Einhausen. Im vollbesetzten Saal des Gasthauses „Zum Engel“ erinnerte Philipp Bohrer, Vorsteher der Jagdgenossenschaft Einhausen-Süd, bei der Jahreshauptversammlung in seiner Bilanz für das abgelaufene Jagdjahr 2024, über das - für die Hälfte des Jahres - ein strenges Jagdverbot verhängt worden war. „Die Afrikanische Schweinepest hat die Jagd lahmgelegt. Ich glaube, dass ein solches Verbot in den letzten Jahrzehnten noch nie ausgesprochen wurde“, berichtete er.
Wildschäden wurden nicht verzeichnet
Es sei keine schöne Situation gewesen für die Jäger und die Bevölkerung, die nur die Feld- und Waldwege benutzen durfte. Hunde mussten an der Leine geführt werden, auch wenn sich nicht alle an diese Vorschrift gehalten hätten. „Gegen dieses verbotswidrige Verhalten der Menschen kann man kaum etwas unternehmen“, bedauerte der Jagdvorsteher. Nachdem das erste positiv getestete Wildschwein in Hessen gefunden worden sei, habe es noch 64 Fälle gegeben, auch im Kreis Bergstraße.
Die Jäger hätten nicht gewusst, was das Jagdverbot nach sich zieht. Es stelle sich die Frage, ob ein Verbot eine geeignete Maßnahme sei, ob die Wildschweinpopulation ansteigen werde. Es seien Zaunanlagen errichtet worden, Kadaver-Suche betrieben, auch mit Drohnen, Wildschäden wurden nicht verzeichnet, eine Jagdpacht nicht erhoben.
Zwischenzeitlich sei keine übermäßige Wildschweinpopulation festgestellt worden, es würden keine Sauen mehr gesichtet. Es bleibe zu hoffen, dass die Seuche bald zu Ende gehe und ein geordneter Jagdbetrieb wieder aufgenommen werden könne.
Die Beschaffung einer Drohne, gemeinsam mit der Gemeinde, habe sich verschoben, es werde ein neuer Zuschussantrag gestellt. Die seit dem Jahr 1954 bestehende Satzung sei antiquiert und müsse in diesem Jahr neu gefasst werden. Philipp Bohrer bedankte sich bei allen Beteiligten für die zielorientierte Zusammenarbeit mit dem Vorstand und bei der Gemeinde für den Zuschuss.
Der Jagdpächter Julian Kude sprach davon, dass die Seuche überraschend gekommen und die Jagd anders verlaufen sei als gedacht. Das Ausmaß sei nicht absehbar gewesen und die Jäger hätten sich auf die neue Situation einstellen müssen. Der Test eines ersten gefundenen Fallwilds sei negativ gewesen, bei einem später gefundenen Überläufer aber positiv. Es bestehe der Zweifel, ob die errichteten Wildzäune wirksam seien. Es gebe kaum einen Bestand an Wildschweinen. Es gebe noch viele Fragen, man müsse die kommenden Jahre abwarten. Jetzt dürfe die Waffe wieder mitgenommen werden. Die Strecke des erlegten Wilds sei überschaubar. Der Bestand an Fasanen und Hasen habe zugenommen.
Die Gemeinde müsse die Elektrozäune wöchentlich überprüfen
Jagdpächter Mike Kude war sicher, dass ein striktes Jagdverbot nichts bringe, dass Elektrozäune relativ wenig brächten. Das sei eine reine Geldverschwendung, es hätte anderweitig besser angelegt werden können. Er bezeichnete das Keulen von Schweinen in Zuchtbetrieben als Überreaktion der Behörden. Kein Schwarzwild komme in einen Zuchtbetrieb. Er hoffe, dass sich alles wieder einrenke und der Schwarzwildbestand erhalten bleibe. „Es wird nicht einfach“, schloss er seine Rede, bedacht mit Beifall von den Versammlungsteilnehmern.
Philipp Bohrer hob hervor: „Es wird nicht wild gejagt, nur was notwendig ist. Hege und Pflege stehen im Vordergrund.“ Dem Kassenbericht von Bernhard Wiegand konnte entnommen werden, dass es einen leichten Überschuss von wenigen Euro gegeben habe. Der Prüfer Helmut Ost, der mit Roland Hartnagel das Rechenwerk geprüft hatte, hatte keine Beanstandungen festgestellt. Auf seinen Antrag hin wurde der Vorstand einstimmig entlastet.
Der zweite Vorsitzende und Bürgermeister Helmut Glanzner fassten ihre Berichte kurz. Es seien wieder Aktionen „Im Bruch“ geplant und ein Ausflug. Die Afrikanische Schweinepest sei nicht zu verhindern gewesen. Jäger und Landwirte hätten aber besser eingebunden werden müssen in die getroffenen Maßnahmen. Die Gemeinde müsse die Elektrozäune wöchentlich überprüfen. Es gebe die Zusage für die Beschaffung einer Drohne, ein Drohnenpilot sei vorhanden.
Keine Probleme mit der Neuwahl des Vorstands hatte der Wahlleiter Helmut Ost. Einstimmig gewählt wurde der gesamte Vorstand: Philipp Bohrer (Jagdvorsteher), Helmut Glanzner (Vertreter), Mathias Würsching (Schriftführer), Bernhard Wiegand (Kasse), Peter Gundolf, Stefan Gundolf, Winfried Knaup (Beisitzer). Helmut Ost und Roland Hartnagel wurden wieder zu Kassenprüfern gewählt.
Unter der Androhung von Strafe bis zu 10.000 Euro seien Landwirte gezwungen worden, vor der Ernte die Äcker mit Drohnen abzufliegen. Angeordnet worden sei das von Behörden, die von Landwirtschaft keine Ahnung hätten, beschwerte sich ein Landwirt. Ein Teilnehmer forderte, dass die Gemeinde etwas unternehmen müsse gegen Menschen, die mit Autos in die Gemarkung fahren und ihre Hunde ohne Leine laufen ließen. Bürgermeister Helmut Glanzner antwortete, dass Bedienstete unterwegs seien und bei Verstößen Strafverfahren eingeleitet würden. Es sei bereits eine Gerichtsverhandlung gelaufen. Wer eine Kamera dabei habe, solle Verstöße im Bild festhalten für eine Strafverfolgung.
Landwirt Winfried Knaup beklagte sich, dass er als Schweinezüchter das Schlachten seiner Tiere nur von einem Schlachtbetrieb mit einer Konzession durchführen lassen dürfe. Heimische Betriebe nähmen aber kaum Aufträge an. Er hoffe, jetzt im Odenwald einen Betrieb zu finden. Eine Bürgerin beklagte eine Rattenplage, gegen die sie kaum etwas unternehmen könne. Der Bürgermeister erklärte, dass die Gemeindemitarbeiter die Ratten in der Kanalisation mit unterschiedlichen Mitteln bekämpften. Er werde sich aber um den speziellen Fall kümmern. Ein weiterer Landwirt lobte den Bestand von Rebhühnern in der Gemarkung, beklagte sich aber über Probleme mit Waschbären und Elstern.
Bevor die Jagdgenossenschaft alle Teilnehmer zu einem schmackhaften Abendessen einlud, informierte Mathias Würsching über einen geplanten Ausflug. Am 6. August, ein Mittwoch, gehe es nach Stuttgart zu einer Besichtigung mit Verkaufsmöglichkeit und einem Mittagessen bei der Firma Kärcher. Danach werde Ludwigsburg besucht, mit einer Kaffeepause.
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