Einhausen. Blau-grünlich schimmert es hinter der Fensterscheibe. Beim Blick hindurch ist im Licht zweier leistungsstarker Strahler ein großer, mit mehreren Säulen abgestützter Raum zu erkennen.
Erst beim genauen Hinsehen kristallisiert sich auf halber Höhe die spiegelglatte Wasserfläche heraus. Es handelt sich um einen von vier Reinwasserbehältern im Wasserwerk Jägersburg. In diesen wird das aus den Brunnen der Riedgruppe Ost geförderte und im Anschluss aufbereitete Wasser zwischengelagert, um dann über die Bergstraßen-Leitung Richtung Bensheim, Heppenheim Zwingenberg und Lautertal oder zur Weitergabe ins Rhein-Main-Gebiet zum Übergabepunkt nach Allmendfeld gepumpt zu werden.
Hitzesommer erhöht Verbrauch
Der Hitzesommer lässt sich im Wasserwerk Jägersburg an den Verbrauchszahlen ablesen. Rund 13 500 bis 14 000 Kubikmeter Trinkwasser habe man Mitte Juni über die Bergstraßen-Leitung Richtung Bensheim, Heppenheim, Lautertal und Zwingenberg gepumpt, sagt Ingo Bettels, Verbandsdirektor des Wasserbeschaffungsverbandes Riedgruppe Ost. Seit Ferienbeginn liegt die Menge wieder bei 10 000 bis 11 000 Kubikmeter pro Tag. Im Herbst und Winter sind 6000 bis 8000 Kubikmeter pro Tag üblich.
Für den Wasserbeschaffungsverband stellt die hohe Nachfrage nach Trinkwasser technisch kein Problem dar. Im Vergleich zu den 16,3 Millionen Kubikmetern, die zur Versorgung des Rhein-Main-Gebiets im Jahr 2021 an Hessenwasser geliefert wurden, sind die Abnahmemengen der Bergsträßer Kommunen eher klein. Bensheim hat im Vorjahr aus dem Werk Jägersburg rund 2,12 Millionen Kubikmeter bezogen, Heppenheim 802 000, Zwingenberg 216 000 und Lautertal 64000 Kubikmeter. Lorsch (703 000 Kubikmeter), Einhausen (320 000 Kubikmeter), Schwanheim (56 000 Kubikmeter), Fehlheim (92 000 Kubikmeter), Langwaden (14 000 Kubikmeter) und Rodau (50 000 Kubikmeter) erhalten ihr Wasser vom Werk Feuersteinberg
Da entlang der Brunnengalerien der Riedgruppe Ost im Wasserwerk Biebesheim aufbereitetes Rheinwasser über Gräben und Schluckbrunnen infiltriert wird, wirkt sich die Wasserentnahme auch in einem Trockenjahr wie diesem nicht merklich auf die Grundwasserstände im Einzugsbereich der Riedgruppe Ost aus. „Das System funktioniert sehr gut“, sagt Bettels, mahnt aber: „Dennoch sollte man mit dem Lebensmittel Wasser sorgsam und bewusst umgehen.“
Der Rundbehälter, in den Verbandsdirektor Ingo Bettels bei einem Ortstermin mit dieser Zeitung einen exklusiven Einblick gewährt, wurde gerade frisch saniert. „Die Arbeiten sind kurz vor der Fertigstellung“, erläutert er. Der unter einem Erdwall vergrabene Riesentank fasst bis zu 2500 Kubikmeter Wasser. Das ist so viel in ein olympisches Schwimmbecken (50 mal 25 Meter) passen. Er stammt zusammen mit einem bereits sanierten gleichgroßen Reinwasserbehälter noch aus der Anfangszeit des jetzt 65 Jahre alten Wasserwerks im Jägersburger Wald. Später kamen zwei noch größere, 4000 Kubikmeter fassende Tanks hinzu.
Rund eineinhalb Jahre dauerte die Sanierung des Behälters. Gearbeitet werden konnte nur in der kälteren Jahreszeit, da das Speichervolumen im Sommer benötigt wird. So wurde zunächst der zuvor gekachelte Innenraum mit Polyethylen (PE) verkleidet. Im zweiten Arbeitsgang wurden dann die Rohrleitungen erneuert. Rund 1,1 Millionen Euro kostete das nach Angaben von Bettels alles. Jetzt seien alle vier Behälter auf einem aktuellen Stand. In absehbarer Zeit müsse in diesem Bereich wohl nichts mehr erneuert werden
Millionen Euro an Investitionen
An anderer Stelle jedoch schon. Jährlich werde in die beiden Wasserwerke investiert. Allein in diesem Jahr rund fünf Millionen Euro.
Zwei neue Brunnen zur Abfederung von Verbrauchsspitzen und Entlastung der bestehenden Förderanlagen schlagen mit 1,2 Millionen Euro zu Buche. Die große Pumpenhalle erhält für 930 000 Euro neue Fenster und eine Alu-Fassade. Größte Einzelinvestition wird jedoch die Erneuerung der Kabelleitungen nach Allmendfeld sein. 1,6 Millionen Euro werden hierfür veranschlagt.
Im kommenden Jahr sollen dann drei der insgesamt vier Pumpen erneuert werden, die das Wasser aus dem Jägersburger Wald in Richtung Bensheim befördern. „Damit wollen wir gleichzeitig die Förderleistung erhöhen, aber durch neue Technik auch Energie sparen“, sagt Ingo Bettels.
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In Planung ist auch, auf dem Dach der Pumpenhalle eine Photovoltaikanlage zu installieren. Eine in Auftrag gegebene Potenzialanalyse sei mittlerweile fertig, so Bettels. Demnach könne man mit einer Nutzung aller Gebäudedächer des Wasserwerks im Jägersburger Wald 14 Prozent des benötigten Stroms selbst produzieren. Theoretisch denkbar wäre auch eine Nutzung der dem Verband gehörenden Wiesen entlang der Brunnengalerien für Photovoltaik. Doch das sei aktuell in Wasserschutzgebieten nicht erlaubt, erläutert der Verbandsdirektor.
Alle baulichen Planungen stehen jedoch derzeit unter dem Vorbehalt der Umsetzbarkeit. Denn auch die Riedgruppe Ost hat mit Lieferkettenproblemen, Materialengpässen und fehlenden Handwerkerkapazitäten zu kämpfen. So hat sich die Sanierung der Pumpenhalle über Monate verzögert. Fensterrahmen und Fassadenelemente aus Alu seien derzeit nur schwer zu bekommen. „Wir sind aber guter Dinge, dass wir im Herbst fertig sind“, sagt Bettels.
Wasserzähler läuft über Funk
Wer in Einhausen neu gebaut hat, muss eigentlich keinen Wasserzähler mehr ablesen. „In allen Neubauten in Einhausen verbauen wir Funkwasserzähler“, sagt Ingo Bettel. Die Geräte senden über eine kurze Funkstrecke automatisch ihren aktuellen Stand, der dann von einem entsprechend ausgerüsteten Auto des Wasserversorgers empfangen werden kann. Einmal im Jahr fährt es die Straßen ab, um so die Messwerte kontaktlos zu erhalten.
„Wir haben das 2021 ausgiebig getestet. Es funktioniert“, sagt Bettels. In älteren Gebäuden wurden in diesem Jahr beim turnusgemäßen Zählerwechsel noch herkömmliche Geräte eingebaut. „Das legt letztlich jede Kommune selbst fest“, sagt Bettels. Schließlich müssen die Kosten für die bei Altbauten durchaus schon mal aufwendigere Umrüstung über die örtlichen Wassergebühren finanziert werden. kel
Im Herbst abgeschlossen sein soll auch die seit Jahren laufende Generalsanierung des Werks Feuersteinberg, von dem aus Einhausen und Lorsch versorgt werden. Im vorigen Jahr wurde eine 1,3 Millionen Euro teure moderne Aufbereitungs- und Belüftungsanlage in Betrieb genommen. Die vier je 500 Kubikmeter fassenden Reinwasserbehälter wurden seit 2016 nach und nach auf Vordermann gebracht. Jetzt ist noch eine neue vierte Filteranlage zu installierten, dann ist in Feuersteinberg alles auf dem neuesten Stand.
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