Diplomatie

Fußball als Türöffner zu den Kollegen Europas

Trainer Helmut Glanzner zieht positives Fazit zur Fußball-EM der Bürgermeister in Leipzig

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red/jak
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Philipp Lahm legte auf seiner Tour zur „Euro 2024“ einen Halt bei der „Euro of Mayors“ ein. Hier umringt vom Organisationsteam, links von ihm Helmut Glanzner, der Direktor des Leipziger Zoos Jörg Junhold und Oberbürgermeister Burkhard Jung. © Privat

Einhausen. Vor einer Woche ist sie zu Ende gegangen: die Europameisterschaft der Bürgermeister „Euro of Mayors“. Ein „einmaliges und unvergessliches Erlebnis“ sei das Turnier in Leipzig gewesen, berichtet Einhausens Bürgermeister Helmut Glanzner, der als spielender Trainer der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Bürgermeister teilgenommen und als Teil des Organisationsteams das Turnier seit knapp zwei Jahren mit vorbereitet hat. „Wir hatten uns viel für das Turnier im eigenen Land vorgenommen. Ein zweites Sommermärchen war das Ziel“, schreibt er rückblickend (wir berichteten in der Ausgabe vom 13. April). Sechster ist er mit der ersten seiner beiden Mannschaften letztendlich geworden.

Bereits im Jahr 2022 habe die Vorbereitung – auch mit Blick auf den anstehenden Generationswechsel im Team – begonnen. Zwei intensive Trainingslager, Turniere und Vorbereitungsspiele seien noch in diesem Jahr im Terminkalender gestanden. Deutschland hatte dabei genug junge und gut spielende Bürgermeister, so dass es wie drei weitere Nationen im Turnier mit gleich zwei Mannschaften in die Gruppenphase gehen konnte. „Die Auslosung bescherte uns in der Vorrunde für beide Mannschaften Top-Teams und schwere Gruppen“, blickt Glanzner auf die aufregende Zeit zurück. „Dennoch gingen wir mit Deutschland 1 in der vermeintlichen Todesgruppe mit drei deutlichen Siegen als Gruppensieger hervor.“

Das Aus kam im Neun-Meter-Schießen gegen die Ukraine

Doch dann die große Enttäuschung: Im Viertelfinale gegen die Ukraine platzte der Traum vom Titel. „Trotz klarer Feldüberlegenheit endete die Partie nach Verlängerung nur unentschieden. Wir mussten in ein Neun-Meter-Schießen.“ Dort habe einer der Bürgermeisterkollegen das Tor einmal verfehlt, was das Aus für die deutsche Mannschaft bedeutete: „Damit war das Halbfinale beziehungsweise Finale für uns nicht mehr erreichbar.“

In den darauffolgenden Platzierungsspielen habe sich die erste deutsche Mannschaft den sechsten Platz sichern können. Das zweite Team habe in der Vorrunde den zweiten Platz erreicht. „Lediglich gegen den vorherigen Europameister Slowakei mussten wir uns geschlagen geben“, berichtet Glanzner. „Im Viertelfinale gegen den späteren Finalteilnehmer und Vize-Europameister Rumänien waren wir jedoch ohne Chance. Somit belegten wir einen beachtlichen achten Platz von 16 Teams.“ Deutschland 2 sei dabei als fairste Mannschaft ohne eine einzige Karte ausgezeichnet worden. Weiterhin habe sich Torhüter Martin Aßmuth über die Auszeichnung „Bester Torhüter des Turniers“ freuen können.

Die Fußball-EM der Bürgermeister

Die fünfte Fußball-Europameisterschaft der Bürgermeister fand unter dem Titel „Euro of Mayors“ vom 4. bis 10. Mai in Leipzig statt. Austragungsort war die Egidius-Braun-Sportschule des Sächsischen Fußballverbands in Leipzig, die auch schon Profi-Nationalmannschaften zur Vorbereitung genutzt haben. Beteiligt waren 16 Teams aus zwölf Nationen: Deutschland, Österreich, Südtirol, Italien, Slowenien, Kroatien, Tschechien, Slowakei, Polen, Ukraine, Moldawien, Rumänien.

Es gab vier Gruppen. Deutschland traf in der Gruppe A auf die zweite Mannschaft der Slowakei, Italien und die erste Mannschaft der Ukraine. jak

„Persönlich freue ich mich, ehemalige Nationalspieler wie zum Beispiel Damiano Tommasi aus Italien, Bürgermeister von Verona, und Gabriel Muresan aus Rumänien als direkte Gegenspieler gehabt zu haben“, spricht Glanzner den sozialen Aspekt der Bürgermeister-EM an. Trotzdem zeigt sich der Einhäuser Bürgermeister aus sportlicher Sicht enttäuscht: „Nach dem, was wir uns vorgenommen hatten, entsprach das Ergebnis nicht unseren Erwartungen. Die Enttäuschung war groß, zumal zahlreiche Familien bedingt durch Christi Himmelfahrt als Brückentag nachgereist waren und uns leidenschaftlich angefeuert haben. Tränen sind geflossen…“

Nun, mit ein wenig Abstand, blickt er versöhnlich auf das Turnier: „So ist nun einmal Fußball, ein Fehlschuss und die Ambitionen sind Vergangenheit. Der Fußball schreibt seine eigenen Geschichten. Wir sind stark und ziehen auch aus Niederlagen etwas Positives, und gleichzeitig wächst man an diesen“, schreibt er. Der Blick ist nach vorn, in die Zukunft gerichtet: „So freuen wir uns schon heute auf den Alpencup im Mai 2025 in Südtirol und wollen den Pokal zurück nach Deutschland holen“, berichtet der spielende Bürgermeister-Trainer.

Helmut Glanzner und Damiano Tommasi, Ex-Profi und Bürgermeister von Verona. © privat

Die Woche in Leipzig habe jedoch einiges mehr als nur Fußball beinhaltet: Treffen mit knapp 400 Kollegen aus zwölf verschiedenen europäischen Nationen. „Der Fußball war dabei Türöffner für den kollegialen Austausch untereinander.“ Es habe eine tolle Verständigung zwischen den europäischen Nationen gegeben. Die dabei gewachsenen Verbindungen seien deutlich zu spüren gewesen. „Das erfüllt uns als Gastgeber mit Stolz.“ Neben den sportlichen Schwerpunkten wurden das Völkerschlachtdenkmal, der Leipziger Zoo und das Stadion von RB Leipzig besichtigt sowie eine gemeinsame Stadtrundfahrt unternommen.

Und noch ein Erlebnis wird sicher nicht nur dem Einhäuser Bürgermeister in unvergesslicher Erinnerung bleiben: „Schirmherr der Euro of Mayors war die Legende, Weltmeister Philipp Lahm. Es war schon etwas Besonderes, dass ich diese authentische, freundliche und sympathische Persönlichkeit kennenlernen durfte. Das ZDF war ebenfalls zugegen und wird demnächst berichten“, erzählt Glanzner, und zieht ein persönliches Fazit: „Ich bin sehr froh und stolz, Teil dieser Europameisterschaft im eigenen Land gewesen zu sein. Es war mir eine besondere Ehre, den Adler auf der Brust zu tragen, die Nationalhymne mit Gänsehaut zu singen und voller Stolz und Leidenschaft unser Land und meine Heimatgemeinde, die Perle des Rieds Einhausen, dabei vertreten zu dürfen.“

Als Gastgeber Werbung für die Heimatgemeinden gemacht

Auch in politischer Hinsicht zieht Glanzner ein durchweg positives Fazit: „Als Gastgeber ist es uns gelungen, hervorragende Werbung für den europäischen Gedanken, unser Bundesland Hessen und vor allem unsere Heimatgemeinden zu machen. Der Sportstadt Leipzig mit ihrem Oberbürgermeister Burkhard Jung gilt ein besonderer Dank für die großartige pragmatische Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung des Turniers. Für diese herausragende Organisation ernteten wir von allen Seiten viel Lob und Anerkennung.“

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Jetzt gelte es, den Fokus auf das nächste Länderspiel im September in Keltern gegen die Slowakei zu richten. Auch diverse Termine für 2025 stünden bereits fest: „Den Alpencup im kommenden Jahr in Südtirol zu gewinnen ist das große Ziel. In vier Jahren steht dann die nächste Euro of Mayors an.“ red/jak

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