Führung

Neues Leben in Metzendorf-Gebäuden der Odenwaldschule

In der früheren Schule wird derzeit saniert, wobei der Denkmalschutz zu beachten ist. Das Internat ist seit dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen geschlossen, die Häuser existieren aber noch.

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jr/ü
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Sanierungsobjekt: Das Goethehaus der früheren Odenwaldschule ist Teil des "Wohnparks Ober-Hambach" und soll künftig ein Hotel garni sowie eine Weinstube bieten. Foto: Jürgen Reinhardt © Jürgen Reinhardt

Heppenheim. Ein Reformpädagoge, Paul Geheeb; dessen vermögender Schwiegervater, Max Cassirer, dazu ein Architekt aus Heppenheim mit einem ganz eigenen, unverwechselbaren Stil, Heinrich Metzendorf, haben in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts für ein Gebäudeensemble gesorgt, das seinesgleichen sucht: Die Odenwaldschule Ober-Hambach (OSO).

Während das Internat nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen 2015 nach 105 Jahren für immer schließen musste, existieren die Häuser, idyllisch am oberen Ende des Hambacher Tales gelegen, weiter – als „Wohnpark Ober-Hambach“, in dem am Ende bis zu 300 Menschen in Miet- und Ferienwohnungen leben sollen. Bevor es soweit ist, mussten, beziehungsweise müssen, die Häuser allerdings aufwendig und im Einklang mit dem Denkmalschutz, saniert werden.

Dass inzwischen viel passiert ist mit und in der früheren Schule, davon konnten sich am Sonntagnachmittag die Teilnehmer einer Führung „auf der Spur des großen Architekten“ überzeugen.

Metzendorf, 1866 geboren, starb 1923, also vor genau einhundert Jahren, und die Führung gehörte zu einem Programm, das an die Arbeit des „Baumeisters der Bergstraße“ und seine Projekte erinnern soll.

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Zu denen der größte Teil der Gebäude gehören, die früher das Internat und heute das „Dorf im Dorf“, den Wohnpark, prägen. So wie das „Goethehaus“ zum Beispiel, das sich beim von Architektin Doris Gölz geleiteten Rundgang allerdings eingerüstet und mit Baukränen versehen präsentierte.

Es ist das derzeit größte Sanierungsprojekt auf dem früheren Schulgelände und der historische Kern des am 14. April 1910 mit gerade einmal 14 Schülern eröffneten Internats, das in seiner Hochzeit bis zu 250 Schülerinnen und Schüler beherbergte, die hier in sogenannten „Heimfamilien“ bis zum Abitur geführt wurden und nebenbei noch eine Berufsausbildung absolvieren konnten.

Geheeb und Cassirer hatten die 1905 von Georg Müller erbaute Kurpension Lindenheim übernommen und ausbauen lassen, die vom neuen Eigentümer der früheren „OSO“, dem Geschäftsführer der Mannheimer Werbeagentur Schaller & Partner, Dieter Schaller, zu den Ursprüngen zurückgeführt wird: Ins Parterre zieht eine Weinstube ein, in die oberen Stockwerke ein Hotel garni mit 16 Appartments. 2024, so Doris Gölz, soll es soweit sein.

Die Holzkonstruktion hat gelitten

Zuvor muss kräftig investiert werden. Vor allem die Holzkonstruktion hat in den mehr als 100 Jahren gelitten, sowohl die Isolierung als auch der Brandschutz müssen angegangen werden. Und dies im Einklang mit dem Denkmalschutz, der viele und enge Grenzen zieht, wenn es um alternative Gestaltungsmöglichkeiten geht.

Was natürlich ebenso für die anderen Häuser gilt, von denen zwei von den Teilnehmern der Führung kurz im Inneren besichtigt werden konnten, aber beispielsweise auch für die Wegepflasterung, die den Gesamteindruck mitprägt. Ein großer Teil der nach Dichtern und Denkern benannten Häuser ist trotz dieser strengen Vorgaben inzwischen saniert, ein großer Teil der individuell zugeschnittenen Wohnungen, von denen keine der anderen gleicht, sind mittlerweile vermietet – und die Nachfrage ist riesig, obwohl beim Einzug viele Zugeständnisse gemacht werden müssen, die mit den Erfordernissen des Denkmalschutzes zusammenhängen.

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Dafür steht auf dem Privatgelände – ein Umstand, auf den die Architektin im Laufe der Führung immer wieder hinwies – ein Stamm fest angestellter Handwerker zur Verfügung, die derzeit aber noch gut mit der Sanierung beschäftigt sind. Doris Gölz bezeichnete es vor den Besuchern als ausgesprochenen Glücksfall, dass sich mit Dieter Schaller ein Investor gefunden hat, dessen erklärtes Ziel es ist, das historische Ensemble als Ganzes für die Nachwelt zu erhalten.

Wozu allerdings auch das von Metzendorfs Landhausstil deutlich abweichende „Laborhaus“ am Waldrand gehört, ein in den Fünfzigern vom damaligen Schulleiter (1951 bis 1962) Kurt Zier in Auftrag gegebenes Unterrichtsgebäude in Backsteinoptik und mit großen Glasflächen. Was der Investor, der selbst im „Baumhaus“, einem in den Neunzigern entstandenen Holzbau, untergekommen ist, gerne ändern würde, weil sich die Unterrichtsräume nicht wirklich für Wohnzwecke eignen. jr/ü

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