Heppenheim. Bescheiden kommt er zurzeit daher, dieser Sommer 2023. Gut, es könnte auch durchregnen. Das täte der Natur dann wohl wirklich mal gut. Aber nur hartgesottene Wasserfans sowie solche, die es noch werden wollen, hält das Schmuddelwetter nicht vom Besuch des Heppenheimer Freibads ab. Aber die sind dort weitgehend unter sich. Ein kleiner Einblick ins Blau im Grau, eine erste vorsichtige Zwischenbilanz.
„Gut, wenn es jetzt sechs Wochen so weitergeht...“ – den schwarzen Gedanken muss Schwimmmeister Dirk Hansmeier gar nicht zu Ende führen. Ansonsten ist er aber recht optimistisch, baut auf noch drei schönere Wochen. Zwei Drittel des als Minimum angestrebten Besuchsvolumens seien erreicht, erklärt er. Bei den Temperaturen weit über 30 Grad, das bleibt zu erinnern, war es gerappelt voll.
Dass ein Vor-Ort-Termin am Nachmittag eines 31. Juli fast ins Wasser fällt und kaum jemand ins Wasser will, ist schon ungewöhnlich. Ein Vater und zwei Töchter packen gerade noch ihre Sachen zusammen und gehen. Sie nahmen an einem Schwimmkurs der Stadtwerke teil. Wie berichtet, bietet der Schwimmclub Heppenheim immer wieder Kurse an – und die Stadt eben auch.
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„Weil es uns wichtig ist“, betont Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) den Entscheid, über die regulären Öffnungszeiten hinaus auch weiter Kurse zu ermöglichen. Dafür reicht das Personal gerade noch so. Durch den Einsatz eines gut motivierten und engagierten Teams, wie Hansmeier unterstreicht. Dazu gehört Badebetriebs-Meisterin Bianca Radlinger-Diehm, die auch regelmäßig Kurse anbietet.
Die der gebotenen Aufsicht wegen maximale Teilnahmezahl von zehn Kindern war an diesem Tag nicht erreicht worden, aber gut zur Hälfte.
Klar, auf den Liegeflächen hält sich niemand auf. Wer bei um die 20 Grad Außen- und im Moment immerhin 23,6 Grad Wassertemperatur (24 bleiben generell angepeilt) hinein will ins frische Nass, tut das, um – ungestört – Bahnen zu ziehen. Wie Ingrid Hoffmann und Maria Vorreiter aus dem badischen Laudenbach. In aller Regel sind die erfahreneren Schwimmerinnen täglich da, für 60 bis 90 Minuten freiwilligen Sport.
Mehr Platz im Becken
Rasch nach ihnen flitzen zwei Mädchen aus der Nachbarschaft herbei. Sie kommen weiterhin gerne, haben sonst gar nichts dabei und den Bikini schon drunter. Rasch sind die auch sommerlichen Klamotten darüber abgestreift.
Eine steigt schon ins Becken, zögert nur kurz, und ist vergnügt. Die andere folgt, zögert etwas länger – Zeit für eine Nachfrage: Ob es bei dem Wetter nicht etwas unangenehm wäre und Überwindung koste. Nicht wirklich. „Dafür ist es leerer,“ sagt sie lächelnd und schwimmt los. Beeindruckend stoisch geht es hin und her, und das mit Freude und Untertauchen. Ein großes und immer noch recht erschwingliches Plansch-, pardon Schwimmbecken ums Eck bleibt verlockend.
Egal, wie nah sie es haben, die Gäste kommen – kamen vor allem. Bender hat ein paar Zahlen mitgebracht: 2644 Saison- und 17 325 Tageskarten fanden demnach bislang ihre Abnehmer. Hinzu kommen 482 Zwanziger-Karten.
Das Problem mit den Öffnungszeiten
Aber nicht (mehr) viele Jugendliche. Es hat sich sowieso längst viel verändert im Freizeitverhalten, und das Freibad ist nicht mehr erste Adresse. Das schwimmen Lernen ist überdies keine Selbstverständlichkeit mehr – wie eine gewisse Grundfitness, ergänzt Hansmeier. Darum tun die Verantwortlichen ja alles in ihrer Macht Stehende, um dem abzuhelfen.
Früher, sagt der Schwimmmeister, sei gegen 11 Uhr der Tag vorherzusehen gewesen, das klappt heute so nicht mehr. Wenn Schüler kämen, dann meist erst ab 16.30 Uhr. All diesen Unbilden und Unwägbarkeiten zum Trotz steht Heppenheim noch besser da als viele andere Kommunen, deren Bäder nicht mehr oder stark eingeschränkt öffnen.
Auf dem Vorplatz des Heppenheimer Freibads verlieren sich je eine Handvoll Räder und Autos. Am nächsten Tag, der August hat begonnen, sind es noch weniger – und 47 Gäste bis 13 Uhr.
Die Abdeckplane, die eine Nachtauskühlung des Wassers eindämmen soll, kam noch gar nicht zum Einsatz. Sie liegt unter den Startblöcken parat, lässt sich aber so wie geliefert nicht anbringen. „Wir haben das so gar nicht abgenommen“, erklärt Bender. Die Neulieferung kann dauern. Nach der fertigen großen Rutsche kommt unter anderem demnächst die kleine dran. Aber wie alle Arbeiten nach der Saison, versichert die Erste Stadträtin. Es soll sich niemand vergrault fühlen.
Weniger Arbeit für die Schwimmmeister bedeutet der ruhige Betrieb aber nicht. Wenn viel los ist, passten die Menschen auch untereinander auf. Nur darf der Einzelne nicht aus dem Blickfeld geraten, sagt Radlinger-Diehm plausibel. Schon deshalb sucht die Stadt weiter händeringend noch eine Meisterkraft zur Aufsicht. mbl/ü
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