Heppenheim. Dass Hambach gefährdeter als andere Stadtteile Heppenheims ist, wenn bei Unwettern riesige Mengen Regenwasser in die Ebene abfließen müssen, wussten und wissen die Hambacher seit Jahrhunderten. Im aufwendig gestalteten Buch zum 850-jährigen Jubiläum 2015 ist von Hochwasserkatastrophen in den Jahren 1686, 1885, 1938 und – zuletzt – 1953 die Rede. Angesichts des Klimawandels ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Flut kommt. Wann das sein könnte, konnte Daniel Ranko, Starkregenexperte der Stadt, bei seinem Auftritt im Ortsbeirat natürlich nicht sagen – aber darüber informieren, welche Vorsorgemaßnahmen seitens der Stadt getroffen werden und welche Möglichkeiten der Einzelne hat, sich hierbei einzubringen.
Hambach muss mit zwei Problemen leben, so Ranko, die die Situation bei Starkregen schnell gefährlich machen können: Zum einen das große Einzugsgebiet von 8 Quadratkilometern (zum Vergleich: In Erbach ist es laut Ranko nur ein Quadratkilometer), zum anderen das an vielen Stellen extrem enge Tal, das dem herabschießenden Wasser keinen Raum lässt. Während die Situation in Ober-Hambach im Ernstfall „entspannt“ bliebe, weil der Regen schnell abfließen würde, müsste er sich im größeren Teil des Dorfes einen Weg zwischen den Häusern und über die Ortsstraße bahnen.
Da, wo die Stadt agieren könne, werde gehandelt: So würden beispielsweise in den Waldflächen Mulden ausgebaggert, die einen Teil des Wassers „zwischenlagern“ könnten. Ein Problem sei es aber schon, die Zuläufe zur Kanalisation zuverlässig offen zu halten: In der Kreisstadt gebe es mehr als 7.000 davon; wollte man die regelmäßig reinigen, müssten mehr als 60 Arbeitstage allein hierfür verwendet werden. Wichtig sei es deswegen, appellierte Ranko so wie in den anderen Ortsbeiräten auch im Hambacher Gremium, dass jeder Einzelne seinen Teil dazu beitrage, den Abfluss des Wassers sicherzustellen – das eigene Grundstück frei von Hindernissen halte und auch mal nachschaue, ob der nahe gelegene Zulauf verstopft ist. Tipps, was man sinnvollerweise tun kann, sind bei ihm per Telefon oder E-Mail zu bekommen.
Aber auch die Stadt habe ihre Kontrollen verstärkt und werde sie weiter ausbauen. So werde darüber nachgedacht, problematische Bereiche der Bäche und Verdolungen per Video zu überwachen und Pegelstände in Echtzeit digital zu übertragen.
Auf wenig Begeisterung in Hambach stößt allerdings eine Maßnahme, die über Jahrzehnte diskutiert worden und ebenfalls als Vorsichtsmaßnahme gedacht war: Der Abbruch der Deichertsbrücke bei Ober-Hambach, an der sich bei Überflutung Treibgut hätte verfangen können. Um den Bach weiter überqueren zu können, hatte der Ortsbeirat für eine Furt plädiert. Hiervon sei trotz gegenteiliger Versprechungen bislang aber nichts zu sehen, die Südseite des Tals nur noch über einen weiten Umweg zu erreichen.
Mühlenweg mit historischen Daten
Thema im Ortsbeirat war auch der geplante Mühlenweg. Von den rund 50 Mühlen, die es in Heppenheim und den Stadtteilen einmal gegeben hat, standen 17 in Ober- und Unter-Hambach. Angefangen von der Werlesmühle (Hambacher Tal 14) bis zur Oberen Mühle (Paul-Geheeb-Straße 29) zogen sich die Mühlen entlang des Tales, die letzte (Mitschsmühle, Hambacher Tal 13) wurde 1975 aufgegeben. Schilder mit den historischen Daten sollen künftig auf diesen Teil der Hambacher Geschichte aufmerksam machen.
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