichen Beurkundung und Besieglung der Freundschaft und dem Austausch von Geschenken ging der Festakt im Lautertaler Rathaus zu Ende. Einen Dank richtete Bürgermeister Andreas Heun an die Helfer, die sich um die Gäste und die Veranstaltungen gekümmert hatten. Dem Verschönerungsverein Gadernheim und der Familie Schmidt dankte er für die Pflege des Jarnac-Platzes.
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