Gesundheit

Lebensstil: Chefarzt warnt vor Stress und wenig Bewegung

Besonders schwierig sind diese Faktoren in Kombination mit „schlechtem Essen“ und Schlafmangel, warnt Uwe Seitz.

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jr/ü
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Chefarzt Uwe Seitz referierte im vollbesetzten Marstall über gesunden und ungesunden Lebensstil. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Abend für Abend schlemmen, tagsüber ein Ründlein joggen und so (fast) mühelos das Traumgewicht halten? Wäre schön, funktioniert aber nicht, versichert Dr. Uwe Seitz, Privatdozent und Chefarzt der Gastroenterologie am Kreiskrankenhaus Bergstraße. Und ist auch nicht der richtige Ansatz, wenn es darum geht, möglichst gesund möglichst alt zu werden. Wie man es besser machen kann, erfuhren fast 70 Gäste, die sich auf Einladung der Bürgerstiftung Heppenheim in der vergangenen Woche in den Marstall des Kurmainzer Amtshofes begeben hatten, wo Seitz über das Thema „Gesund leben! Was wir selbst für ein gesundes Leben tun können“ referierte.

Folgt man Seitz, ist der Mensch Opfer einer Entwicklung, die durchaus Positives mit sich brachte und bringt. Während bis vor nicht einmal hundert Jahren auch in hiesigen Breitengraden Hunger durchaus noch ein Thema war und Bewegung – weil unvermeidlich – zum Alltag gehörte, der Körper also an das eine wie das andere gewöhnt war, fehlt es heute zwar nicht mehr an Nahrung, oft genug aber an körperlicher Anstrengung. Und, so Seitz, es hat sich ein Lebensstil eingebürgert aus schlechtem Essen, Bewegungsarmut, Stress und Schlafmangel.

Fastfood wird von der Werbung gefördert

„Wenn es Menschen heutzutage nicht gut geht, liegt das zu 90 Prozent am Lifestyle“, stellt der Mediziner fest und verweist auf Untersuchungen, die Verhaltensmuster zeigen, die alles andere als günstig für die individuelle Gesundheit sind. Wer sich beispielsweise zum Abendessen vor den Fernseher hockt, neigt dazu, den einen oder anderen Bissen mehr zu sich zu nehmen, als gut ist: „Das abgelenkte Gehirn registriert die aufgenommene Nahrung nicht mehr korrekt“.

Und es wird – von der Werbung intensiv gefördert – nur allzu oft zu „Fastfood“ gegriffen, also „ultraverarbeiteten“ Lebensmitteln, die zum Teil mehr als 20 Nahrungsbestandteile enthalten. Die sorgen in vielen Fällen dann dafür, dass über die Ausschüttung von Dopamin ein suchtähnliches Verhalten erzeugt wird. Sind aber – wie Alkohol – auch dafür verantwortlich, dass Parkinson, Magen-Darm-Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer mehr zunehmen.

Will man gegensteuern, hilft laut Seitz vor allem eine gesündere Ernährung, Gemüse zum Beispiel, „und zwar jedes Gemüse“. Eine besondere Rolle weist der Arzt hier beispielsweise dem Broccoli zu, der ebenso wie Blumenkohl viel Sulforaphan enthält, ein Senföl und Antioxidans, dem eine Tumorzellen hemmende Wirkung zugeschrieben wird. Untersuchungen hätten erwiesen, dass der Genuss dieser Lebensmittel das Krebsrisiko bis zu 60 Prozent senken könne.

Rauchen sollte tabu sein

Aber auch regelmäßige Bewegung ist für eine stabile Gesundheit bis ins hohe Alter wichtig. Nicht, um die zu viel aufgenommenen Kalorien wieder loszuwerden (was ohnehin nicht funktioniert, siehe oben), sondern um Körper und Geist fit zu halten. Einen positiven Einfluss hat Bewegung beispielsweise auf die (im Alter nachlassende) Knochendichte, aber auch auf Depressionen, die ebenfalls mit dem Alter zunehmen können. Erkenntnisse, die Seitz in seinem humorvollen Vortrag so zusammenfasste: „Besser dick und fit als dünn und faul“.

Zu einer vernünftigen Ernährung und regelmäßiger Bewegung sollten aus Sicht des Mediziners aber auch andere Verhaltensmuster hinzukommen. So sollte Rauchen tabu sein. Und man sollte nicht vor empfohlenen Impfungen zurückschrecken: Während in früheren Zeiten Masern- und Schluckimpfungen gegen Kinderlähmung selbstverständlich waren, gebe es „unter Helikoptereltern“ (Seitz) inzwischen immer öfter Hemmungen, die Kleinen dieser „Belastung“ auszusetzen.

Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln oder Magnesium

Aber auch wiederkehrende Vorsorgeuntersuchungen seien gut und wirksam. So gebe es kein besseres und wirksameres Mittel gegen die häufigste Krebsart als die Darmspiegelung, bei der die meisten Tumoren schon in der Entstehung entdeckt und entfernt würden. Für die Kosten kommen die Krankenkassen auf, in der Regel ab dem 50. Lebensjahr. Ergänzt wurde Seitz‘ Vortrag durch viele interessierte Fragen der Gäste, in denen es beispielsweise um den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln oder Magnesium ging.

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Begrüßt worden waren die Gäste von Andrea Falk vom Stiftungsvorstand, vor Ort war auch die stellvertretende Vorsitzende, Sibylle van de Ree. Sie nutzten die Gelegenheit, um auf die nächste Veranstaltung hinzuweisen: Die beginnt am 23. Oktober um 17 Uhr im Marianne Cope Garten am Graben, wo zur Finissage des Fotokunstprojektes von Johannes Kaiser zum Thema Ehrenamt eingeladen wird.

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