Bürgersprechstunde Kirschhausen

Irritation um eine Flüchtlingsunterkunft in Kirschhausen

Im Heppenheimer Ortsteil rumort es, weil die Nutzung des Sportlerheims in Gefahr sein könnte.

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rid/ü
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In diesem Jahr ziehen aller Voraussicht nach keine Flüchtlinge in das Sportlerheim, das das Zuhause des SV Kirschhausen ist und auch vom Schützenverein genutzt wird. Ob es in Zukunft dazu kommen wird, steht auch noch nicht fest. © Wagner

Kirschhausen. Man merkte es schon an der ungewöhnlich großen Anzahl von Teilnehmern, die am Mittwochabend bei der Bürgersprechstunde vor der Kirschhäuser Ortsbeiratssitzung in die Alte Schule anwesend waren: Da musste etwas die Gemüter erregt haben. Annähernd 30 Einwohner waren gekommen, die Mehrheit macht sich Sorgen um die Zukunft des Sportlerheims und des SV Kirschhausen, weil in dieser Zeitung zu lesen stand, dass im Sportlerheim ab dem 1. Juli Flüchtlinge untergebracht würden. Ein Missverständnis, wie sich jetzt herausstellte.

Steffen Gugenberger (CDU) stellte dies in seiner Eigenschaft als Vertreter des Magistrats im Rahmen der Sitzung richtig: Das Sportlerheim stehe zwar auf der Liste der möglicherweise für die Unterbringung von Geflüchteten zu nutzenden Gebäude, werde aber erst dann belegt, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft seien. Er rechnet nicht damit, dass das in diesem Jahr noch der Fall sein werde. Das Sportlerheim sei eine „Notfallreserve“ (Gugenberger), bevor man Menschen in Containern unterbringe. „Vorerst“ könne das Sportlerheim weiter genutzt und vermietet werden, jedoch nicht unbedingt auf ein Jahr im Voraus.

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Fakt ist, dass bereits ein Architekt damit befasst ist, eine Vorplanung für den Umbau des Sportlerheims zu erstellen. Erste Entwürfe „haben der Stadt nicht gefallen“, wie Gugenberger erläuterte. Es scheint jedoch auch so, dass bei den Verantwortlichen der Stadt nicht bekannt ist, dass das Sportlerheim auch nach dem Aus des „Almenwirtes“ rege genutzt wird, wie sich im Verlauf der Sitzung herausstellte.

Während der Diskussion ging es in keinem Moment gegen die Unterbringung von Geflüchteten an sich, es wurden auch keinerlei fremdenfeindliche Töne angeschlagen. „Das Sportlerheim ist seit vielen Jahren die Lebensader des SVK“, unterstrich Hans Schäfer, ehemals langjähriger Vorsitzender des SV Kirschhausen. Ohne die Einnahme aus der Vermietung der Räumlichkeiten sei es nicht möglich, einen Sportverein dieser Größe zu erhalten. Darüber hinaus verwies er darauf, dass das Gebäude in den 1970ern mit Eigenhilfe errichtet worden sei.

Kooperationen mit Kita und Grundschule

Ortsvorsteher Peter Engelhardt (CDU) betonte, dass der SVK nicht nur der größte Verein des Stadtteils sei, sondern auch ein lebendiger Verein mit regem Spielbetrieb. Vier Jugendmannschaften (nach der Sommerpause werden es sogar fünf sein), zwei Herren-Teams und die Alten Herren treten dort nach dem runden Leder. Darüber hinaus gibt es Kooperationen mit dem Kindergarten und der Grundschule.

Auf dem Kunstrasenplatz unterhalb des Sportlerheims sei von Montag bis Sonntag täglich Trainings- und Spielbetrieb, auch die Duschen und Umkleiden würden täglich genutzt. Das Sportlerheim selbst werde dreimal wöchentlich für Spielersitzungen genutzt, montags fänden dort andere Sitzungen statt. Darüber hinaus vergehe kaum ein Wochenende, an dem es nicht für private Feiern vermietet würde. Auch andere Vereine – etwa der SV Erbach und die Sportgemeinschaft – oder Schulen würden das Vereinsheim anmieten.

Ortsbeirat Heiko Schäfer (FDP) ist auch Vorsitzender des SV Kirschhausen. Er kritisierte, dass die Stadt zu keiner Zeit den Verein mit ins Boot genommen habe. Auch sonst lasse die Kommunikation zwischen Stadt und Verein mehr als zu wünschen übrig. So sei der Pachtvertrag des SVK für das Sportlerheim vor rund vier Jahren ausgelaufen, seitdem warte man auf eine Verlängerung und werde immer nur vertröstet mit Aussagen wie der, dass man „in den letzten Zügen“ mit dem Verfassen des Vertrages sei.

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Verwundert zeigte sich der FDP-Mann darüber, dass beim zuständigen Immobilien-Management der Stadt keiner gewusst habe, dass im Erdgeschoss der Schützenverein untergebracht sei und teilweise mit scharfer Munition schieße. Bei der Diskussion ging es vordergründig nicht um die Angst, dass die Waffen in unrechtmäßigen Besitz gelangen könnten, sondern dass man die Geräusche aus der Schießanlage im Stockwerk oben drüber deutlich hören könne. Für traumatisierte Menschen aus einem Kriegsgebiet sei das kein geeigneter Ort.

Ortsbeirätin Alexandra Rothermel (CDU) gab außerdem zu bedenken, dass das Sportlerheim der einzige größere Raum sei, der im größten Stadtteil zur Verfügung stehe: Die Räume im Erdgeschoss der Alten Schule, die ein Alternative waren, seien „uns während Corona in einer Nacht- und Nebelaktion weggenommen worden“. Dort wurde ein Kindergarten untergebracht.

Gugenberger empörte sich, dass es den Anschein mache, den Menschen gehe ihr Hobby vor dem Menschenwohl der Geflüchteten, die „ja nicht freiwillig“ hierher kämen. Dem widersprachen die Anwesenden deutlich. Viele Kirschhäuser hätten einfach Angst um den Weiterbestand ihres größten Vereins. Vorgeschlagen wurde, weitere Flüchtlinge im Pfarrhaus von Sankt Bartholomäus unterzubringen. rid/ü

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