Einhausen. Nach wenigen Minuten war schon alles erledigt. Der neue Steg lag passgenau über der Weschnitz, die Verantwortlichen sind mehr als zufrieden.
Am Donnerstagmittag (20.) wurde der neue Schulsteg in Einhausen eingesetzt. Um 11.20 Uhr hatten sich schon einige Schaulustige am derzeit noch aktuellen Schulsteg in der Ortsmitte Einhausens eingefunden. Für das Spektakel waren sie noch etwas zu früh. Zwar hing die neue Brücke bereits fertig am Kran, doch bevor sie bewegt wurde, nutzten die Mitarbeiter der Baufirma die Gelegenheit, noch letzte Ausbesserungsarbeiten am Lack der Brücke vorzunehmen: „So leicht wie jetzt kommen wir da nie wieder dran.“ Es handelte sich um Schönheitsarbeiten, die nach dem Transport des Stegs vonnöten waren.
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In einem satten Dunkelgrün lag der Steg im Schatten der Bäume. Mit einer komfortablen Breite von vier Metern lässt er den alten Steg im Vergleich erschreckend schmal aussehen. „Durch diese Breite wird es möglich, dass Fahrradfahrer und Fußgänger sich auf der Brücke problem- und gefahrlos begegnen können“, sagte Jean Ntamugabumwe vom Geschäftsbereich Straßen- und Ingenieurbau der Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB). Er zeigte sich vor Beginn der Arbeiten entspannt.
Der Plan sei, den 23 Meter langen und zwanzig Tonnen schweren Stahlsteg mithilfe des Krans über die Bäume zu heben, ohne diese zu beschädigen. „Der Kran schafft das mit Leichtigkeit. Bis zu 130 Tonnen kann er problemlos heben“, erläuterte der Fachmann.
Lediglich das Positionieren des Krans an der endgültigen Arbeitsstelle stellte sich als kompliziert heraus. Die Einfahrt von der Hauptstraße war schmal und eng, was das Navigieren des riesigen Fahrzeugs erschwerte. „Das war wirklich passgenaue Millimeter-Arbeit. Aber der Kranführer hat das Ganze sehr souverän hinbekommen“, lobte Ntamugabumwe.
Windstille erleichtert die Aktion
Die Verhältnisse für das Einheben der Brücke waren ideal. „Dass es so windstill ist, kommt uns sehr entgegen.“ Die Oberfläche des neuen Stegs besteht aus einem nachhaltigen Kunststoff. Das sorgt dafür, dass Pflege- und Sanierungsarbeiten, wie sie beispielsweise bei einer Holzbrücke anfallen würden, auf lange Zeit nicht durchgeführt werden müssen.
Das Einsetzen der Brücke verlief, wie prognostiziert, ohne Probleme. Gemächlich, Millimeter für Millimeter, hob der Kran den neuen Steg in die Höhe. Lediglich ein paar Blätter der Bäume, die sich auf dem Parkplatz befinden, auf dem der Steg zwischengelagert wurde, wurden von der Stahlkonstruktion gestreift.
Zu diesem Zeitpunkt hatten sich mehrere Zuschauer eingefunden, die sich das Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Aus einem flüchtigen Seitenblick vom Fahrrad wurde schnell ein Abbremsen und Absteigen. Alle folgten mit ihren Blicken der Brücke und waren wie gebannt.
Am begeistertsten zeigten sich die Kinder der Grundschule, die zuerst vom Schulhof, dann vom Weschnitzdamm aus das Ganze beobachteten. Auch in den Klassenräumen war in diesem Moment nicht an Mathe oder Deutsch zu denken, so dass die Kinder ans Fenster stürmten, um den besten Blick auf das Spektakel zu erhaschen.
Um ein Drehen der Brücke zu verhindern, wurde sie mithilfe von langen Seilen vom „Bodenpersonal“ gerade gehalten. Hoch über den Bäumen schwebte die Brücke mittlerweile, ehe sie ihren Weg über die Bäume hinweg über die Weschnitz fand. Eines der Seile hing mit dem Ende im Wasser, ehe es vom Personal auf der anderen Uferseite herangeholt wurde, um die Brücke gerade zu ziehen und in die endgültige Position zu versetzen. Wesentlich langsamer ging es voran, als die Brücke behutsam und vorsichtig, Millimeter um Millimeter abgesetzt wurde.
Präzisionsarbeit des Kranführers
Zwei dünne Stifte ragten aus der Unterseite hervor und sollten passgenau in vorgebaute Öffnungen im Beton am Boden eingesetzt werden. Hier war absolute Präzisionsarbeit vom Kranführer und der restlichen Mannschaft gefragt.
Sanft wurde der neue Steg schließlich abgesetzt: Die Menge applaudierte. Große Aufregung machte sich unter den Schülern breit, als einer von ihnen bat, ein Stöckchen mit einem bunten Fähnchen auf den Steg legen zu dürfen. Einer der Arbeiter nahm den Stock mit hinter die Absperrung und legte ihn auf das brandneue Bauwerk, was für lautstarkes Jubelgeschrei sorgte.
Noch bevor sich der neue Steg in die Lüfte erhob, machte sich ein Teil des Teams mit Plänen und Zollstöcken am bestehenden Steg zu schaffen, um zu überprüfen, ob die bisher getroffenen Pläne und Kalkulationen für den Abriss mit der Realität übereinstimmten. Dieser ist für einen unbestimmten Zeitraum während der Sommerferien vorgesehen, die vom kommenden Dienstag (25.) bis zum 2. September dauern.
Als nächstes müssen neue Wege gepflastert werden, die den Steg mit dem bestehenden Wegenetz verbinden. In spätestens vier Wochen soll die neue Brücke bautechnisch abgenommen werden. Nach einer erfolgreichen Abnahme wird der Abriss eingeleitet, der um die 15 Arbeitstage in Anspruch nehmen soll. So lange lässt sich der alte Steg noch nutzen.
Mit Ende der Sommerferien soll das Projekt dann im Großen und Ganzen abgeschlossen sein. Lediglich kleinere Arbeiten wie der Feinschliff am neuen Weg oder das Aufstellen von Leuchtmitteln sollen dann noch stattfinden.
Die Verantwortlichen zeigten sich nach dem Einheben des neuen Stegs sehr zufrieden. Auch Jean Ntamugabumwe war sichtlich zufrieden mit der geleisteten Arbeit: „Wenn alles gut geplant ist, und das war es, dann ist die eigentliche Arbeit sehr schnell erledigt“, bilanzierte er.
Eine feierliche Eröffnung durch die Gemeinde Einhausen mit Bürgermeister Helmut Glanzner sei ebenfalls geplant. Ein genauer Termin stehe aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.
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