Einhausen. „Bumm, bumm, bumm“, erschallt es. Und für die Kinder in der Einhäuser Mehrzweckhalle ist es sichtlich ein riesiger Spaß, mal richtig auf die Pauke zu hauen. Wobei Pauke nur sinnbildlich für ein Schlaginstrument zu verstehen ist. Eigentlich erhielten alle Teilnehmer beim Trommelworkshop zum Wochenbeginn eine kleine Djembe in die Hand, auf deren Felle sie mit ihren Händen schlagen konnten. Es handelt sich um Miniaturausgaben der traditionellen westafrikanischen Trommel.
Instrument mit Tradition
„Die Djembe gibt es seit 700 Jahren“, sagt Amadou Kuyateh vom Frankfurter „Trommelzauber“, der in der vergangenen Woche mit einem Kleinbus voller Instrumente nach Einhausen gekommen war. In vier 45-Minuten-Workshops kamen die Schüler – aufgeteilt in Jahrgangsstufen – alle in den Genuss dieser lautstarken, spaßigen Unterrichtseinheit.
Das Geld zur Finanzierung des Workshops stammt aus dem Programm „Löwenstark – der BildungsKICK“ des Landes. In zwei Schuljahren inklusive der angrenzenden Ferien sollen nach Angaben des hessischen Kultusministeriums Kinder und Jugendliche „mit vielfältigen Maßnahmen und Angeboten bei der Bewältigung der Corona-Krise unterstützt“ werden.
Hierfür werden hessenweit insgesamt rund 150 Millionen Euro jeweils zur Hälfte aus Steuergeldern des Landes und des Bundes zur Verfügung gestellt.
Gefördert werden verschiedene Maßnahmen mit unterschiedlichen Kooperationspartnern. In Einhausen soll beispielsweise auch noch ein Aufbauprogramm für Dritt- und Viertklässler zum Kurs „Sesista“ (Selbstbewusst, sicher, stark) organisiert werden.
Jetzt wurde aber erst einmal getrommelt. Und das sollte in erster Linie Freude bereiten. Amadou Kuyateh hielt sich erst gar nicht mit langen Vorreden auf. Um in den Rhythmus zu kommen durfte zunächst einmal zur Musik geklatscht und im Sitzen getanzt werden. Zwischendrin wurde dann immer ein Trommelschlag hinzugefügt.
Und auch die drei Silben seines Vornamens ließen sich beim Wiederholen durch die Kinder bestens mit drei satten Tönen auf der Djembe unterstreichen.
Gemeinsam ging’s dann mit dem Zauberflugzeug nach Afrika auf eine Fantasiereise ins Land Tamburina, wo alle Menschen trommeln und mit den Tieren tanzen. So auch die Einhäuser Schüler. Die Erstklässler lernten den Gazellentanz. Die Giraffen standen bei den Kindern der zweiten Klassen im Mittelpunkt, Elefanten bei den Drittklässlern und Affen bei den ältesten Grundschülern.
Spielerisch sollen die Kinder auf diese Weise verschiedene Rhythmen kennenlernen. „Viele Kinder haben keine Chance, Musik zu lernen“, weiß Amadou Kuyateh. Natürlich reicht ein 45-Minuten-Workshop bei weitem nicht aus, um das nachzuholen. Aber alleine der Kontakt mit den Instrumenten könnte bei dem einen oder anderen die Freude geweckt haben, auch in der Freizeit zu trommeln oder ein anderes Instrument zu lernen.
Amadou Kuyateh würde das freuen. Der 1995 aus Gambia nach Deutschland gekommene Kursleiter ist selbst Musiker und präsentiert mit seiner Trommel, mit der afrikanischen Harfe oder als Sänger bei Auftritten traditionelle afrikanische Musik.
Dass er sich auf Show versteht, wird auch schon in der Einhäuser Mehrzweckhalle deutlich. Den Rhythmus verbindet er immer wieder mit Tanzeinlagen und lustigen Faxen. In der Pause zwischen zwei Trommelschlägen werden dann schon mal pantomimisch die Zähne geputzt oder es wird mit Händen und Füßen gewedelt: „Bumm, tapp, tapp, wackel, wackel.“
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/einhausen_artikel,-einhausen-wenn-es-im-einhaeuser-schulunterricht-bumm-macht-_arid,1879779.html