Narren

In Heppenheim war sogar der Fastnachts-Gottesdienst in Gefahr

Von 
rid/ü
Lesedauer: 
Beim Gottesdienst im vergangenen Jahr durften nur wenige Narren teilnehmen. © Sascha Lotz

Heppenheim. Altweiberfastnacht, Umzugssonntag, Rosenmontag – normalerweise steppt in der fünften Jahreszeit der Bär in Heppenheim, sind die Narren los und die bunten Fahnen wehen im Wind. Doch ausgerechnet im Schnapszahljahr 2022 bleiben die Bürgersteige hochgeklappt, die Umzugswagen in den Hallen und die Narren daheim. Blasen nun alle Trübsal in den kommenden Tagen?

Bei den Fastnachtern des SV Erbach ging zumindest am vergangenen Wochenende einiges, wenn auch nur online. Sie streamten einen Mix aus Konserve und Neuem. Die Show ist noch immer auf YouTube zu sehen.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Am kommenden Wochenende werden auf alle Fälle Vertreter der fastnachtstreibenden Vereine am Fastnachtsgottesdienst am Sonntag, 27. Februar, um 10 Uhr in St. Peter mit von der Partie sein, wenn wieder das „Heile, heile Gänsje“ ertönt.

Ein Zeichen der Hoffnung

Noch kann man Plätze reservieren. Im Pfarreienverbund wurde am Mittwoch diskutiert, ob man angesichts der Lage in der Ukraine auf diesen besonderen, fröhlichen Gottesdienst nicht besser verzichten solle. Aus dem Pfarrbüro hieß es am Mittag, dass man sich entschlossen habe, ihn stattfinden zu lassen. In der Predigt werde aber eher die nachdenkliche Seite der Fastnacht zur Sprache kommen, würden Zukunftsängste formuliert, aber auch Zeichen der Hoffnung gesetzt.

Die „Veggelsbecher“ unter der Regie von Andrea Ochs-Kleber hatten bis Dienstagabend noch geplant, als kleine Gruppe vor die Kirche, das Rathaus und das Landratsamt zu ziehen – unter Wahrung aller Regeln.

Am Abend dann fiel die Entscheidung dagegen: „Angesichts der politischen Entwicklung in der Ukraine können wir nicht mit gutem Gewissen feiern. Das ist quasi vor der Haustür“, so Ochs-Kleber.

Beim Gottesdienst dabei

Tanzen und singen, wenn in Europa vielleicht Menschen durch einen Krieg zu Schaden kommen, das gehe einfach nicht. „Wir haben lange überlegt, aber was wir auch machen würden, es wäre nicht richtig“, stellt Zugmarschall Norbert Weiser fest. Erst war der Umzug gestrichen worden, dann die als Ersatzveranstaltung geplante Party auf dem Graben. „Aber beim Fastnachtsgottesdienst sind wir – und auch das Schirmherrinnen-Kleeblatt – natürlich dabei.“

Immerhin: Der Verkauf der Plaketten laufe ganz gut.

Treffen im kleinen Kreis

Allerdings hofft Weiser, dass in den kommenden Tagen noch mehr verkauft werden oder Spenden eingehen, das Geld wird nämlich benötigt, um für den 2023 hoffentlich wieder stattfindenden Fastnachtsumzug viele Wagen bauen zu können. Informationen und Verkaufsstellen findet man auf der Homepage der IG Fastnachtsumzug.

Die „Bottschloren“ treffen sich im Anschluss im ganz kleinen Kreis bei ihrem Sitzungspräsidenten Markus Wilfer, wie Vorsitzende Anke Hildenbeutel verriet, die auch Teil des diesjährigen Schirmherrinnen-Kleeblatts ist. Geplant ist als kleiner Ersatz für die ausgefallenen närrischen Tage ein Sommerfest. Die „Hutzelschweizer“ und die Hambacher Fastnachter (Habafa) lassen die Fastnacht in diesem Jahr komplett ausfallen.

Mehr zum Thema

Straßenverkehr

Kontrollen an Fastnacht: Bei Alkohol am Steuer hört der Spaß auf

Veröffentlicht
Von
Kai Segelken
Mehr erfahren
Kindernachrichten Podcast

Verkehrte Welt zur Weiberfastnacht

Veröffentlicht
Von
fw
Mehr erfahren
Fünfte Jahreszeit

Fastnacht: Buntes Konserven-Spektakel des SV Erbach

Veröffentlicht
Von
rid/ü
Mehr erfahren

Der Katholische Frauenbund musste seine Frauenfastnacht auch ausfallen lassen, doch Daniela Eisenhauer hatte eine prima Idee für die närrischen Kolleginnen: Am Mittwoch vergangener Woche um 19.31 Uhr, an dem Tag also, an dem die erste Saalfastnacht hätte steigen sollen, haben sich die Frauen mit einem Glas Sekt in der Hand selbst abgelichtet, manche verkleidet.

Aus den eingesandten Selfies hat Eisenhauer dann eine Collage gebastelt und herumgeschickt – so waren am Ende alle doch in einer gewissen Weise miteinander vereint.

Foto-Collage in der Bachgass

Petra Fischer stellt in ihrem Geschäft in der Bachgass ebenfalls eine Foto-Collage aus, auf der man Szenen vergangener Sitzungen bewundern kann.

Dem Heft des Katholischen Frauenbundes war zudem ein vierseitiger selbstgestalteter Flyer beigelegt, abgedruckt ist der Text des Liedes, das auf keiner Sitzung fehlen darf: „Es Däschel“. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, steht darunter zu lesen. Und: „Wir stehen in den Startlöchern, um für Euch ein tolles Programm zu planen.“

Dagmar Banaschik verrät am Telefon, dass sich die Gruppe im April oder Mai treffen möchte, um zu besprechen, wer noch bei der Stange bleibt. „Ich bin guter Dinge, die sind alle hoch motiviert. Die ein oder andere Sache wird sogar schon getextet.“

„Natürlich fehlt etwas“

Im Sommer ist ein gemeinsames Fest geplant. Aber natürlich „fehlt was, das Herz blutet“. Trotzdem sei man in einem gewissen „Fastnachts-Flow“.

Das liegt wohl an der Jahreszeit und daran, dass die ein oder andere Fastnachtssendung im Fernsehen Erinnerungen weckt. „Da ist man auf einmal wieder voll drin und schreibt auf. Das simmer, die verrückten Frauen, die närrischen Weiber“, lacht sie. rid/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Festspiele Heppenheim
  • Bürgermeisterwahl Heppenheim