Heppenheim. Erst im Mai hat der Aero-Club Heppenheim mit einem Mitmachtag für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren auf sich aufmerksam gemacht. Jetzt feierte der Segelflugverein sein 70. Jubiläum mit einem sogenannten „Fly in“ und einer Party am Abend.
„Insgesamt 40 Flieger aus ganz Deutschland mit dem Schwerpunkt auf Südhessen sind zu unserem Jubiläum gekommen“, berichtet Vorsitzender Max Rüllmann zufrieden. Ihnen wurde ein Platz zum Zelten angeboten und den Segelfliegern ein Windenservice.
Während im Lauf des Tages ordentlich Betrieb auf den beiden Grasbahnen herrschte und viele Segelflieger die Gelegenheit zu einem Flug über die Bergstraße nutzten, stand der Abend ganz im Zeichen des Feierns mit Musik. Die Coverband BCR Blues-Rock-Cooporation aus Usingen präsentierte auf der mobilen Bühne der Sparkasse Starkenburg Blues und Rock. „Vor allem die Nachbarsegelvereine haben die Gelegenheit genutzt, bis spät in die Nacht mitzufeiern“, sagt Rüllmann. Das Küchenteam stellte der Verein selbst. Eine generationenüberspannende Gruppe versorgte die Gäste mit Gegrilltem, Kaffee und Kuchen.
„Sehr auf Lärmschutz bedacht“
Zu Besuch war Karin Hartmann, Abgeordnete im hessischen Landtag. Gemeinsam mit ihren SPD-Kollegen und Stadtverordneten Sonja und Michael Eck wurde sie über den Ludwig-Bergweiler-Flugplatz geführt. Rüllmann berichtete ihr von dem Vorhaben des Vereins, ein neues Schleppflugzeug anzuschaffen. Es handelt sich um ein Ultra-Leichtflugzeug mit neuestem Standard. „Wir sind sehr auf Lärmschutz bedacht, weshalb wir über Heppenheim grundsätzlich nur mit unseren Segelflugzeugen unterwegs sind“, sagt der Vorsitzende. Das neue Schleppflugzeug sei leichter, leiser und brauche weniger Kraftstoff. Die Betriebskosten insgesamt seien viel geringer.
Die Kosten des Ultra-Leichtflugzeuges könnten etwa 200 000 Euro betragen. „Noch ist nichts verbindlich. Es könnte allerdings noch teurer werden“, so der Vorsitzende. Die Materialkosten seien gestiegen, und es komme auch auf die Ausstattung an.
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Freilich wurden Fördermittel beantragt und bereits zugesagt: Der Landessportbund beteiligt sich mit 3600 Euro, der Kreis Bergstraße mit 2500 Euro und die Sparkassenstiftung Starkenburg mit 3000 Euro. Mit einer Crowdfunding-Initiative mit Unterstützung der Volksbank Darmstadt-Südhessen wurden über 10 000 Euro gesammelt, davon sind 5000 Euro von der Voba. „Wir freuen uns über jede zusätzliche Spende“, sagt Rüllmann.
Hartmann wollte auch wissen, wie viel ein gebrauchtes Flugzeug kostet. Ein 25 Jahre altes, gut gepflegtes Flugzeug könne 20 000 Euro und mehr kosten, so Rüllmann. Oftmals bildeten sich Haltergemeinschaften. Doch der Aero-Club sei im Besitz von sechs Segelflugzeugen, einem Motorflieger und einem Schleppflugzeug und könne so als Verein eine günstige Möglichkeit für Mitglieder zum Fliegen bieten.
Landrat Christian Engelhardt (CDU) besuchte den Segelflugplatz in Außerhalb 66 ebenfalls. Er verriet, dass seine Frau Daniela begeisterte Segelfliegerin sei und die ganze Familie mittlerweile in den Bann gezogen habe.
Viele jugendliche Mitglieder
In den vergangenen zehn Jahren habe der Aero-Club 50 neue Mitglieder gewonnen, insgesamt seien es 150. Darunter sind viele Jugendliche, die schon im Alter von 14 Jahren beginnen, das Segelfliegen zu erlernen. Weil nur am Wochenende Segelflugbetrieb auf dem Gelände herrsche, dauere es bis zu den Prüfungen meistens zwei bis drei Jahre.
Viele Jugendliche sind in die Aktivitäten des Vereins eingebunden und engagieren sich ehrenamtlich. Beim Mitmachtag im Mai wurde deshalb auch darauf geachtet, dass die interessierten Jugendlichen viele Arbeiten kennenlernen, die auf einem vereinsbetriebenen Gelände anfallen wie der Dienst an der Schleppwinde.
Auch Schriftführer Edgart Schander stammt aus der Jugend. Er informierte über die Entwicklung des Vereins, der seine ersten Flugversuche nicht erst vor 70 Jahren in Heppenheim unternommen habe, sondern schon in den 1930er-Jahren in den früheren Tonwerkwiesen. Im Rückblick erwähnte er auch den im Januar mit 90 Jahren verstorbenen Ludwig Bergweiler, der über Jahrzehnte den Aero-Club anführte und maßgeblich zu seiner Entwicklung beitrug.
Der Flugplatz Heppenheim ist als Sonderlandeplatz über der Kreisstadt Bergstraße klassifiziert und ist mit seinen beiden über 1000 Meter langen Grasbahnen einer der größten Segelflugplätze in Deutschland. Da der Flugplatz an den Hängen des Odenwaldes liegt, werde neben thermischen Segelflug auch gerne Hang- und Wellenflug betrieben.
Der Aero-Club Heppenheim trägt neben einem Segelflugzeug die Starkenburg in seinem Logo. dj/ü
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