Einhausen. Bei den Ungarischen Steppenrindern in Einhausen gibt es Nachwuchs. Am 10. April wurde das weibliche Kälbchen geboren, das jetzt schon munter über die zwischen Weschnitzdamm und Rheinstraße gelegene Weide im Westen der Gemeinde flitzt, als ob es die sprichwörtlichen „Hummeln im Hintern“ hat. Bei den Betreuern vom Förderkreis Große Pflanzenfresser hat es sich daher schon den Spitznamen „Hummelchen“ eingefangen, berichtet der Zweite Vorsitzende des Vereins, Volker Knaup, im Gespräch mit dieser Zeitung.
Einen richtigen Namen hat das Kälbchen jedoch noch nicht. Der soll zusammen mit interessierten Bürgern gefunden und vergeben werden. In den nächsten Wochen will der Förderkreis daher wieder zu einer öffentlichen Kälbchentaufe einladen. Den genauen Ort und Zeitpunkt will der Verein noch bekanntgeben, sagt Volker Knaup. Die Veranstaltung soll dazu beitragen, die wichtige Tätigkeit des Förderkreises ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. „Das wird von den Bürgern immer gerne angenommen“, sagt Volker Knaup.
Spaziergänger schauen vorbei
Schon jetzt hätten einige Spaziergänger das Mini-Steppenrind entdeckt und offensichtlich in ihr Herz geschlossen. Manche Familien mit kleinen Kindern schauen regelmäßig vorbei, um zu sehen, wie es dem Kälbchen geht. Wer sich dann auch für die Hintergründe interessiert, kann einen Flyer des Förderkreises aus dem an der Weide in der Rheinstraße aufgestellten Briefkasten mitnehmen.
Der Verein hält die Tiere nämlich nicht nur, weil es Freude macht, ihnen zuzusehen und sich um sie zu kümmern. Höchste Priorität haben Landschaftspflege und Naturschutz. Außer den Ungarischen Steppenrindern in Einhausen kümmern sich die Mitglieder um die Wasserbüffel an der Erlache und bei Hüttenfeld, sowie um das Auerrindprojekt in Groß-Rohrheim.
Mehrere verwilderte, zugewachsene und unzugängliche Areale haben die Rinder in der Vergangenheit bereits flott gemacht. Brombeerhecken und Schilf wurden einfach weggefressen. Auf dem Lorscher Gelände Richtung Hüttenfeld haben die Wasserbüffel erfolgreich die Verbuschung beseitigt, Gelände für Amphibien geschaffen. Vielfach günstiger und sinnvoller ist diese Art der Landschaftsgestaltung gegenüber manchen Arbeitseinsätzen mit technischem Gerät. Über die großen Tiere freuen sich auch Käferkundler. Der Kot der Rinder ist ein wahrer Schatz für sie. Eine unglaubliche Vielfalt von bedrohten Arten von Laufkäfern finden sie dort jedenfalls.
Zudem dient die von den frei weidenden Tieren produzierte Biomasse als Nahrungsgrundlage für andere Tiere. Die sich in dem Rinderkot entwickelnden Insekten werden beispielsweise wiederum von Vögeln gefressen. Volker Knaup zitiert eine wissenschaftliche Untersuchung, nach der 600 Kilo Rind so viel Biomasse produzieren, dass davon Vögel mit einer Masse von einem Kilo ernährt werden können.
70 Zentimeter lange Hörner
Die ausgewachsenen in Einhausen beheimateten Ungarischen Steppenrinder bringen jeweils 450 bis 500 Kilogramm auf die Wage. Markantes Zeichen sind ihre 70 Zentimeter langen Hörner.
Vier Tiere umfasst die Mini-Herde derzeit, sagt Volker Knaup. Damit die Population in Einhausen nicht anwächst, wird immer wieder mal das eine oder andere Rind überregional an andere Züchtungsprojekte abgegeben.
Mutter des neu geborenen Kälbchens ist die noch relativ junge Kuh Donna, die selbst erst im Sommer 2020 das Licht der Welt erblickte. Vater ist der Bulle Béla. Für den in Ungarn geläufigen Namen hatte man sich beim Förderkreis entschieden, weil er ideal zur Rasse der Ungarischen Steppenrinder passt und übersetzt „der Starke“ heißt.
Beweidet werden in Einhausen wechselweise verschiedenes Grünland, sowie eine waldähnliche Fläche. Die Rinder verhindern hier, dass sich Unkraut und Dornenhecken breit machen. Der Wildwuchs wird abgefressen. Die Landschaft auf natürliche Weise gepflegt. Demnächst wird die kleine Herde bei einer Art Viehtrieb daher auch wieder umziehen.
Hoffnung auf mehr Weideflächen
Mittelfristig sollen im Westen der Gemeinde noch größere Weideflächen zur Verfügung stehen, berichtet Volker Knaup. Dann nämlich, wenn die Weschnitzdeichsanierung zwischen Einhausen und Biblis abgeschlossen ist. „Vorgesehen ist, dass uns auf der Nordseite Flächen zugewiesen werden, die wir mit unseren Tieren auf natürliche Art pflegen“, sagt Knaup. Dann könne dieZahl der Tiere in der Herde auch wachsen oder die Herde werde sogar aufgeteilt.
Bis dahin wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Für die Deichsanierung ist eine Bauzeit von vier Jahren geplant. Und noch wurde mit den Arbeiten nicht begonnen. Das jetzt geborene Kälbchen könnte bis dahin also schon selbst wieder Nachwuchs bekommen haben.
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