Lautertal. Auch wenn die Busse seither über größere Zeiträume hinweg gar nicht oder nicht auf der eigentlichen Strecke über Beedenkirchen fahren konnten, werden sie relativ gut genutzt. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass das vorher nur rudimentäre Nahverkehrsangebot in Beedenkirchen deutlich verstärkt worden ist.
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So können vor allem Schüler, die nicht gleich frühmorgens zur Schule müssen oder früher als zur sechsten Stunde Schluss haben, die neue Verbindung nutzen. Seit der Fahrplanumstellung im Dezember vergangenen Jahres ist nun auch das Umsteigen in Reichenbach zuverlässiger möglich. Aber auch für Einkaufsfahrten und andere Besorgungen ist der Busverkehr geeignet.
Buslinie führt direkt zum Regionallabor der Gemeinde Lautertal
Ebenso lässt sich die Linie aber auch in der Freizeit nutzen. Start- und Endpunkt in Lautertal ist - abweichend von den Zielweisern an den Bussen, die von Reichenbach sprechen - die Lautertalhalle in Elmshausen. Dort ist wenige Schritte von der Haltestelle entfernt das Jugendzentrum der Gemeinde untergebracht, wobei Jugendliche ihren Besuch einschränken müssen, wenn sie den Bus nutzen wollen. Die letzte Verbindung gibt es um kurz nach halb neun Uhr abends. Das wäre am Wochenende noch ausbaufähig, auch weil junge Leute zum Beispiel nach einem Kinobesuch bisher ohne Elterntaxi oder eigenes Auto ab Reichenbach nicht mehr weiterkommen.
In der Lautertalhalle gibt es aber auch das Regionallabor der Gemeinde, das Berufstätige zum Arbeiten nutzen können. Mit dem MO2-Bus kommt man direkt hin. Die Haltestelle in Elmshausen ist außerdem der Ausgangspunkt, falls man den Bus für Ausflüge - oder Pendelfahrten - in den Kreis Darmstadt-Dieburg nutzen will. Über Beedenkirchen gelangt man nach Brandau, wo man unter anderem der Gedenkstätte für Kriegsopfer auf dem Geisberg einen Besuch abstatten kann. In diesen Zeiten empfehlenswert, weil er deutlich macht, dass die Zeiten auch schon anders waren und so besser nicht mehr werden.
Buslinie bietet Schlittenfahrern spannende Abfahrten
Wanderern bieten sich Beedenkirchen und Brandau als Ausgangspunkt für interessante Touren an. Der Aufstieg aus dem Lautertal muss nicht zu Fuß bewältigt werden, vielmehr kann man nach der Busfahrt gemütlich weiter Höhe gewinnen oder ins Tal zurückwandern.
Es ist aber im Winter auch eine Bus-Tour zum Schlittenfahren attraktiv. Denn im Tal liegt meist deutlich zu wenig Schnee für eine rasante Abfahrt. Am Geisberg in Brandau, aber auch am Panoramaweg in Neunkirchen, ist das deutlich anders. Dort ist dann auch immer einiges los. Die Schlitten im Bus mitzunehmen, ist üblicherweise kein Problem.
Wanderwege für philosophische Fragen, Quellen, Ruhe und Natur
Auch in Neunkirchen kann eine Wanderung – zum Beispiel an der Neunkircher Höhe – beginnen. Wer Richtung Gadernheim oder Winterkasten läuft, hat dort wieder Anschluss an den Nahverkehr. Es gibt auf der Höhe auch den Hirschpfad, einen meditativen Wanderweg, auf dem man sich mit den Themen Leben und Tod auseinandersetzen, aber natürlich auch einfach die Natur genießen kann.
Der Modautaler Quellenweg verbindet die Quellen an der Neunkircher Höhe. Der Weinweg bei Neunkirchen ist eine alte Verbindung, die bis an die Bergstraße reicht und den Vorzug hat, dass sie über die Höhenzüge verläuft. Das erspart das beschwerliche Auf und Ab rund um die engen Täler des vorderen Odenwald.
Ökumenischer Pilgerweg entlang der erweiterten Buslinie MO2
Auch Lützelbach bietet sich als Ausgangspunkt von Wanderungen an. Zum Beispiel ins Fischbachtal, was den Vorzug hat, dass man jederzeit seine Tour unterbrechen und wieder den MO2-Bus nutzen kann, um nach Hause zu kommen.
So verbindet der ökumenische Pilgerweg St. Jost die Orte des Fischbachtals. Auf 17 Kilometern gibt es an Stationen Impulse für die Wanderer. Benannt ist der Weg nach der Waldkapelle St. Jost bei Nonrod.
Nicht weit von Lützelbach und auf halber Strecke zum Schloss Lichtenberg liegt die Heuneburg. Der alte Ringwall wurde den Kelten zugeschrieben, aber ganz sicher ist nicht, wer ihn erbaut hat. Die Anlage, von der noch deutliche Erdwälle zeugen, ist wenig erforscht. Bisher gab es nur vor rund hundert Jahren Ausgrabungen, bei denen einige Keramik auf dem vierten und fünften Jahrhundert gefunden wurde.
Von der Heuneburg aus erreicht man den Hottenbacher Hof, ein Gasthaus im Tal des Johannisbachs.
Schlösser, Burgen und Ruinen als gut erreichbare Ausflugsziele
Die Buslinie führt von Lützelbach aus durch das Fischbachtal und zunächst nach Steinau. Auch hier kann gewandert werden. Die eindrucksvollen Felsformationen des Zindenauer Schlösschens und der Rimdidim sind in der Nähe zu sehen. Und es gibt ein kleines Felsenmeer am Aufstieg nach Neunkirchen. Von Billings aus lässt sich der alte Steinbruch von Messbach leicht erreichen, der mit Wasser gefüllt ist. Hier ist ein kleines Naherholungsgebiet entstanden. Wer weiter an Höhe gewinnt, gelangt nach Nonrod zu den Zwölf Aposteln, einer markanten Baumgruppe. In der Nähe wurde ein Friedwald eingerichtet.
Wer von hier aus eine ganz andere Richtung einschlagen möchte, ist schnell im Gersprenztal und dort zum Beispiel an der Ruine Rodenstein. Von der B 38 aus kann man mit Bussen über Reichelsheim und Lindenfels zurück nach Lautertal fahren.
In Niedernhausen ist das bevorzugte Ausflugsziel das Schloss Lichtenberg, das über dem Ort thront. Weite Teile sind nicht zugänglich. Es gibt ein Museum der Gemeinde, das im Rahmen von angemeldeten Führungen besichtigt werden kann.
Museen und Kultur warten am Ende der Linie
Der Linienbus erreicht dann bereits Groß-Bieberau, wo man sich am alten Bahnhof anschauen kann, dass die Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte nicht immer klug war. Denn hier fuhr bis in die 60er-Jahre das Reinheimer Lieschen von Reinheim nach Reichelsheim. Als die Strecke entstand, war sogar eine Verlängerung zur Weschnitztalbahn nach Fürth im Gespräch. Stattdessen wurde der Verkehr eingestellt, die Bahntrasse sogar teilweise bebaut. Ein Neubau wird immer wieder einmal diskutiert.
Inzwischen fahren auf der alten Strecke Busse. Nicht nur die der MO2, sondern auch die Linie 693 nach Fürth, mit der man – bei einem Umstieg in Reichelsheim auf die Linie 665 – eine Busrundfahrt durch den Odenwald unternehmen kann. Oder man fährt von Fürth auf der Weschnitztalbahn über die Bergstraße zurück.
Der MO2-Bus fährt weiter bis nach Reinheim, mit der Endstation am Bahnhof. Hier kann man nach Darmstadt und Frankfurt umsteigen, wenn man die Stadt nicht selbst genießen will. Das lohnt aber auch: Es gibt ein Schwimmbad und ein Museum mit einer eindrucksvollen Sammlung von Mineralien aus dem Odenwald. Im Hofgut Reinheim gibt es regelmäßig Kultur-Veranstaltungen. Allerdings müsste man für die Rückfahrt nach Lautertal einen Taxidienst von Brandau aus bemühen. Bis dorthin fahren die MO2-Busse auch spätabends noch. Nach Lautertal ist ab 20 Uhr Schluss.
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