Reichenbach. Das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit haben in der Beedenkirchener Straße in Reichenbach Gertraude und Heinz Roß gefeiert. Beide waren ein Leben lang in der Kommunalpolitik, der SPD, der Gewerkschaft und der Sänger- und Sportvereinigung (SSV) aktiv und wurden für ihr Engagement schon vielfach geehrt.
Die Ehefrau wurde in Breslau geboren und flüchtete als Fünfjährige zusammen mit Mutter und Schwester gen Westen. Hier lernte sie Ende der 50er Jahre den Reichenbacher Heinz Roß kennen. Im April 1961 wurde geheiratet. Aus der Ehe gingen ein Sohn, eine Tochter und ein Enkel hervor.
Vom Betriebsrat zur Gewerkschaft
Gertraude Roß engagierte sich als Mitarbeiterin der Ciba-Geigy in Marienberg früh im Betriebsrat, trat in die Gewerkschaft ein und fungierte beim Verwaltungsgericht in Kassel als ehrenamtliche Richterin. 1973 wurde sie Mitglied der SPD und kandidierte fortan über 30 Jahre erfolgreich für die Gemeindevertretung. Dort engagierte sie sich „kompetent, sachkundig und erfolgreich“, wie der frühere Bürgermeister Jürgen Kaltwasser einmal betonte, für die Belange und Interessen besonders der Frauen. Später widmete sie sich verstärkt den Interessen älterer Menschen, arbeitete im Kreisvorstand der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 Plus mit, leitete die Lautertaler Gruppe und wurde 2013 in den Seniorenbeirat der Gemeinde gewählt. Beim SSV Reichenbach, den sie schon in den 60er Jahren bei den Spielen ihres Mannes unterstützte, führte sie sechs Jahre erfolgreich die Kasse und unterstützt schon drei Jahrzehnte den Verschönerungsverein.
„Ur-Reichenbacher“ Heinz Roß, geboren und aufgewachsen in der Schuhgasse, war sein Leben lang mit Leib und Seele SSV-ler. 1954 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Rot-Weißen, kickte im ersten Spiel in Riedrode mit und spielte aktiv meistens in der ersten Mannschaft bis in die 70er Jahre hinein. Nahezu gleichzeitig war er Fußball-Abteilungsleiter, dann zweiter Vorsitzender und Besucher nahezu aller Spiele bis vor der Corona-Pandemie.
Geburtstage waren Großereignisse
1987 wurde er auch Mitglied der SPD, gehörte viele Jahre dem Vorstand der SPD Reichenbach an und trug noch bis vor wenigen Jahren Informationsblätter der Sozialdemokraten genauso aus wie die Quartalsschrift SSV-Aktuell.
Nicht nur die Zahl seiner Geschwister (Heinz Roß hatte acht), sondern auch die der Freunde und Bekannten war extrem hoch. Mit ihnen wurden ihre runden Geburtstage im SSV-Heim regelmäßig zu einem Großereignis. Seit den Corona-Zeiten ist jedoch alles anders. So gratulierten wohl Ministerpräsident Volker Bouffier, Landrat Christian Engelhardt, Bürgermeister Andreas Heun, alle Verwandten, SPD, Gewerkschaft, SSV, Kirchengemeinde und Verschönerungsverein, doch auf eine Feier verzichteten auch Gertraude und Heinz Roß. Beide hoffen jedoch, dass sie sich möglichst bald wieder in ihrem rot-weißen Stammlokal mit ihren Freunden treffen, an alte Zeiten erinnern und sich über die großen Erfolge des SSV freuen können. he
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