Radsport

1061 Kilometer in 46 Stunden auf dem Rennrad gefahren

Constantin Backmann aus dem Heppenheimer Stadtteil Ober-Hambach hat die Mittelgebirge Classique gewonnen.

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ai/ü
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Constantin Backmann beim Training. © Privat

Heppenheim/Neustadt. Constantin Backmann aus dem Heppenheimer Stadtteil Ober-Hambach hat die Mittelgebirge Classique 2024 gewonnen. Was er und die anderen 154 Radfahrer am 12. und 13. Mai geleistet haben, lässt sich mit Zahlen allein kaum vermitteln.

Innerhalb von insgesamt 50 Stunden – 46 Stunden reine Fahrzeit und vier Stunden Essens- und Schlafpausen – hat Backmann mit seinem Rennrad 1061 Kilometer über Berg und Tal zurückgelegt und dabei 20 446 Höhenmeter überwunden. Dabei hört er das Wort „Rennen“ in diesem Zusammenhang nicht gerne. Die Fahrer müssen körperlich fit sein, doch es kommt auch auf die mentale Stärke an.

Nach dem zweiten Platz im vergangenen Jahr erreichte er dieses Mal eine Stunde und 35 Minuten vor dem Zweitplatzierten das Ziel in Neustadt an der Weinstraße. „Das hätte ich niemals gedacht“, sagte er, nachdem er sich ausgeschlafen und von den Strapazen erholt hatte.

Der Wettbewerb wird von den Extremsportlern Markus Kröll, Christian Englert, Martin Waldenberger und Georg Sponholz organisiert und von Sponsoren unterstützt. In Neustadt hatte der Wettbewerb um 6 Uhr begonnen. Durch den Pfälzer Wald ging es über die französische Grenze nach Wissembourg, von dort über den Rhein und hinauf in den Schwarzwald. Nach 430 Kilometern gönnte sich Backmann am Wanderheim Stockmatt zwei Stunden Schlaf, nachdem er sich mit Käsespätzle gestärkt hatte. Ohne ständiges Essen und Trinken wäre es kaum möglich, die 32 800 Kilokalorien zu sich zu nehmen, die Backmanns Körper während der Fahrt verdaute.

Constantin Backmann aus dem Heppenheimer Stadtteil Ober-Hambach hat die Mittelgebirge Classique gewonnen. © Privat

Die Fahrer mussten zwei Checkpoints passieren. Über GPS konnte die Jury jederzeit kontrollieren, ob sich die Teilnehmern an den vorgegebenen Streckenverlauf halten. Im südlichen Schwarzwald bogen die Fahrer ab, um erneut die Rheinebene zu durchqueren.

In den Vogesen musste unter anderem der 1343 Meter Hohe Grand Ballon überwunden werden. Über die Route des Crêtes ging es weiter Richtung Norden, dem Ziel Neustadt entgegen, wo Constantin von Vater Michael Krumbein und Bruder Louis (28) in die Arme geschlossen wurde.

Fernfahrt über 870 Kilometer nach Kopenhagen

Für den Erfolg gab es weder Urkunde noch Pokal. Die Teilnehmer solcher Extremrundfahrten sind kaum zu vergleichen mit Radprofis, wie sie Rennen wie Lüttich-Bastogne-Lüttich oder der Tour de France, dem Giro oder der Vuelta an den Start gehen. Constantin Backmann saß im Alter von neun Jahren zum ersten Mal auf dem Rennrad und trat in die Radsportabteilung des AC Weinheim ein.

Das Sturzrisiko, das die Fahrer bei den Rund- oder Etappenfahrten eingehen, wollte er vermeiden. Für ihn ist das sichere Fahren oberstes Gebot. Nie würde er sich ohne Schutzhelm auf sein Rad setzen. Wie alles begann: Als er 2019 mit Freund Alejandro Zarza-Aguado neun Tage lang als Bike-Packer unterwegs war und täglich bis zu sieben Stunden im Sattel saß, hatte er seine Sportart entdeckt.

Alejandro brach schon zwei Tage später nach Berlin (570 Kilometer) auf. Als Backmann ein Selfie erhielt, das Freund und Fahrrad vor dem Brandenburger Tor zeigte, „war ich so beeindruckt, dass ich 2022 auch nach Berlin fuhr“.

Vielen Fahrten von der Bergstraße hinauf durch das Hambach Tal

Im vergangenen Jahr folgte eine Fernfahrt über 870 Kilometer nach Kopenhagen. Am 21. Juni will Backmann beim „Race across Germany“ dabei sein, bei dem mehr als 1000 Kilometer von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen auf dem Streckenplan stehen.

Constantin Backmann hat das Alte Kurfürstliche Gymnasium in Bensheim besucht und 2015 das Abitur an der Odenwaldschule an seinem Wohnort Ober-Hambach abgelegt. Die vielen Fahrten von der Bergstraße hinauf durch das Hambach Tal waren Teil des Trainings. Nach der Schule hat er internationale Betriebswirtschaft in Maastricht studiert.

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Backmann arbeitet als Investment Manager bei einem Unternehmen in Auerbach, das Startups berät. Selbstverständlich legt er auch den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad zurück. Allein in diesem Jahr hat er – die Mittelgebirge Classique mitgerechnet – schon 11 000 Kilometer zurückgelegt. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 25 000 Kilometer.

Wenn solche sportlichen Höchstleistungen vollbracht werden, müssen Körper und Geist, müssen Mensch und Maschine zusammenspielen. Während des Rennens ist er auf sich allein gestellt, muss sich selbst verpflegen und darf sich bei einer Panne nicht helfen lassen.

Backmann beherrscht nicht nur sein Rad, er kennt auch jede Schraube, jedes Ritzel und verfolgt die technische Entwicklung. Er weiß die Vorteile von Scheibenbremsen zu schätzen und den Narbendynamo für das Licht, ohne das er trotz GPS den Weg durch die stockdunklen Nächte nicht finden würde. ai/ü

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