Hambach. Männer mit rotem Jackett und schwarzem Hemd, gelb-blau-rot-weißen Narrenkappen und eine Frau mit silbernem Glitzerkleid betreten die Bühne.
Im Saal der Hambacher Schloßberghalle suchen Menschen mit knalligen Perücken und großen, zumeist roten, Fliegen auf dem Kopf oder um den Hals und noch größeren Brillen auf der Nase ihren Sitzplatz. Nach drei Jahren steigt bei der Hambacher Fastnacht – Habafa – die erste Sitzung der Kreisstadt. Gut gelaunt begrüßt Sitzungspräsident Jan Ohlhauser das Narrenvolk. „Drei Jahre ist es her, hier sind wir wieder, nichts zwingt unsere Fastnacht nieder.“
Ihren ersten großen Auftritt nach mehreren Lockdowns während der Corona-Pandemie haben die Tanzmäuse, die Kleinsten der Hambacher Fastnacht. Mit als Löwen geschminkten Gesichtern und im leuchtend bunten Tüllrock tanzen sie zu „The Lion sleeps tonight“. Die erste Zugabe des Abends ist gewiss. Freilich bekommen sie auch den ersten Hausorden der Saalfastnacht. Die Tanzmäuse sind an diesem Abend nicht die einzigen, die das erste Mal auf der Habafa-Bühne stehen.
Eine Reise durch die Epochen
Stellvertreter Daniel Heinz kündigte eine fantastische Bütt’ mit den zwei Zeitreisenden Hyper Anton und Future Matzke an, die als Fassebutze mit ihrer Zeitreisekapsel in die Zeit der Neandertaler, ins Mittelalter und in die Zukunft unterwegs sind, aber dann doch wieder auf die Habafa-Bühne zurückfinden, wo es einfach am Schönsten ist.
„Hexe verbrenne und Exorzismus, des is was, was in der Fastnacht gar net soi muss“, befindet Hyper Anton. „Desweje flieje mer jetzt widder zurick, zu uns gejeniwer vun de Scholze-Brick.“ In der Zukunft sahen Vater Christian Matzke und Sohn Anton die Länder der Welt in der Fastnacht vereint.
Zu „Crazy little Thing called Love“ von Queen tanzten die „Garde-Girls“ – das Nachwuchsballett der Habafa – in blau-weißen Funkenmariechenkostümen und bekamen allerhöchstes Lob vom Sitzungspräsidenten, der feststellte, dass die Mädchen inzwischen zu jungen Frauen herangewachsen sind. Im Verlauf der Veranstaltung zeigte sich, dass die Habafa keine Nachwuchssorgen hat. Als Worschtkesselkoch und New-Food-Aktivistin steigen Willy Ohlhauser und seine Enkelin Johanna Rhein in die Bütt. Sie offenbaren den Generationenkonflikt.
Die Mitwirkenden
- Elferrat: Oliver Staffeld, Jürgen Lies, Tobias Mitsch, Jörg Haas, Kai Kärcher, Bea Fritsch, Jan Hempel, Thomas Weiß-Lang, Daniel Heinz
- Tanzmäuse: Jeyla Schröder, Hannah Meon, Mira Sahin, Luise Triebel, Nele Dreißigacker, Lena Dreißigacker, Nina Rettig, Zoe Schrah, Antonia Scholz, Karolin Rettig, Anni Fuhrmann, Lotta Matzke, Greta Lienert; Trainerin: Nadine Wanzel
- Gardegirls: Alessia Orsolini, Sarah Meon, Jana Triebel, Luna Petermann, Emilia Jung, Denise Hartmann, Zoe Hanschke, Sofie Moosmüller, Lin Mitsch und die Trainerinnen Katja Wolff, Saskia Albers
- Trio in der Bütt’: Kathrin Toqué, Kevin und Ela Wulff
- Playbackgruppe: Gudrun und Kai Kercher, Regine Engelhardt, Sabine Lovecchio, Doris Schrah
- After-Eicht-Ballett: Julian Schuster, Michael Triebel, Christian Franken, Stefan Lienert, Phillip Lies, Sebastian Lauw, Dennis Ragaller, Timo Wolf, Alex Werner
- Mundschenk: Uwe Kercher
- Präsidentengarde: Emilia Petermann, Anja Ragaller, Sabrina Büchner, Selina Schön, Lilli Löser, Vicktoria Rizzuto, Mia Petermann und Nadine Büchner
- Showtanz: Sina Flath, Elena Tilger, Anja Ragaller, Linda Flath, Sabrina Büchner, Selina Schön, Kira Arnold und Nadine Büchner
- Begleitmusik: Dietmar Jöst
- Technik: Lukas und Niko Schmitt, Jan und Jonas Wipplinger dj/ü
„Ich als Moann habe die Männer befreit vun denne fraaßvorsetzende Weibsleit“, verkündet der Großvater. Wenig beeindrucken mit seinen kulinarischen Aktivitäten kann er seine Enkelin. Schließlich gibt es Lieferdienste. Die erst 13-Jährige glänzte mit ihrem Bühnendebüt. „Wisst ihr noch, wie das geht?“, fragte Ohlhauser.
Klar haben die Fassebutze nicht verlernt, eine Rakete zu zünden. Die erste bekommt die Präsidentengarde, die strahlend, ebenfalls in blau-weißen Funkenmariechenkostümen, Freude in den Saal bringt. Lob, Lob und nochmals Lob und den Hausorden obendrein gab es vom Sitzungspräsidenten und seinem Stellvertreter für alle Programmpunkte. Es folgt die nächste Bütt’ und das nächste Bühnendebüt: Eric Waldhoff als „Putzfrau Gerda“.
Nach der Pause war es endlich soweit: Posaunen, Trommeln, Trompeten, Sousafon und Trillerpfeifen erklingen: Das Zugkomitee mit dem Musikzug Starkenburg zieht ein. Schirmfrau „Kerstin, die Paragrafenreiterin“ alias Kerstin Fuhrmann und Zugmarschall Norbert Weiser werben für den Fastnachtsumzug. Es folgt noch ein Musikstück, bevor die Entourage des Zugkomitees unter stehendem Beifall wieder die Bühne verlässt.
Unter den Gästen darf Ohlhauser nicht nur Ortsvorsteher Wolfgang Schlapp, Bürgermeister Rainer Burelbach und Stadtverordnetenvorsteherin Susanne Benyr mit CDU-Gefolge sowie den Sitzungspräsidenten der Hutzelschweizer Fastnacht, Holger Mitsch, und die Männergarde der Fasnachtgesellschaft Bottschlorum begrüßen, sondern auch acht Fassebutze aus Lorsch.
Als Beratungsunternehmer der Deutschen Bahn sah sich Eric Lerchl vor nahezu unlösbare Probleme gestellt. Er feierte nach fünfjähriger Abstinenz ein Comeback und ließ die Politik der vergangenen drei Jahre mit scharfer Zunge Revue passieren. Aus dem Off gesellte sich Martin Brunnengräber zu ihm. Krönender Abschluss war das Männerballett „After Eicht“ in neonfarbenen Kostümen und Masken. dj/ü
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