Einhausen. Es war eine Diskussion, die seit September im Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss der Gemeinde Einhausen teils emotional geführt wurde, und die die Fraktionen spaltete (wir berichteten): Die mögliche Beklebung der Fensterfronten des Hallenbades mit einer lichtdurchlässigen Milchglasfolie bis auf eine Höhe von 1,90 Metern. Zuletzt hatte der zuständige Ausschuss in seiner Novembersitzung auf Drängen der SPD eine Umfrage in der Bevölkerung beschlossen.
Doch in der letzten Sitzung der Gemeindevertretung für dieses Jahr am Dienstagabend hat die CDU mit Hilfe eines Änderungsantrags den im Ausschuss zunächst einstimmig gefassten Beschluss gekippt und mit der eigenen Mehrheit von 16 zu zwölf Stimmen (SPD und Grüne) die „umgehende“ Beklebung der Hallenbadfenster beschlossen.
Dass sie den Änderungsantrag stellen werden, hatten die Vertreter der CDU jenen der SPD aus Gründen der Fairness schon im Vorfeld der Sitzung mitgeteilt. Trotzdem zeigte sich die SPD wenig angetan: Sie halte es für problematisch, der Bevölkerung zunächst eine Mitbestimmungsmöglichkeit durch die Umfrage anzukündigen und dies dann wieder zurückzunehmen, sagte Michaela Wiegand. Und Vorsitzender Daniel Knaup zeigte sich „irritiert“, da die Umfrage im Ausschuss doch „konstruktiv beschlossen“ worden sei.
Schutz auch einer Minderheit
Die Vertreter der CDU brachten ihre Argumente vor: Ja, er habe zugestimmt, sich aber „hinterher sehr geärgert“, bekannte Markus Grebe. Denn es gehe bei dem Thema nicht um den Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung, sondern um den Schutz einer möglichen Minderheit. Dieser sei es unangenehm, in Badebekleidung beobachtet zu werden. Und zwar, anders als im Freibad, von Menschen, die nicht zu den Besuchern des Schwimmbads gehören und von außen durch die Scheiben hereinschauen – im Winter durch die frühe Dunkelheit selbst unerkannt. Das Schamgefühl dieser Badenden sei nicht gleichzusetzen mit dem Wunsch anderer, „den Himmel anzugucken“.
Grebes Fraktionskollege Kristof Glanzner führte eine Studie an, nach der sich 66 Prozent der Kinder und Jugendlichen in ihrem Körper unwohl fühlen. Als Schwimmschüler seien sich nicht freiwillig zu Gast im Einhäuser Schwimmbad, daher gelte es, auch sie zu schützen.
Markus Grebe wandte sich kurz vor der Abstimmung an die SPD: „Es ist kein Durchboxen, wir haben uns bei der Entscheidung was gedacht.“
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