Heppenheim. Der Kreisverband Bergstraße der Linken hatte am Freitagnachmittag zu einer Kundgebung in die Heppenheimer Fußgängerzone geladen unter dem Motto „Wir stehen zusammen für Menschlichkeit. Stoppt den Völkermord in Gaza“. Dabei rief der Vorsitzende Harry Unger in seinem Schlusswort den Landkreis Bergstraße dazu auf, palästinensische Kinder solange hier aufzunehmen, bis sie wieder in ihrem Land leben können.
Zu dieser Kundgebung hatten sich aber nicht nur Unterstützer eingefunden, sondern auch eine kleine Gruppe von Frauen, die mit Plakaten auf die Situation der israelischen Hamas-Gefangenen und deren Familien aufmerksam machten und zu deren Befreiung und zur Befreiung ganz Gazas von der Hamas aufriefen.
„Der Krieg in Gaza ist unmenschlich, doch in einer pluralistischen Gesellschaft sind dazu unterschiedliche Meinungen zulässig“, betonte Unger in seiner Einführung zu dieser Kundgebung. Die israelischen Geiseln seien unschuldig und erführen derzeit unsägliches Leid, doch habe der Krieg der Israelis in Gaza aktuell Ausmaße angenommen, die nicht mit dem Kampf gegen die Hamas zu rechtfertigen seien.
Der frühere Heppenheimer Kinderarzt Horst Mikkat machte sich zum Fürsprecher der hungernden und leidenden Kinder in Gaza: „Es gibt dort derzeit zwei Mörder: Einmal die Hamas, aber zum anderen auch Netanjahu“, sagte er und warf dem israelischen Ministerpräsidenten dessen Idee zu einem Groß-Israel als wahnhaft vor, nachdem zuvor schon das Westjordanland von israelischen Siedlern besetzt worden sei. Angesichts der Angriffe Israels auf dortige Krankenhäuser und den bevorstehenden Winterbeginn forderte er ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen und Frieden für das ganze Land.
Traudl Billig, Sprecherin der Bergsträßer „Omas gegen Rechts“, verwies ebenfalls auf das Leid der Kinder in Gaza. „Dieses Leid trifft die ganze Menschheit“, sagte sie und zeigte unter Beifall auf, dass auch die Menschen dort ein Recht auf Leben haben. Jedes Kind in Gaza sei genau so viel wert wie ein Kind hier. Wer jetzt noch Waffen für diesen Krieg liefere, mache sich zum Mittäter. Den betroffenen hungernden Kindern und ihren Eltern rief sie zu: „Euer Schmerz ist unser Schmerz!“ Frieden müsse in Gaza zur Wirklichkeit werden.
Für die junge Generation der Linken sprach sich Luna für eine Ein-Staat-Lösung in der Region in Zukunft aus mit Freiheit und gleichen Rechten für alle. Kritik an Israel wegen des Kriegs in Gaza sei keine Kritik an den Juden, sondern am Handeln des Staates Israel, der mit seiner Besatzung, den Bomben und dem Aushungern der Kinder den größten Terror in Gaza ausübe.
Salome Sarmi-Strogusch betonte, dass Gaza alle angehe und man nicht dazu schweigen dürfe. 18.000 getötete Kinder gebe es dort bereits und der Mangel an Empathie auch in Deutschland sei angesichts dessen erschütternd, vor allem auch in Anbetracht der deutschen Waffenlieferungen. Sie schäme sich für „Faschisten“ im Bundestag. Mut sei gefragt, um sich auf die Seite der Menschlichkeit zu stellen.
Hamas und Netanjahu sollen zu Rechenschaft gezogen werden
Für emotionale und kontroverse Einwände sorgten Zuschauer und Gegendemonstranten. Harry Unger betonte in seinen Schlussworten, dass die Hamas für ihre Taten ebenso zur Rechenschaft gezogen werden müsse wie Netanjahu, der Gaza einnehmen und die Bevölkerung ausweisen wolle. Er verwies darauf, dass sich auch die Bundesregierung unter Kanzler Merz schuldig mache mit ihren Waffenlieferungen an Israel, die dringend beendet werden müssten.
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