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Trickbetrug: „Die Polizei ruft niemals unter der 110 an!“

Hauptkommissarin Stephanie Hellermann-von Serkowsky referierte in Einhausen über Betrug im Alter.

Von 
Tara Seipp
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Stephanie Hellermann-von Serkowsky gab den Besucherinnen des Frauenfrühstücks im Evangelischen Gemeindehaus Tipps, wie sie sich schützen können. © Zelinger

Einhausen. Kein Opfer von Enkeltricks, Schockanrufen oder Diebstählen auf der Straße werden. Nachdem bereits beim jüngsten Seniorennachmittag im Evangelischen Gemeindehaus ein Vortrag von den Einhäuser Ordnungspolizisten gehalten wurde, referierte beim Frauenfrühstück am Mittwoch am selben Ort Hauptkommissarin Stephanie Hellermann-von Serkowsky vom Polizeipräsidium Heppenheim über Betrugsmaschen bei älteren Menschen.

Damit diese keine Opfer der tückischen Enkeltricks werden, zeigte sie ein Aufklärungsvideo, in dem der Bankberater eines älteren Herrn den geschilderten Sachverhalt als unglaubwürdig erkannte und der Fall glücklicherweise ein gutes Ende nahm. Das sei aber nicht immer der Fall. In Bezug auf das gezeigte Video gab die Hauptkommissarin den Tipp, der Bank beim Anfordern des Bargeldes den genauen Sachverhalt zu schildern, aus welchem Grund das Geld benötigt werde. Der ältere Herr im Informationsvideo sollte einen hohen Geldbetrag für eine Notsituation eines vermeintlichen Angehörigen bei seiner Bank noch am selben Tag abheben.

„Seid nicht genervt, wenn die Mitarbeiter solche Gründe hinterfragen, es besteht immer die Möglichkeit, dass diese geschult sind und anhand der Geschichte bemerken, dass Sie Opfer einer Betrugsmasche werden und diesen Fall zur Anzeige bringen können“, redete die Referentin den Anwesenden in das Gewissen.

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Aus der Sicht eines Täters gelten ältere Menschen als lukrative Gruppe, da sie meist ihr Leben lang gearbeitet und Geld angelegt haben. Sie sind daher besonders gefährdet, Opfer eines Betruges zu werden. Anhand von Vornamen, die vor Jahrzehnten sehr beliebt waren, oder an vierstelligen Festnetznummern erkennen Betrüger meist, dass sich ein Rentner am anderen Ende der Leitung befinden könnte.

Wie können diese nun erkennen, ob sie Opfer einer schamlosen Betrugsmasche werden? „Die meisten Beträge kann man heutzutage in Raten bezahlen, niemals ist ein Betrag so hoch, dass man diesen bar auf die Hand zahlen muss“, warnte Hellermann-von Serkowsky.

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Anschließend ließ sie ihren Dienstausweis herumgehen, damit die Anwesenden diesen in einem Ernstfall von einem gefälschten unterscheiden könnten. Falls fremde Personen vor der eigenen Tür stehen und sich als Polizisten ausgeben würden, könne man zudem beim von den vermeintlichen Tätern genannten Polizeipräsidium anrufen, um zu erfragen, ob diese dort tatsächlich angestellt und im Dienst sind. Selbst Polizisten dürften Wohnungen aber nur mit einem Durchsuchungsbeschluss betreten.

„Ganz wichtig ist noch: Die Polizei ruft niemals unter der 110 bei Ihnen an“, machte die Referentin deutlich. Diese Nummer sei nur für Eingangsanrufe gedacht.

Falscher Polizist will Wertsachen für Rentner sicher aufbewahren

Den Tipp untermauerte sie mit einem weiteren Fallbeispiel, in dem sich ein Mann als Polizist ausgibt und einen Rentner vor einer Gruppe Einbrecher warnt, die sich gerade in seinem Wohngebiet aufhalten würden. Dafür soll der ältere Mann seinen Namen, seine Adresse, die Anzahl seiner Haushaltsmitglieder wie auch die Menge seiner Wertsachen nennen. Dem Opfer der Betrugsmasche wird versichert, dass eine Kollegin zu seinem Haus käme, um seine Wertsachen sicherzustellen, damit diese nicht entwendet werden können. „Die angebliche Kollegin kam natürlich in ziviler Kleidung, weil sie in Wirklichkeit gar keine Uniform besitzt, nahm die Wertsachen des Rentners entgegen und er sah diese nie wieder“, las die Hauptkommissarin vor.

Die Polizei rufe niemanden an, wenn Einbrecher in diesem Gebiet unterwegs seien, und stelle schon gar keine Wertsachen auf der Dienststelle sicher oder bewahre diese auf. Leider gebe es durch künstliche Intelligenz sogar die Möglichkeit, die reale Telefonnummer der Polizeidienststelle in der Nähe des Opfers auf dem Display erscheinen zu lassen, damit dieses keinen Verdacht schöpft. In solchen Fällen solle man auflegen und die Nummer erneut in das eigene Display eintippen, um zu überprüfen, welche Person diesmal abnehme.

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Um die Gefahr, in einer Alltagssituation bestohlen zu werden, zu vermeiden, solle man den eigenen Geldbeutel nicht oben auf die Einkaufstasche legen oder die eigene Tasche im Restaurant nicht über die Stuhllehne hängen. Falls man beim Bezahlen vor Ort bemerke, dass der Geldbeutel entwendet wurde, solle man sofort die Polizei rufen. Diese habe das Recht, Überwachungskameras bis zu 72 Stunden nach dem Vorfall auszuwerten. Auch von Haustürgeschäften, Vertretern im Hausflur oder Handwerkern, die man selbst nicht bestellt hat, sollte man sich fernhalten.

Der Präventionsvortrag der Hauptkommissarin endete mit lautem Applaus der knapp 50 Seniorinnen. Ulrike Peter, Organisatorin des Frauenfrühstücks, überreichte der Referentin Blumen und las abschließend zwei Gedichte und Witze vor.

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