Elmshausen. „Die Elmshaiser Kerb, sie tobt durch die Gasse, seit Freidoag singt un doanzt hier die Masse“: Zur Begrüßung bei der Kerweredd gestern zogen Kerweparrer Florian Geschwind und Mundschenk Bianca Jäckel schon eine erste Bilanz. Nach dem Umzug durch die Straßen hatten sich die Kerwefans für die Kerweredd auf dem Sportplatz versammelt.
„Des Joar is wirrer veel Bleedes bassiert, ehr derft gesponnt soi, wer sich glei so scheniert“, grinsten Florian Geschwind und Bianca Jäckel nach einem Schluck Wein in die Runde und starteten auch gleich mit einer Toiletten-Geschichte. In dem stilen Ort wurde ein bekannter Elmshäuser eingeschlossen, der eng mit dem TSV verbunden ist. „Der wollt dehoam soi Dern streiche, voll motiviert, hot die Türklinke regelkomform obmontiert.“ Am nächsten Morgen wurde der Toilettengang zum Problem, denn die Tür war zu und natürlich kein Griff mehr daran. Der Raum hatte kein Fenster, und ein Handy war auch nicht greifbar, aber zu Glück lag das Tablet zum Zeitungslesen im Raum. Das wurde morgens um sieben zur Rettung.
Nur ein Kontakt war darauf gespeichert, aber das reichte aus um eine Rettungsaktion in die Wege zu leiten. „Notfall – ich bin gefoange in de Latrin, ohne Hilfe kumm isch net mehr aus de Kabin.“
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Eng verbunden mit der Feuerwehr war der nächste Elmshäuser, der sich in der Kerweredd wiederfand. „Woas wär Elmshause ohne soi Feierwehr? Do gäbs koan Erschde Mai un koan Kerbmoandoag mehr.“ Natürlich sind die Helfer auch immer zur Stelle, wenn es ernst wird. Deswegen wird ein neues Fahrzeug gebraucht. „Des häwe se a kriegt, un ich muss soache, des is werklich e Schmuckstick.“ Bis das Auto an kam, dauerte es einem Führungsmitglied der Brandschützer aber zu lange. Er wollte daher bei einer anderen Feuerwehr dieses Fahrzeug testen. „In Alsbach-Hähne häwe se die selwe Karre, un sie häwe ihn oigeloade zum Probefahre.“
Pünktlich zum Termin stand der Elmshäuser in Hähnlein am Gerätehaus und wartete. „Mit Pinktlichkeit, häwe ses wohl net in Hähne“, ärgerte er sich. Nach längerer Zeit griff er dann zum Handy und fragte nach, wo denn die Kameraden sind. „De Hähnemer Hauptmann woar genau so in Rage, er stand doch pinktlich um sechs vor de Garage.“ Da stellte sich heraus, das es zwei Feuerwehrwachen gibt: eine in Hähnlein und eine in Alsbach. „Mit Alsbach un Hähne lagst du vielleicht falsch, dofer kennscht de dich in Elmshause gut aus“, verteilte Kerweparrer Florian Geschwind ein Trostpflaster.
Ohne Navi nach Darmstadt
„Die Kerwejugend woar des Joar wirrer oag fleisisch. Un a es Roadhaus is wirrer top in Schuss.“, lobte der Parrer. Seinen Raum dort hat der Kerweverein selbst renoviert: Der Boden ist neu, die Wände sind wieder weiß, „un die Heizung macht a endlich wirrer heiß“. Fleißig geholfen haben dabei auch die Kerbdamen.
Nun war ein Mitglied aus deren Reihen dran. Norden oder Süden – wo liegt Darmstadt, war für sie die Frage. Jedenfalls war sich die junge Frau sicher , den Weg ohne Navigationsgerät zu finden. „Die Ufffoahrt zur A5 fand se noch ohne Gekicher. Nur is se donn gesaust in Richtung Basel.“ Eine halbe Stunde später war die junge Frau in Heidelberg. Per Handy fragte sie nun ihre Mutter, ob Darmstadt nicht in Hessen liegt. „Do wu isch bin, gibt nur noch Mauldasche zu esse. Do woar e Schild – Willkumme in Baden-Würrtemberg“. Mit Hilfe ihrer Mutter konnte die Elmshäuserin dann doch noch etwas später als geplant Darmstadt erreichen.
Auch ein Einsteigen in den falschen Zug wurde von den Autoren der Kerweredd registriert. Statt mit der Regionalbahn nach Bensheim zu fahren, wird der Schnellzug in Richtung Berlin genommen. Nächster Halt war in Kassel.
„In die Kerweredd kumme, is goar net sou schwer“, betonte der Kerweparrer. Es gibt Elmshäuser, die finden zielsicher Jahr für Jahr den Weg. Andere sind zum ersten Mal dabei.
Genial war die Idee eines Bräutigams, das zerbrochene Geschirr vom Polterabend einfach in eine trockengelegte Mistkaute zu kehren. „Die wird dann mit Beton aufgefüllt und ich brauche keinen Container. „Die Meschdkaut woar ball voller Deller un Karaffe. Doch jetzt gibt de Hake – un der hoat soi Folge“, wusste Kerweparrer Florian Geschwind: Haus und Grund und somit die Mistkaute waren schon verkauft – und der neue Besitzer wollte keineswegs die Vertiefung mit Beton verfüllen. Das zerbrochene Porzellan wollte er merkwürdigerweise auch nicht haben. jhs
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