Gemeindevertretung

Es gibt immer noch viele Bauwillige in Lautertal

Die Lautertaler Gemeindevertretung hat die fünf geplanten Neubauvorhaben in Reichenbach, Elmshausen und Lautern einstimmig befürwortet. Die Änderung des Bebauungsplans Marienberg-Nord wurde bei einer Gegenstimme verabschiedet.

Von 
Thorsten Matzner
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Auf dem Gelände des früheren Laborgebäudes des Chemiewerks Ciba-Geigy sollen Wohnungen entstehen und ein Gewerbebetrieb unterkommen. Hierfür ist allerdings eine Änderung des Bebauungsplans „Gewerbegebiet Marienberg-Nord“ nötig. Der Bauausschuss hatte hierfür im Juli bereits grünes Licht gegeben. Nun hat auch die Gemeindevertretung die Änderung vorläufig verabschiedet. © Thomas Neu

Lautertal. Mit fünf geplanten Baugebieten in der Gemeinde Lautertal wird sich der Bauausschuss der Gemeindevertretung befassen. Das Plenum überwies die Vorlage des Vorstandes einstimmig dorthin sowie in die entsprechenden Ortsbeiräte. Am Freiacker in Elmshausen, an der Nibelungenstraße in Lautern sowie am Brückenberg und am Kochengraben in Reichenbach sind jeweils kleinere Erweiterungen der Siedlungsfläche geplant.

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Von einem größeren Zuschnitt ist das Baugebiet Hofacker in Reichenbach. Hier sind 24 Häuser zwischen dem Knodener Kirchenpfad und dem Haus der Landeskirchlichen Gemeinschaft und hinter der Bebauung an der Knodener Straße und der Friedhofstraße geplant.

Bürgermeister Andreas Heun sagte, die Vorhaben seien zu einem Verfahren gebündelt worden, um Zeit und Geld zu sparen. Die Planungen gehen jeweils zulasten der Grundstückseigentümer. Heun verwies auch darauf, dass es sich um ein normales zweistufiges Bebauungsplan-Verfahren handele und nicht um ein vereinfachtes Verfahren.

Nur eingeschränkte Möglichkeiten Bauland auszuweisen

Das Gebiet Hofacker unterscheide sich wegen seiner Größe dabei „natürlich“ von den anderen Plänen, so Heun. Es sei im Vorstand auch „kritisch“ diskutiert worden, und das erwarte er auch von der Beratung in der Gemeindevertretung. Heun verwies allerdings auch darauf, dass die Fläche im Flächennutzungsplan als Siedlungserweiterung vorgesehen sei. Es sei eine „Arrondierung“ und es sei legitim, dass die drei Grundeigentümer dieses Areal für Bauplätze nutzen wollten. Allerdings könne auch über eine Reduzierung der Größe nachgedacht werden.

Tatsache sei, dass es in Lautertal immer noch viele Bauwillige gebe. Vor kurzem erst sei eine Familie weggezogen, die sich vergeblich um Wohneigentum bemüht habe. Zudem habe die Gemeinde nur eingeschränkte Möglichkeiten, Bauland auszuweisen, gab Heun zu bedenken.

In der Debatte ging es anschließend vor allem um den richtigen Zeitpunkt, um die Anwohner einzubinden. Olaf Harjes (Grüne) forderte, dies früh zu tun. Frank Maus (Grüne) sagte, dies sei wichtig wegen der „Tendenz“ in der Gemeindevertretung, in ein einmal begonnenes Verfahren nicht mehr eingreifen zu wollen, um Verzögerungen zu vermeiden. „Es müssen schnell die Karten auf den Tisch.“ Dem Antrag der Grünen, eine Bürgerversammlung einzuberufen, folgten die anderen Fraktionen aber nicht.

Nutzung des Ciba-Geigy-Gebäudes

Erich Sauer (CDU) sprach dagegen davon, eine solche frühe Beteiligung der Bürger sei „Kokolores“. Erst einmal müsse die Planung fertig sein. Dann gebe es in einem ganz normalen Verfahren auch Wege, die Bürger anzuhören. Der beste Platz dafür seien die Ortsbeiratssitzungen, aber auch bei der Offenlegung der Planung könnten sie sich zu Wort melden. Auch Jürgen Röhrig (LBL), der Vorsitzende des Bauausschusses, hielt es für zu früh, bereits jetzt die Bürger in die Beratungen einzubeziehen. Tobias Pöselt (SPD) sagte, es werde sicher auch gerade beim Hofacker einen Ortstermin geben. Dort könnten sich die Anlieger direkt zu Wort melden.

Die Gemeindevertretung hat – bei einer Gegenstimme von Tobias Poth (CDU) – die Änderung des Bebauungsplans Marienberg-Nord für den Ortsteil Lautern vorläufig verabschiedet. Hier sind nun die Fachbehörden gefragt, außerdem können sich die Bürger im Rahmen der Offenlegung der Planung äußern. Mit dem Plan soll eine Nutzung des früheren Laborgebäudes der Ciba-Geigy für Wohnungen ermöglicht werden. Zusätzlich soll hier nach den Vorstellungen des Eigentümers ein Gesundheitsdienst einziehen. Frank Maus berichtete, bei den angrenzenden Gewerbebetrieben gebe es allerdings die Befürchtung, dass es zu Problemen komme, wenn hier Wohnungen entstünden.

Staffel ins Dorfentwicklungsprogramm

Die Zielvereinbarung der Gemeinde mit Hessen-Forst zur Ausarbeitung der neuen mittelfristigen Waldwirtschaftsplanung wird nochmals im Umweltausschuss beraten. Das Thema war dort bereits im Juli aufgerufen worden. Weil es aber zwei verschiedene Vorlagen gab, hatte der Ausschuss die Beratung abgelehnt. Nun soll zunächst geklärt werden, welches Papier das endgültige ist. Anschließend soll der Ausschuss abschließend beraten. Das heißt, das Thema wird nicht noch einmal in der Gemeindevertretung aufgerufen. Die Planung – Forsteinrichtung genannt – soll ab dem 1. Januar für die nächsten zehn Jahre gelten und steht auch unter dem Eindruck des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf den Wald in Lautertal.

Der Ortsteil Staffel soll in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen werden. Zumindest soll der Gemeindevorstand dazu die Voraussetzungen prüfen und ein Antragsverfahren einleiten. Die Gemeindevertretung schloss sich einem entsprechenden Antrag von Hartmut Krämer (CDU) an, der auch Ortsvorsteher von Beedenkirchen – und damit zuständig auch für Staffel – ist. Krämer schlägt unter anderem vor, die Schaffung eines Spielplatzes und eines Dorfteichs zu prüfen, um einen Ortsmittelpunkt zu schaffen.

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Tobias Pöselt (SPD), der das Dorfentwicklungsprogramm für Elmshausen im dortigen Ortsbeirat mitverfolgt hat, warnte vor überzogenen Erwartungen. Der Antrag sei sinnvoll, allerdings seien in Elmshausen die meisten Ideen für das Programm letztlich verworfen worden. Schließlich gebe es zwar Fördergeld, aber die Gemeinde müsse auch selbst investieren. Und das werde in den kommenden Jahren immer schwieriger werden.

Keine Fördermittel werde es zum Beispiel für den Bau von Gehwegen an der Jugenheimer Straße geben, so Pöselt. Die werden dort vor allem von den Lautertaler Grünen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit gefordert. Sie müssten allerdings von den Anliegern zu einem großen Teil selbst bezahlt werden. Die Bereitschaft dafür ist gering, wie im Frühjahr bei einer Bauausschuss-Sitzung deutlich wurde.

Planung für neue Felsenmeerbrücke

Der Gemeindevorstand soll mit der GGEW AG prüfen, wie der Zustand des Stromnetzes in Lautertal ist. Die CDU forderte mit ihrem Antrag, hauptsächlich die Einsatzmöglichkeiten für weitere Solaranlagen, Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos zu prüfen. Auch die Pläne für neue Gasleitungen sollen abgefragt werden. Auf Vorschlag der SPD wird auch der Ausbau des Glasfasernetzes einbezogen.

Hintergrund ist die Absicht der Gemeinde, in den kommenden Jahren Straßen zu sanieren. Erich Sauer sagte, es wäre widersinnig, wenn zunächst eine Straße saniert werde und hinterher dort neue Leitungen verlegt würden. Daher sei es wichtig zu erfahren, welche Pläne das Versorgungsunternehmen in Lautertal habe.

Die Planung für eine neue Brücke im Felsenmeer liegt wohl bald vor. Auf Anfrage der CDU teilte Bürgermeister Andreas Heun mit, das Planungsbüro wolle die Unterlagen Mitte September vorlegen. Die CDU möchte die Pläne rechtzeitig zur Beratung des Haushaltsplans 2024 haben.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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