Blaulicht

Senioren als Ziel von Kriminellen - Millionenschaden durch Betrug

Ganze Vermögen erbeuten Täter mittels Trickbetrug, häufig haben sie es auf ältere Menschen abgesehen. Die hessische Polizei registriert Jahr für Jahr einen zweistelligen Millionenschaden.

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dpa/lhe
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Hessen. Schockanrufe, betrügerische SMS, falsche Handwerker: Senioren sind immer wieder Ziel von Kriminellen. Vergangenes Jahr registrierte die hessische Polizei 3764 Fälle im Bereich der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, wie das Landeskriminalamt (LKA) auf Anfrage mitteilte. Im Jahr zuvor waren es 3585 Fälle. Darunter sind vor allem Diebstähle gewesen, auch Betrug kam den Angaben zufolge häufig vor, wie etwa der sogenannte Enkeltrick. Aufgeklärt wurden demnach vergangenes Jahr 943 der gemeldeten Fälle, im Jahr zuvor 861 Fälle.

Den Gesamtschaden durch Telefonbetrug gibt das LKA für das vergangene Jahr mit knapp 20 Millionen Euro an: 19,7 Millionen Euro betrug die Schadenssumme, im Jahr zuvor waren es knapp 15 Millionen. Opfer von Enkeltrickbetrug und anderen Schockanrufen, bei denen sich der Anrufer oder die Anruferin als ein in Not geratener Angehöriger ausgibt, sind nach Polizeiangaben häufig ältere Menschen.

Sie würden gezielt als potenzielle Opfer ausgewählt, da auf ihre Hilfsbereitschaft gesetzt werde und die Möglichkeit, dass größere Geldsummen vorhanden seien, sagt Polizeihauptkommissarin Susanne Hippauf, im Bereich des Präsidiums Frankfurt zuständig für die Beratung von Senioren. Auch spekulierten die Täter auf körperliche Einschränkungen von älteren Menschen, wie etwa ein nachlassendes Gehör.

Täter arbeiten mit massivem Druck

"Hier sind Personen am Werk, die psychologisch geschult sind, manipulativ vorgehen und mit massivem Druck arbeiten", sagt Hippauf. Sie versuchten, ihre Opfer in einen Ausnahmezustand zu versetzen, so dass rationales Denken nicht mehr möglich sei. Viele Geschädigte verlören ihr gesamtes Vermögen. Auch jüngere Menschen seien nicht gefeit, Opfer eines solchen Betrugs zu werden. Die Anrufer gaukelten etwa vor, ein naher Angehöriger habe einen Unfall verursacht und könne mit Kaution vor der Haft bewahrt werden.

"Man darf bei so einem Anruf einfach auflegen", betont Hippauf. Viele Senioren hätten aufgrund ihrer Erziehung Hemmungen, Gespräche zu unterbrechen, zumal, wenn sie einen Polizisten oder Amtsträger am anderen Ende wähnten. Man solle ruhig auf sein Bauchgefühl hören. Ein gesundes Misstrauen müsse auch nichts mit Unfreundlichkeit zu tun haben, sagt die Hauptkommissarin. Dies helfe auch gegen andere Betrugsmaschen, wenn sich etwa falsche Handwerker Zugang zur Wohnung verschaffen wollten oder sich per SMS oder Messengerdienst eine angebliche Tochter mit dringenden Geldproblemen melde.

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