Einhausen. „Ohne Moos nix los“, lautet ein Sprichwort, bei dem es eigentlich um fehlendes Geld geht. Für Gerhard Gärtner hatte es am Montagnachmittag jedoch eine wortwörtliche Bedeutung. Dem Baumeister der vielfach bewunderten Weihnachtskrippe in der katholischen Kirche St. Michael fehlt es in diesem Jahr nämlich an dem tiefgrünen Naturmaterial. Benötigt wird es, um den Untergrund der rund vier mal zwei Meter großen Landschaft zu verkleiden. Nichts schmiegt sich so natürlich und gleichzeitig deckend über die aus Styroporelementen modellierte Landschaft wie Moos.
Doch davon gibt es ausgerechnet jetzt keines. Frost und Schnee haben die grüne Deckschicht in der Natur unbrauchbar für den Modellbau gemacht. Selbst die grünen Fladen, die fleißige Helfer bei einer Gärtnerei besorgt haben, sind nur äußerst schwer zu verarbeiten. „Das war wohl schon gefroren“, sagt Gerhard Gärtner. Und viel zu wenig ist es auch. Um die ganze Landschaft abzudecken, benötige man normalerweise vier 80-Liter-Bottiche voller Moos. Am Montagnachmittag war erst ein Teil der vorderen rechten Ecke damit bedeckt.
Baubeginn nach dem 3. Advent
Dabei wollte Gerhard Gärtner eigentlich Anfang der Woche schon fertig sein mit dem Aufbau. Kurz nach dem 3. Advent hatte er losgelegt. Die große Baumwurzel wurde als zentrales Element aufgestellt. Diese hatte der Einhäuser Holzkünstler einst selbst aus seinem Materialfundus gespendet. Sie dient in dem Aufbau als Stall, verkleidet an der Rückseite mit einer Miniatur-Bretterwand. Für die umgebende Landschaft hat Gärtner aus Styropor Felsen und Berge geschnitzt. Durch eine Schlucht werden – zunächst weitgehend für die Betrachter verdeckt – bis zum 6. Januar die Heiligen Drei Könige immer näher an den Stall heranrücken. Das Jesuskind selbst wird erst an Heiligabend in die Krippe gelegt. Am Freitag sollen bereits die übrigen Figuren, Maria und Josef, die Hirten und die Tiere, aufgestellt werden.
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Bis dahin muss entweder ausreichend Moos eingetroffen sein oder Gerhard Gärtner wird sich etwas einfallen lassen müssen. Sand oder Steinchen wären eine Option. Doch das alles würde von den schiefen Ebenen herabrutschen. Ganz bewusst legt Gärtner die Krippe auf mehreren Höhenniveaus an, um der Landschaft einen natürlicheren Eindruck zu geben. Sollte gar nichts mehr helfen, müssten die kahlen Stellen mit künstlichem Material, etwa mit Rasenteppich oder ähnlichen Verkleidungsstoffen aus dem Modellbau überdeckt werden. Das natürliche Ambiente der Mooslandschaft kann so jedoch sicherlich nicht ersetzt werden.
Bei der Gestaltung der Krippe hat Gerhard Gärtner keine spezielle Landschaft im Kopf. Weder habe er sich an den Gegebenheiten im biblischen Betlehem noch an lokalen Gegebenheiten orientiert. Ziel war es, ein insgesamt schönes Gesamtbild zu erschaffen. Und dieses soll sich eigentlich nicht Jahr für Jahr ändern.
Eine neue kleine Höhle
„Natürlich geht immer auch mal etwas kaputt und muss ersetzt werden“, sagt der Künstler. Die kleinen Lämpchen, die die Krippe ins rechte Licht setzen, wurden vor einigen Jahren auf LED-Technik umgerüstet. Das eine oder andere Gestaltungselement kommt auch schon mal dazu. In diesem Jahr beispielsweise eine kleine Höhle als Unterstand.
Das alles ist bereits aufgebaut. Jetzt hängt alles am Moos. „So eine Situation hatten wir noch nie“, sagt Gerhard Gärtner. Seit Jahren habe es kurz vor Weihnachten keinen Schnee und Frost mehr gehabt. Dennoch hofft er, dass der Krippenaufbau in der katholischen Kirche bis Ende der Woche noch fertiggestellt werden kann. „Ansonsten müssen wir Weihnachten halt etwas verschieben“, scherzt er.
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