Heppenheim. Es war die junge Generation, Menschen im Alter um die Zwanzig, die beim vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) veranstalteten Antikriegstag in Heppenheim zu Wort kam. Am Zwangsarbeiterdenkmal in der Gunderslache waren es Luna Helwig (Linke Jugend), Sophia Kriesch (Grüne Jugend) und Till Endres (Jusos), die – 86 Jahre nach dem Überfall Deutschlands auf Polen und damit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges – ihre Sicht der Dinge mit einem mehrheitlich deutlich älteren Publikum teilten. Eine Sicht, die auf viel Verständnis, in einem Fall aber auch auf Widerspruch stieß.
Luna Helwig betonte, nach der Begrüßung durch den DGB-Ortsvorsitzenden Franz Beiwinkel, „klar Stellung beziehen“ zu wollen. Was offensichtlich gelang: Erhard Schemel, Beisitzer im Vorstand der Heppenheimer SPD, nannte die Rede im Anschluss „sehr einseitig“, ein Eindruck, dem von anderen Gästen widersprochen wurde. Helwig hatte im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg von Israel als einem Staat gesprochen, „der aktiv Genozid betreibt“, das von der Hamas betriebene Massaker an israelischen Zivilisten zwar als „nicht weniger schlimm“ bezeichnet, gleichzeitig aber auf historische Gründe verwiesen, die hierzu geführt hätten.
Sophia Kriesch erinnerte sich in ihrer Rede an die erst vor Kurzem beendete Schulzeit, in der es in einem Projekt um die Frage gegangen sei, „was Krieg für uns bedeutet“. Nämlich „banalste Dinge des Alltags“ nicht mehr fortführen, nicht mehr zur Schule gehen, sich mit Freunden treffen zu können. Kriege sorgten dafür, dass die friedvolle Entwicklung ganzer Generationen verhindert werde. Die beste Prävention sei Bildung und damit die Fähigkeit, unterschiedliche Meinungen im Dialog abzuklären.
Till Endres erinnerte daran, dass es im 20. Jahrhundert „keinen einzigen Tag ohne Krieg“ irgendwo auf der Welt gegeben und dass allein der Zweite Weltkrieg mehr als 40 Millionen Opfer gekostet hatte. Nach dem Ende des Kalten Krieges habe man versäumt, Russland zu integrieren und so den Nährboden für Putin geschaffen. Diese Chance sei vertan, mit Appeasement komme man jedoch nicht weiter und sei jetzt gezwungen, „Despoten und Tyrannen in ihre Schranken zu verweisen“.
Nils Burkhoff, Mitglied im DGB-Vorstand Bergstraße, nannte „Frieden und soziale Gerechtigkeit zwei Seiten einer Medaille“, das eine sei ohne das andere nicht zu haben. Auch wenn Begriffe wie „Kriegstüchtigkeit“ problematisch seien: Ohne die Unterstützung des Westens „wäre die Ukraine längst überrollt“, man müsse „fest an der Seite der Demokratie“ stehen. Dürfe aber auch die Diplomatie nicht vergessen und müsse sich Gedanken über Hilfe beim Wiederaufbau machen: „Aber nicht auf Kosten von Bildung und Sozialstaat.“
Beiwinkel sprach in seinen Abschiedsworten, auch mit Blick auf die kurze Kontroverse zur Rede Luna Helwigs, von „hohem Diskussionsbedarf“, wenn es um das Thema Krieg und Frieden gehe. Verfolgt wurden die Beiträge zum Antikriegstag trotz erst kurz zuvor beendeten Regens von gut 30 Gästen, musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Sebastian Pape von der „Musikmanufaktur“. Der Antikriegstag in Deutschland wird seit 1957 am 1. September begangen.
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