Barriere

Ein Zaun sorgt für Zündstoff in Heppenheim

Die Trennung der Parkflächen von Einkaufsmärkten in der Tiergartenstraße erhitzt die Gemüter. Die Eigentümer berufen sich auf ihr Recht.

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rid/ü
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Kein Durchkommen mehr zwischen Denns Bioladen und Jawoll-Markt: Auf dem Areal steht nun ein Zaun. Das sorgt für Unverständnis bei vielen Kunden. © Astrid Wagner

Heppenheim. Erst waren es – im wahrsten Sinne des Wortes – nur ein paar Steine des Anstoßes, seit einigen Wochen sorgt nun ein Zaun auf einem Parkplatz an der Tiergartenstraße für Diskussionsstoff in der Bevölkerung: Er trennt die Kundenparkplätze von Aldi und Jawoll-Markt von denen von ATU und Denns Bioladen.

Für Kunden, die dies- und jenseits des Zaunes Geschäfte aufsuchen wollen, bedeutet das, sie müssen entweder mit dem Auto ganz außen herumfahren oder aber durch den Grünstreifen auf den Gehweg laufen, um von dort zu den anderen Einkaufsmöglichkeiten zu gelangen. Wer ein bisschen sportlich ist, der kann mit einem großen Schritt auf das an den Zaun angrenzende Mäuerchen springen. Mit Kinderwagen, Rollstuhl, Rollator oder Fahrrad ist an dieser Stelle jedoch kein Durchkommen mehr.

Nun wird Kritik aus den Reihen der Bevölkerung laut: „Moralisch echt miese Nummer.“ „Da wird wegen Parkplätzen rumgezackert, auf Kosten der Kunden.“ „Geschäftsschädigende Maßnahme“, „lächerlich“, „bekloppt!“ – so lauten Kommentare in den sozialen Medien zum Zaun. Die Meinungen der Passanten bei einer Kurzumfrage vor Ort gehen ebenfalls in diese Richtung. Diese Zeitung hat einmal bei denen nachgefragt, die den Zaun errichtet haben.

Parkplatz als Abkürzung genutzt

Welche Gründe hat es für diese Barriere gegeben? Seit 2013 gehört das Areal, auf dem sich ATU, Denns, eine Spielothek sowie das Gebäude, in dem einst ein Chinarestaurant und die Diskothek „Apfelbaum“ beheimatet waren, befinden den jetzigen Eigentümern. Wegen anhaltender massiver Beschimpfungen und Beleidigungen wollen beide an dieser Stelle nicht namentlich genannt werden. Die Maßnahme erklären sie wie folgt: Die Findlinge wurden von den Eigentümern vor ein paar Jahren vor allem deswegen als Grenze gesetzt, damit keine Autos mehr den Parkplatz als Abkürzungsalternative zur viel befahrenen Tiergartenstraße zwischen Bauhaus und Rewe missbrauchen konnten.

Zum einen, weil auf dieser Strecke gerast worden sei, zum anderen, weil der viele Verkehr den Parkplatz sehr in Mitleidenschaft gezogen habe. Eine Instandsetzung der Parkfläche koste einen sechsstelligen Betrag, so die Eigentümer, die im Gespräch explizit darauf hinweisen, dass sie den Zaun haben errichten dürfen, da es sich bei dem Gelände um ein Privatgrundstück handele.

Nur etwa fünf Prozent der auf ihrem Grundstück Parkenden gingen bei Denns einkaufen, so die Eigentümer. Auch ein Kundenparkplatz-Hinweisschild habe nichts gebracht. „Stellen Sie sich vor, das wäre Ihr Grundstück und jeder meint das Recht zu haben, dort irgendetwas zu machen.(…) Warum darf man sein Eigentum nicht schützen?“, fragt der Eigentümer. Man habe versucht, alles umweltbewusst, nachhaltig und schön zu gestalten, habe als Ausgleich an anderer Stelle 45 Bäume gepflanzt. Für die Liegenschaft müsse man eine bestimmte Anzahl an Parkplätzen vorweisen.

Eigentümer ärgert sich über massive Beschimpfungen

Der Eigentümer ist enttäuscht über die viele Kritik und ärgert sich über die massiven Beschimpfungen und Beleidigungen, die er und seine Familie „zu Unrecht“ erleiden müssten. Dabei sei er seit Langem darum bemüht, etwas Gutes für die Kreisstadt zu bewirken: „Seit Jahren versuchen wir den DM (die Drogeriemarktkette dm, Anm. der Red.) in das leerstehende Gebäude, in dem einst das China-Restaurant war, anzusiedeln. DM will auch rein“, so die Eigentümer. Aber nur dieses eine Gebäude, das für die Drogeriemarktkette interessant wäre, wird sowohl in Flächennutzungs-, Regional- als auch Bebauungsplan als „Gewerbegebiet“ ausgewiesen. Sämtliche anderen Flächen rundum könnten dagegen problemlos für Einzelhandel genutzt werden.

dm-Markt in der Tiergartenstraße?

Nach Ansicht der Eigentümer liegt es an der Stadt, dass es hier nicht weitergeht. Würde die Stadt das Anliegen der Eigentümer unterstützen, dann würde einer Ansiedlung des Drogeriemarktes nichts entgegenstehen. Dem widerspricht Bürgermeister Rainer Burelbach: „Wir würden uns über einen dm-Markt grundsätzlich freuen und haben das die ganze Zeit befürwortet. Leider ist das baurechtlich nicht möglich.“ Nun würden die Eigentümer eine Klage gegen den Kreis anstreben, um den Bebauungsplan zu ändern.

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Solange dm nicht nach Heppenheim käme, würden die Heppenheimer nun in die benachbarten Städte fahren, um dort zur Drogeriemarktkette zu gehen – und so ganz nebenbei auch alle anderen Einkäufe in den dort umliegenden Supermärkten erledigen. Das könne nicht im Sinne der Kreisstadt sein, so der Eigentümer.

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