Bauprojekt

Nachbarn in Kirschhausen beklagen zu geringen Abstand zu geplanten Neubauten

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jr/fran/ü
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Der Bewuchs links steht am Südrand des beplanten Areals in Kirschhausen. Die Anwohner hätten gerne einen größeren Abstand zu den Neubauten. © Jürgen Reinhardt

Kirschhausen. Der Ortsbeirat in Heppenheims größtem Stadtteil bleibt bei seinem Ja zum geplanten Neubaugebiet Siegfriedstraße 394. Nachdem im Hauptausschuss des Stadtparlaments CDU und SPD bei Enthaltungen von Grünen, FDP und Freien Wählern sowie einem Nein von WG LIZ für eine Mehrheit gesorgt hatten, stimmten nun die Ortsbeiräte einstimmig für die Fortsetzung des Verfahrens. Bei der Entscheidung ging es um die Stellungnahmen aus der frühzeitigen Beteiligung der betroffenen Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange sowie die förmliche Beteiligung der Öffentlichkeit.

Bei den Plänen geht es um ein nördlich der B 460 gelegenes Areal rund um das frühere Haus Lulay. „Auf der Bein“ sollen nach dem Abriss des früheren Hotels 14 Doppelhäuser mit 28 Wohneinheiten durch das Schwetzinger Unternehmen Immo Real Estate GmbH gebaut werden, das seit einiger Zeit Besitzer des 10 000 Quadratmeter umfassenden Grundstücks ist. Ein seit 2012 bestehende Aufstellungsbeschluss soll aufgehoben und durch einen neuen Beschluss ersetzt werden. Erstmals im Ortsbeirat diskutiert wurden die Pläne Anfang Dezember 2021.

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Zwischen 2012 und 2017 wurde für dieses Areal bereits ein Bebauungsplanverfahren mit dem Namen „Auf der Bein“ angestoßen, das aber nie abgeschlossen wurde. Damals wurden Pläne für 29 Häuser auf 18 000 Quadratmetern geschmiedet. Das Vorhaben in schwieriger Hanglage war potenziellen Investoren am Ende zu heikel, das Projekt erschien nicht lohnend. Nun also ein etwas abgespecktes Projekt, das aber ebenfalls nicht ohne Kritik über die Bühne geht.

In Bauausschusssitzungen der vergangenen Monate waren Nachbesserungen gefordert worden. Insbesondere ging es dabei um die Zu- und Abfahrt, die energetische Versorgung des Neubaugebiets, ein Verkehrsgutachten sowie einen Umweltbericht. Nach zwei Ortsterminen unter Beteiligung der Anwohner waren Immo-Geschäftsführerin Nezaket Yildirim sowie Stadtverwaltung eigentlich davon ausgegangen, dass die künftigen Nachbarn sowie die Kritiker unter den Parlamentariern mit dem Projekt leben können.

Doch vor der jüngsten Beratungsrunde von Ausschüssen, Ortsbeirat und Stadtparlament hatten sich die Bewohner der vier bereits bestehenden Doppelhaushälften auf der Südseite der Siegfriedstraße – es geht um die Hausnummern 394 b, c, d und e – nun noch einmal mit dem Appell an die Kommunalpolitik gewandt, vor einer Genehmigung für Planungsänderungen zu sorgen.

„Interessen werden Profit geopfert“

In einem Schreiben wird beklagt, dass die Zufahrt von der B 460 für ein Neubaugebiet mit so vielen Häusern zu eng ausfällt. Hier müssten sich Fußgänger, Schulkinder und „Fahrzeuge aller Art im Begegnungsverkehr“ den knappen Raum teilen. Darüber hinaus würden Aspekte wie die starke Flächenversiegelung oder der Lärmschutz nicht gebührend berücksichtigt. Statt „die Interessen der alteingesessenen Bewohner dem Profit eines Investors“ zu opfern, sollte auf die ursprüngliche Planung zurückgegriffen werden, die gespiegelte Doppelhaushälften entlang des derzeitigen Privatweges vorsah.

An den bestehenden Plänen wurde indes nichts Wesentliches mehr verändert. Vor allem der Vorschlag, die Neubebauung insgesamt ein wenig in Richtung Norden oder Nordwesten zu verlegen, um mehr Abstand zur bestehenden Bebauung zu haben, wird weiter abgelehnt. Und auch an der Zufahrt über die Siegfriedstraße wird nicht gerüttelt, die mancher lieber über die Waldstraße oder die Alte Straße geführt hätte. Allerdings würde es in jedem Fall um Privatgelände gehen, das nicht zur Verfügung steht.

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Allerdings wird nun – nach umfangreichen Artenschutzuntersuchungen – eine große Ausgleichsfläche nördlich an das Neubaugebiet angrenzend mit Bäumen bepflanzt („ein Paradies für Vögel“) und die Pflege von Immo übernommen. Für die Unterbringung der Mülltonnen auch der Nachbarn stellt der Investor eigenes Gelände zur Verfügung, und wenn für die neuen Häuser Glasfaser verlegt wird, können sich die Alteingesessenen auf Wunsch anschließen.

Auch bei der Frage nach Parkplätzen, die im Ortsbeirat noch einmal aufkam, sieht Immo sich gut aufgestellt: Zu jeder Wohneinheit gehören eine Garage und ein Stellplatz, hinzu kommen acht Besucherparkplätze. Ob die dann tatsächlich Besuchern zur Verfügung stehen oder – was ja oft genug vorkommt – anderweitig zugeparkt werden, dürfte sich dem Einfluss des Investors entziehen.

Die Diskussion um das Neubaugebiet geht am 6. Oktober weiter. Dann tagt die Stadtverordnetenversammlung ab 18 Uhr in der Mehrzweckhalle Erbach. jr/fran/ü

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