Einhausen. Päckchen und Pakete aufgeben oder Briefmarken kaufen können die Einhäuser seit Mitte Januar im markanten Dreispitzhaus an der Ecke Hauptstraße/Ludwig-Jahn-Straße. In der dort neu eröffnete Filiale wird von der Bäckerei Moser auch die Postagentur betrieben. Es ist ihr dritter Standort in Einhausen innerhalb von zwei Jahren.
Im Februar 2021 hatte Ulla Freudenberger ihre Agentur im Sparkassengebäude am Juxplatz geschlossen. Das „Geschenkehaus Rau“ war damals kurzfristig eingesprungen, musste die Agentur aber aus gesundheitlichen Gründen nach nicht einmal zwei Jahren wieder abgeben.
Doch es waren nicht die ersten Ortswechsel im Laufe lokalen Historie. Im Laufe der Jahrzehnte war die Post in Einhausen an mehreren Standorten zu finden. Im Jahre1887 wurde im Haus des Gastwirtes Christoph Glanzner (dem heutigen Parkplatz der Volksbank) eine Postagentur eingerichtet. Ab 1900 war sie als einzige Poststelle mit Briefkasten auch für Groß-Hausen zuständig. 1908 übernahm Ludwig Degen die Station, die später dann in die Ludwigstraße 19 umzog. Nach dessen Tod führte seine Tochter Margarethe Degen das Amt weiter. Bis zum 1. Mai 1930 war es Lorsch angeschlossen, dann Bensheim.
Nach dem Zusammenschluss von Klein- und Großhausen zur Gemeinde Einhausen im Jahr 1937 lautete die postalische Ortsbezeichnung „Einhausen über Bensheim“
1940 zog die Post in die Mathildenstraße 33 ein. 1955 wurde die Poststelle dann organisatorisch noch einmal kurz Lorsch zugeschlagen, bis sie 1956 als Zweigpostamt wieder dem Postamt Bensheim unterstellt wurde.
Große Erwartungen nicht erfüllt
In den Jahren 1965 und 1966 erfolgte ein Umbau. Betriebsleiter war seinerzeit Philipp Eberlein. Später wurde Georg Sailer mit der Geschäftsführung beauftragt. Dieser war dann auch für die neue Filiale verantwortlich, die im November 1987 an der Ecke Waldstraße/Rheinstraße eröffnet wurde.
Der BA schrieb seinerzeit zur Eröffnung: „Überwiegend gelb waren die Blumen, mit denen Erhard Fuß (Red: der damalige Leiter des Postamtes Bensheim) für die Postdirektion die erste Kundin der neuen Post Einhausen, Margaretha Graab, begrüßte. Gelb eingepackt war aber auch die Gemeindefahne, die Bürgermeister Dieter zur Eröffnung überreichte. Nun, das Posthorn bestimmt die Szene an der Waldstraße/Rheinstraße. Die Verpackung, gestylt von Architektin Irmtraud Dubois, passt in den Ortsmittelpunkt. Sie hatte sich bei der Planung nicht nur nach der Funktionalität zu richten. So wählte sie für den Schalterraum als Schmuckfarbe blau.“
Der damalige Bürgermeister Hermann Dieter erinnerte daran, dass Einhausen schon seit 1978 bestrebt war, einen geeigneten Platz für das Postamt zu finden. Zunächst hatte man ein Gebäude in der Mathildenstraße, etwa einhundert Meter vom alten Standort entfernt, ins Auge gefasst. Dann aber bot sich das Anwesen an der Ecke Waldstraße/Rheinstraße an. Nach langen Verhandlungen mit der Oberpostdirektion war der Gemeindevorstand zu einer Lösung gekommen, die damals alle Hoffnungen Einhausens beinhaltete: ein Postamt mit Parkmöglichkeiten, mit modernen Arbeitsplätzen, das sich in das Ortsbild einfügt.
1987 stellte sich angesichts des hohen Kundenandrangs noch die Frage, ob die Größe der Räumlichkeiten dauerhaft ausreichen würde. Doch die Verantwortlichen zeigten sich seinerzeit überzeugt, dass „das neue Amt bis ins nächste Jahrtausend hinein die richtige Dimension“ haben wird.
Die Post war auf auf eine Einwohnerzahl von 5000 ausgelegt. Gegenüber der vorherigen Dienstelle in der Mathildenstraße hatte man die Arbeitsfläche von 88 auf 185 Quadratmeter erweitert. Die Zahl der Schließfächer wurde von 48 auf 71 aufgestockt. Betriebsleiter Georg Sailer, fünf Briefträger und ein Paketzusteller sorgten dafür, dass die Post ihrer Aufgabe gerecht wurde.
Die Jahrtausendwende ist mittlerweile auch schon wieder 23 Jahre her. Und Einhausen ist auf knapp 7000 Einwohner gewachsen; hat aber nur noch eine weitaus kleinere Postagentur. 1994 beschloss der Bundestag die Privatisierung der Bundespost. Und dann kam auch noch das Internet.
Das Jahr 2000 erlebte die Postfiliale an der Waldstraße nicht mehr. Am 17. November 1997 wurde sie geschlossen. Einen Tag später öffnete die Postagentur in der Bäckerei Freudenberger in der Rheinstraße. Schlagzeilen machte im Juli 1998 ein Überfall auf die Postagentur. Der Täter bedrohte die Verkäuferin mit einer Pistole und floh mir rund 25 000 Mark Beute. Nach der Schließung der Bäckerei erfolgte der Umzug in den Neubau am Juxplatz.
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