Informationsveranstaltung

Theologen und Bürger diskutieren in Heppenheim über den Synodalen Weg

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ai/ü
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Dunkel schaut es aus für die katholische Kirche nach zahlreichen Skandalen. Viele Gläubige sehnen sich nach Reformen. © dpa

Heppenheim. Die Frage, ob der Synodale Weg an der Basis der katholischen Kirche präsent sei, beantwortet Norbert Köhler von der Ökumenischen Erwachsenenbildung Heppenheim klipp und klar: „Überhaupt nicht“.

Worüber 230 Geistliche und Laien in Plenar- und Ausschusssitzungen in einer Frankfurter Messehalle sowie in Videokonferenzen diskutieren, verfolgt Köhler ab und zu im Livestream. Auch der Theologe Dr. Frank Meessen weiß als Fachmann, worum es geht, schließlich war er 25 Jahre lang Leiter des katholischen Bildungswerks Bergstraße/Odenwald.

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In der Öffentlichkeit wurde die vierte Plenarsitzung am 10. September aber nur deshalb wahrgenommen, weil es zum Eklat kam. An diesem „schwarzen Donnerstag“ wurde der Grundtext zur Sexualethik wie aus heiterem Himmel abgelehnt, weil drei Stimmen auf der bischöflichen Seite fehlten.

Köhler und Meessen wollten nun mit einer Informationsveranstaltung im Haus der Dornbusch der Weststadtgemeinde Erscheinung des Herrn erreichen, dass Christen beider Konfessionen mitreden können, dass sie erfahren, was im „Maschinenraum der Kirche“ vor sich geht. Deshalb hatten sie Martin Buhl aus Riedstadt eingeladen, einen der sechs Vertreter aus dem Bistum Mainz im Synodalen Weg.

Verwirrende Begriffe

Kompliziert wird es für Laien schon deshalb, weil derzeit nicht nur vom Synodalen, sondern auch vom Pastoralen Weg die Rede ist und die beiden Begriffe oft verwechselt werden, obwohl sie grundverschiedene Prozesse innerhalb der katholischen Kirche beschreiben. Buhl sagte von sich, er sei „mit Leib und Seele Feld-, Wald- und Wiesenkatholik“. Als Rektor der Martin-Niemöller-Schule in Riedstadt und Lehrer für Deutsch, Religion und Politik ist auch er vorgebildet. Bei seinem Vortrag im Gemeindezentrum der Heppenheimer Weststadt war er ein Übersetzer, der komplizierte Sachverhalte erklärte.

Sein Vortrag leitete er mit dem Bekenntnis ein: „Ich stehe auf der progressiven Seite.“ Konservative Kräfte, vor allem unter den jüngeren Weihbischöfen, wollen laut Buhl nicht wahrhaben, dass die Kirche „von der Wurzel her“ erneuert werden müsse, angesichts der Missbrauchsskandale, der Diskussion über den Zölibat und die Rolle der Frau. Buhl: „Die Kirche hat sich schuldig gemacht, als Institution und als Person.“

In einer Studie wurden 2018 die Dimensionen klar: Zwischen 1946 und 2014 wurden mindestens 3677 Menschen Opfer sexueller Gewalt, wobei 1670 Kleriker die Täter waren. Weil dies offenbar viel mit den Machtstrukturen in der katholischen Kirche zu tun hat, sollte der Synodale Weg ein Ausweg sein, auch deshalb, weil den Kirchen beider Konfessionen die Mitglieder davonlaufen.

„Papst hat die falschen Berater“

Unumstritten sei auch: Mit Reden sei es nicht getan, es müsse gehandelt werden. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hatten deshalb den Synodalen Weg festgelegt, der 2019 begann und voraussichtlich im März endet.

„Der Papst hat die falschen Berater. Er weiß nicht, was in Deutschland los ist.“ Mit diesen Worten umschrieb Buhl seine Forderung, die Bischöfe müssten bei ihrem nächsten Besuch den Synodalen Weg im Vatikan erklären und verdeutlichen, wie sehr sich die Katholiken nach Veränderungen sehnen.

Die Angst vor Veränderungen sei unbegründet, sagte Buhl in Heppenheim. Weder der christliche Glaube noch die Einheit der Kirche werde infrage gestellt. „Wir werden nicht darüber abstimmen, ob wir an die Auferstehung glauben“, so seine Worte. Mitreden, wenn es um die Wahl der Bischöfe oder die Benennung eines Pfarrers geht, das müsse allerdings möglich sein.

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Vortrag zum Synodalen Weg in Heppenheim

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red
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Nach dem Vortrag mischte sich Hermann-Josef Herd (82) in die Diskussion ein, der frühere Dekan und bis 2010 Pfarrer der Heppenheimer Gemeinde Sankt Peter.

Herd verdeutlichte, wie sich die Pfarrer seiner Generation den Fortschritten des Zweiten Vatikanischen Konzils verpflichtet fühlen, während viele der jungen Pfarrer am liebsten hinter dieser Entwicklung zurückbleiben würden. Meessen hofft, dass die progressiven Kräfte gestärkt werden.

Buhl zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass der Synodale Weg zum Ziel führt und die Krise überwunden wird. Allerdings sieht er „große Gräben, keine Brücken“. Köhler fragte: „Was kommt von dem, was in Frankfurt verhandelt wird, an der Basis an?“ Angelika Ballweg, viele Jahre lang Sekretärin in der Hambach Pfarrei Sankt Michael, befürchtet, dass der Synodale Weg vom Pastoralen Weg durchkreuzt wird, der die Zusammenlegung mehrerer Pfarreien vorsieht.

Pfarrer Herd bleibt Optimist. Als „Abbruch, Umbruch, Aufbruch“ benannte er die drei Phasen, durch die sich die katholische Kirche wandelt. Zurzeit sei sie im Umbruch. ai/ü

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