Heppenheim. Es ist Herbst und immer mehr Blätter fallen von den Bäumen. Das ist in jedem Jahr so, wenn der Herbst kommt, und das ist auch völlig normal. Nicht normal ist es, wenn die Blätter schon im Sommer zu welken beginnen. Wie bei den Rosskastanien, von denen es im Stadtgebiet von Heppenheim nach Informationen aus dem Rathaus genau 176 gibt. Nicht zuletzt in der Nordstadt und entlang von Reben- und Blütenstraße sind die kranken Bäume zu sehen, deren Zustand meist auf eine Hauptursache zurückzuführen ist: die Miniermotte.
Die Motte legt ihre Eier im Frühjahr auf die Blätter der Rosskastanie. Nach dem Schlüpfen bohren sich die Larven in die Blätter und fressen dort, was zu charakteristischen Fraßgängen führt. Diese Gänge sind zunächst blassgrün und verfärben sich später braun, wenn das Blattgewebe abstirbt. Die Rosskastanien-Miniermotte, heißt es, wurde 1984 in Mazedonien entdeckt, 1989 wurde sie in Österreich erstmals nachgewiesen und seitdem breitet sie sich sehr schnell weiter aus.
Trockenheit der vergangenen Jahre schwächt die Bäume
Wieviele der 176 Kastanien im Stadtgebiet insgesamt betroffen sind, kann nicht genau beziffert werden, wie es aus dem Rathaus heißt. Was daran liegt, dass der Befall auch vom jeweiligen Standort abhängt. Allerdings haben die Mitarbeiter der Stadt festgestellt, „dass die rosablühenden Kastanien stärker betroffen zu sein scheinen“. Und es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass „andere Ursachen für das Schadbild“ mitverantwortlich sein könnten. Die Trockenheit vergangener Jahre, steht zu vermuten, könnte dazu beigetragen haben, dass die Widerstandskraft der Bäume nachgelassen hat.
Aber auch, wenn die betroffenen Kastanien an optischer Attraktivität einbüßen, bestehe „keine unmittelbare Gefahr“ für deren Standsicherheit, versichert die Verwaltung. „Ein starker Befall reduziert zwar die Photosyntheseleistung, schwächt den Baum langfristig und führt zu einem verfrühten Blattfall. Dies kann die Vitalität des Baumes mindern und ihn anfälliger für weitere Schädlinge und Krankheiten machen. In solchen Fällen wird die Stadt die Bäume weiterhin beobachten, um frühzeitig mögliche Risiken für die Standfestigkeit zu erkennen.“
Und muss der eine oder andere Baum aus Sicherheitsgründen doch entfernt werden – was immer wieder auf Widerstand stößt – würden mittel- bis langfristig Ersatzpflanzungen vorgenommen: „Dabei wird, sofern Standort und Baumart geeignet sind, ein Baum an Ort und Stelle nachgepflanzt, andernfalls an einem alternativen Standort. Die Auswahl geeigneter Baumarten ist standortabhängig; eine Empfehlung kann über die sogenannte GALK-Liste erfolgen.“
Heppenheim besitzt im öffentlichen Raum etwa 10.000 Bäume
GALK steht für Gartenamtsleiter Konferenz. Ihr Ursprung lag in eine Entscheidung der Gartenamtsleiter im Jahr 1976, die Kommunen und Planungsbüros, aber auch Baumschulen bei der Auswahl von Bäumen für Straßen und Plätzen zu unterstützen. Hierbei fließen Erkenntnisse, Erfahrungen und wissenschaftliche Daten über Wachstum, Resistenz, Größe und Verwendbarkeit von Bäumen in Stadt- und Siedlungsräumen ein, die sich ändernde Rahmenbedingungen durch Klimaänderungen und deren Folgen berücksichtigen.
Die Stadtverwaltung verfügt außerdem über ein elektronisches Baumkataster, in dem wesentliche städtische Bäume erfasst sind und die Beobachtung der Bestände kontinuierlich erfolgt. Derzeit besitzt Heppenheim im öffentlichen Raum etwa 10.000 Bäume, hauptsächlich sind es Linden und Ahorne, aber es gibt auch exotische Gewächse, für die die Stadt zuständig ist. Beispielsweise eine Reihe von Mammutbäumen, die sonst eher in den Wäldern entlang der US-Pazifikküste zu finden sind und mit dem hiesigen Klima nicht wirklich klarkommen.
Erst im Februar dieses Jahres musste ein Exemplar am Friedhof gefällt werden, weil der Baum unter Pilzbefall litt und krank war, ein anderer Mammutbaum wurde im vergangenen Jahr in der Kettelerstraße entfernt. Stattliche Exemplare gibt es in der Region im Auerbacher Fürstenlager, wo auf der Herrenwiese sogar eine Neupflanzung erfolgte, und im Weinheimer Exotenwald.
Welche Bäume sich am besten für das Heppenheim der Zukunft eignen, muss sich in den kommenden Jahren erst noch zeigen. Die Rosskastanien werden es trotz ihrer schönen, imposanten Baumkronen wohl nicht mehr sein. In einem im August erschienenen Artikel in der „wochentaz“ werden sie zu den „Klimaverlierern“ gezählt, ebenso wie der Bergahorn. Zu den „Zukunftsbäumen“ gehören beispielsweise Feldahorn, Silberlinde, Robinie oder Stieleiche, die alle besser mit Hitze und Trockenheit existieren können, aber auch Frost überstehen.
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