Fußball

Schlappis Europaauswahl vereint Fußballer verschiedener Nationen

Der frühere SV-Waldhof-Trainer hat Jugendliche zum ersten gemeinsamen Training in den Sportpark Ost eingeladen. Wie die Sportler zusammenpassen und was das Besondere daran ist.

Von 
Jürgen Klotz
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Klaus Schlappner beim ersten Training seines Teams. © Jürgen Klotz

Bergstraße. Ein berühmtes Zitat besagt: Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Die Fans dieser Sportart werden bald wieder voll auf ihre Kosten kommen, wenn am 14. Juni der Anstoß zur 17. Europameisterschaft erfolgt und das noch dazu in Deutschland. In der Hoffnung auf ein weiteres Sommermärchen hat sich die Nation bereits herausgeputzt. Doch nicht alle Sportbegeisterten haben nur das runde Leder im Sinn. Die vielen Probleme, die Menschen rund um den Globus derzeit haben, motivierten Klaus Schlappner, den ehemalige Bundesligatrainer des SV Waldhof, der in Einhausen-Jägersburg lebt, dazu, ein ganz anderes Zeichen zu setzten: „Schlappis Europaauswahl“ soll unter dem Motto „11 Positionen, 11 Nationen“ Spieler aus den verschiedenen Teilnehmerstaaten in einer Mannschaft zusammenbringen.

Jugendliche der Jahrgänge 2008 und 2009 versammeln sich

Jugendliche der Jahrgänge 2008/2009 wurden gesucht, um nach einigen Trainingseinheiten gemeinsam auf den Platz zu gehen und insgesamt drei Spiele zu bestreiten. Im Vorfeld äußerte Schlappner bereits, dass das erste Spiel, welches am 12. oder 13. Juni in Lampertheim gegen eine Mannschaft des Lessing-Gymnasiums steigen soll, für ihn „das eigentliche Eröffnungsspiel der EM ist“. Als bekannter Weltenbummler, der unter anderem Trainerposten in China und dem Iran bekleidete, ist dieses Integrationsprojekt von besonderer Wichtigkeit. Wiederholt betonte er den Aspekt, dass der Sport Freundschaften und den Respekt für Regeln fördern und Vorurteile abbauen könne.

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Nach wochenlanger Suche war es geschafft: Ein bunter Kader standAnfang dieser Woche bereit, das erste Training zu absolvieren. Über 20 Spieler hatten sich im Sportpark Ost in Lampertheim eingefunden, um sich auf dem Rasenplatz des Turnvereins den Augen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es begann mit einer Vorstellungsrunde. Jeder Fußballer nannte seinen Namen, Verein und die von ihm gespielte Position. Die meisten kamen von Waldhof Mannheim, Wormatia Worms und dem TV Lampertheim, aber auch Aktive aus Bensheim waren mit dabei. Auch Schlappner stellte sich vor und hatte gleich einen Rat für den Nachwuchs: „Orientiert euch an den Profis, nicht an den Profitis.“

Präsentation des Teams als harmonische Einheit steht vor Leistung und Ergebnissen

Unterstützt von den TV-Trainern Christoph Riegel und Kimon Laesch wurden die verschiedenen Übungen vorbereitet und aufgebaut, dann ging es ohne weitere Verzögerung zur Sache. „Die können kicken“, bemerkte einer der Trainingskiebitze schon nach wenigen Minuten. In der Tat war nur unschwer zu erkennen, dass keiner der Jungs zum ersten Mal gegen den Ball trat. Gutes Passspiel, saubere Ballannahmen und präzise Torabschlüsse ließen die Zuschauer kaum glauben, dass der Kader zuvor noch nie zusammengespielt hat. Klaus Schlappner stand mitten auf dem Platz und sagte nicht viel.

Klaus Schlappner – Botschafter des Fußballs

Wenn es darum geht, Fußball als Brücke zwischen Kulturen und Nationalitäten zu nutzen, ist Klaus Schlappner erfahren. So hatte er etwa vor einigen Jahren Mannheimer Mannschaften für ein Fußballturnier nach China eingeladen – die U 16 des SV Waldhof sowie eine Auswahl des VfR Mannheim und des TSV Neckarau.

Für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland war mit Schlappis Weltauswahl ein Team mit Jugendspielern angetreten.

Zwischen 1980 und 1987 trainierte der gelernte Elektromeister den SV Waldhof. 1983 führte er den Verein in die Bundesliga. 1992 wurde der 1940 geborene Kurpfälzer Nationaltrainer in China. Danach wirkte Klaus Schlappner in Sachen Fußball auch im Iran, in Sumatra, in der Mongolei sowie in Nordkorea und in Indonesien. wol

Manchmal holte er einen Spieler zu sich, sprach ein paar Sätze mit ihm und ließ ihn weiter üben. Sportler aus 14 Nationen gaben sich ein Stelldichein, und nur das zählte. „Leistung und Ergebnisse stehe für uns in den kommenden Wochen überhaupt nicht im Vordergrund“, so Schlappner. Es gehe darum, dass man sich als harmonische Einheit präsentiere und beweise, dass Menschen aus vielen verschiedenen Ländern sehr wohl freundschaftlich miteinander umgehen können.

Spieler aus Serbien und dem Irak herzlich aufgenommen

Es freute ihn, dass noch ein Serbe zur Mannschaft stoßen konnte, denn „ein Serbe hat uns noch gefehlt“. Und ob in seiner Europaauswahl nur Nationen repräsentiert werden, die auch bei der EM dabei sind, war ihm nicht so wichtig. So wurde zum Beispiel ein Spieler aus dem Irak herzlich aufgenommen. Egal, wer wie gut ist, eines weiß Schlappner jetzt schon: „Alle werden spielen.“

Denn im Kampf um Punkte und Pokale werden sich die Erwachsenen bei der Europameisterschaft streiten und es dabei gewiss das ein oder andere Mal mit den Regeln der Fairness nicht so genau nehmen. Es liegt also am Nachwuchs, zu zeigen, wie es besser gemacht wird.

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