Gemeindevertretung

Ein sichtbares Zeichen für Toleranz in Lorsch

Von 
Jörg Keller
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Einhausen. Außer dem Giggelsbanner zur Kerwe, sowie den den Partnerstädten und Europa gewidmeten Flaggen Deutschlands, Frankreichs, der USA und der EU auf dem Kreisel am östlichen Ortseingang soll in Einhausen demnächst eine weitere Fahne wehen. Die Gemeindevertretung hat jetzt einstimmig die Anschaffung einer „Regenbogenfahne“ beschlossen. Seit 40 Jahren ist diese Flagge Symbol der LGBTQ-Community, also von Schwulen, Lesben, Bi- und Intersexuellen sowie Transmenschen. Der von den Grünen gestellte Antrag wurde auch von CDU und SPD ausdrücklich begrüßt und unterstützt. Die Grünen wünschen, dass die Flagge künftig immer am 17. Mai, dem jährlichen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, und am 11. Oktober, dem Coming-Out-Day, am Ortseingangskreisel an der Mathildenstraße gehisst wird. Über Ort und Anlässe von offiziellen Beflaggungen entscheidet jedoch nach den Vorgaben der Gemeindevorstand, der sich mit den Details der Umsetzung des Gemeindevertretungsbeschlusses befassen wird.

Lea May, die den Antrag der Grünen begründete, verwies auf Schätzungen, nach denen rund zehn Prozent der Weltbevölkerung der LGBTQ-Community zugerechnet werden können. Im Jahr 2016 kam eine Online-Umfrage unter knapp 12 000 Personen in der Europäischen Union laut einem Wikipedia-Eintrag zu dem Ergebnis, dass sich in Deutschland 7,4 Prozent der Bevölkerung dem LGBT-Spektrum zuordnen lassen. Heruntergebrochen auf Einhausen geht Lea May daher von 350 bis 700 Einwohnern des Ortes aus, die der Gruppe zugehörig sind.

Noch immer Diskriminierung

Obwohl rechtlich legalisiert werden nach Einschätzung der Grünen auch noch 2022 „Menschen jenseits der binären heterogenen Mehrheitsgesellschaft diskriminiert und ausgegrenzt“. Lea May verwies in ihrer Rede auf Nachteile bei der Blutspende oder bei der Familienplanung. Sie erinnerte auch an den 25-Jährigen, der am 27. August am Rande einer Christopher-Street-Day-Versammlung in Münster „ zu Tode geprügelt“ wurde. „Den Menschen wird der Anspruch abgesprochen, ein normales Mitglied der Gesellschaft zu sein“, sagte Lea May.

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Michelle Glanzner (CDU) sieht in der geplanten Beflaggung ein sichtbares Zeichen für Toleranz und Offenheit in Einhausen. „Jeder Mensch sollte in der Gesellschaft Akzeptanz erfahren“, sagte sie.

Reimund Strauch betonte, dass sich in dieser Frage alle Gemeindevertreter einig sind. Und das mache man jetzt mit dem einstimmgen Beschluss auch deutlich.

Uwe Stellmann (CDU) regte an, sich über die geplante Beflaggung hinaus auch Gedanken zu machen, wie man das Thema noch weiter ins Licht der Öffentlichkeit rücken könnte, etwa durch Aktionen beim jährlichen Sommer-Open-Air.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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