Kultur

Herausragende Heppenheimer Persönlichkeiten

Geschichtsverein präsentiert Sonderausstellung zu Persönlichkeiten, die eine besondere gesellschaftliche Wirkung entfaltet haben

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thr/ü
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Heppenheim. Wenn man an bekannte Heppenheimer Persönlichkeiten denkt, da fallen einem zunächst Menschen wie der Chemiker Justus von Liebig ein, vielleicht auch der Religionsphilosoph Martin Buber oder etwas aktueller der Rennfahrer Sebastian Vettel. Doch die Berühmtheit an sich ist nicht Thema der neuen Sonderausstellung des Heppenheimer Geschichtsvereins mit dem Titel „Historische Heppenheimer Persönlichkeiten - das Wirken besonderer Menschen“.

„Es geht uns nicht um die berühmtesten Heppenheimer. Wir wollen keine Männer vorstellen, die Geschichte geschrieben haben“, erläutert Professor Dr. Karl Härter, Vorsitzender des Geschichtsvereins. „Wir wollen Menschen in den Vordergrund rücken, die in Heppenheim geboren wurden und etwas bewegt haben, auf ganz unterschiedlichen Feldern Wirkungen entfaltet haben und auch aus ganz unterschiedlichen Schichten stammten.“

Am Sonntag ist Eröffnung

Die Sonderausstellung zu „Historischen Heppenheimer Persönlichkeiten“ ist vom 29. September bis 17. November im Heppenheimer Museum zu sehen.

Die Eröffnung ist am Sonntag (29.) im Kurfürstensaal um 13 Uhr mit Vorträgen und Musik. Geplant sind öffentliche Führungen für Sonntag, 6. Oktober (11 und 14 Uhr), Sonntag, 27. Oktober (14 Uhr), und Donnerstag, 7. November um 17 Uhr.

Das Buch zur Ausstellung wird am 9. Oktober um 19 Uhr im Marstall vorgestellt. Die Ausstellung endet am 17. November mit einem Autorengespräch ab 15 Uhr. thr/ü

Diese Prämisse liege auch darin begründet, dass bis ins 20. Jahrhundert hinein Frauen in der Gesellschaft nicht die gleiche Rolle spielen konnten, die traditionell die Männer einnahmen. „Wir haben gerade deshalb drei Frauen ausgesucht, die einen beeindruckenden Lebensweg hatten“, erläutert der stellvertretende Vorsitzende Karlheinz Mulzer.

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Insgesamt werden die Biografien von elf Heppenheimern und Heppenheimerinnen nachgezeichnet. Mit viel „Flachware“, wie Härter scherzhaft Dokumente wie Fotos, Briefe und Schriftstücke nennt. Doch es wird auch einige Gegenstände zu sehen geben, die den Lebensweg der Personen begleitet haben.

„Außerdem bereiten wir einen großen Zeitstrahl mit Weltkarte vor – zur Einordnung der Persönlichkeiten in den Gesamtzusammenhang“, erläutert Luisa Wipplinger, Museumsreferentin der Stadt.

Verschiedene Autoren des Geschichtsvereins haben kurze Texte zu den Personen verfasst und es werden auch Videosequenzen aus Interviews mit der im Jahr 2000 verstorbenen, christlichen Widerstandskämpferin Katharina Katzenmaier zu sehen sein, die zu den Vorgestellten gehört. „Das Museum hat diese Interviews angekauft, das ist eine der Möglichkeiten, sie den Bürgern auch zu zeigen“, erläutert Wipplinger.

Zwei starke Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

„Frau Katzenmaier, die später auch als Ordensschwester Theodolinde bekannt wurde, wollte eigentlich Medizin studieren, wurde jedoch Gemeindepädagogin“, gibt Andrea Falk vom Geschichtsverein einen Vorgeschmack auf die Ausstellung. „Die Nationalsozialisten warfen ihr vor, im Unterricht Euthanasie als Mord bezeichnet zu haben. Sie hätte sich mit dem Eintritt in die Partei freikaufen können, aber das tat sie nicht.“

Die Folge war 1943 ihre Deportation ins Konzentrationslager Ravensbrück, das sie überlebte. Erst viel später, in den 1990er Jahren, konnte sie über das Erlebte schreiben. „Die Zeit war dafür vorher nicht reif. Sie war auch als Ordensschwester immer unterwegs und ist gegen Nationalsozialismus eingetreten“, sagt Falk. Auch der Lebensweg von Judith Buber-Agassi, einer Enkelin Martin Bubers, wird in der Ausstellung nachgezeichnet. „Ihre Eltern trennten sich und die beiden Töchter kamen zu den Großeltern nach Heppenheim“, so Karl Härter.

Während ihre Mutter Margarete vergeblich versuchte, in die Schweiz zu flüchten, und schließlich ebenfalls über Umwege im KZ Ravensbrück landete, gelang es Tochter Judith 1938 nach Jerusalem zu emigrieren. „Sie steht sozusagen für die jüdische Bevölkerung Heppenheims“, sagt Härter. Judith Buber-Agassi machte Karriere als Soziologin und schrieb über Frauen und die Arbeitswelt. „Sie hatte nahezu weltweit Lehraufträge und hielt auch aus Tel Aviv die Verbindung zu Heppenheim.“ Das Schicksal der Mutter veranlasste sie, eine Studie zu Jüdinnen im KZ Ravensbrück zu veröffentlichen. thr/ü

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