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Einhäuser Brieftaubenverein erwägt Rückzug von Ferienspielen

Der Einhäuser Brieftaubenverein „Heimkehr“ hat bei seiner Jahreshauptversammlung fehlenden Nachwuchs bedauert. Die meisten Mitglieder sind 80 Jahre und älter.

Von 
Norbert Weinbach
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Vorstandsmitglieder bei den Ehrungen, von links: Herbert Okos (aktiver Flieger), Ludwig Spahl (für 60 Jahre), Bürgermeister Helmut Glanzner, Gisela Schilling (für 50 Jahre), Werner Schumacher (für 60 Jahre), Kassenprüferin Frieda Wüst, Hermann Schilling (für 70 Jahre). © Norbert Weinbach

Einhausen. Hermann Schilling, Ehrenvorsitzender des Brieftaubenvereins „Heimkehr“ Einhausen, begrüßte bei der recht gut besuchten Jahreshauptversammlung des Vereins in der Kellerbar der Schlaggemeinschaft von Gisela und Hermann Schilling die Mitglieder.

Der Raum zeugt mit Bildern, Pokalen, Ehrenpreisen und Urkunden von den Wettbewerben und Preisen, die das Ehepaar Schilling im Lauf von 70 Jahren erreicht hat. Hermann Schilling, heute 86 Jahre, hatte bereits mit 17 Jahren den Titel eines Meisters der Reisevereinigung Bergstraße gewonnen. Ein Foto zeigt die Brieftaube „Superstar“, die im Jahr 1998 Erster As-Vogel auf Bundesebene (höchste Auszeichnung) geworden war und viele weitere Preise gewann.

Verein hat aktuell 28 Mitglieder, davon fünf aktive Züchter

Nach einer Gedenkminute für die verstorbenen Mitglieder, der Genehmigung des Protokolls von 2024 und der Verlesung der eingegangenen Post berichtete Schilling in seinem Jahresrückblick für das Geschäftsjahr 2024/2025 zunächst, dass der Verein seit 77 Jahren bestehe. Ihm gehören aktuell 28 Mitglieder an, davon fünf aktive Züchter, die im Brieftaubenverband in Essen gemeldet sind. Es gebe zehn Ehrenmitglieder, einen Ehrenvorsitzenden, ein Ehrenvorstandsmitglied sowie elf passive Mitglieder. Der Verein sei Mitglied der Reisevereinigung Bergstraße, des Regionalverbands Rhein-Main-Neckar 451 sowie des Deutschen Brieftaubenvereins.

Da der Mitgliederschwund auch auf Bundesebene gravierend sei, wurde beschlossen, sich mit dem Taubenmarkt in Kassel zu vereinen und in Zukunft die Verbandstage mit der großen Ausstellung in Kassel zu organisieren. „Erstmals fand dieses Ereignis vom 28. November bis 1. Dezember 2024 statt. Viele Taubenzüchter aus ganz Europa trafen sich zu diesem Event. Auch die Schlaggemeinschaft Schilling war drei Tage dort und hat viele Freunde getroffen. Sie hat bereits für das neue Jahr einen Besuch gebucht.

Verband versucht, die Jugend zu fördern

Der Verband versucht, die Jugend zu fördern, um stabil zu bleiben. Es sieht so aus, als ob das in einigen Regionen gelingen könnte“, erklärte Hermann Schilling. „In unserer Reisevereinigung und auch in unserem Verein tut sich wenig, obwohl wir mit dem Tag der Brieftaube alles versucht haben. Auch die von der Gemeinde organisierten und bei den Kindern beliebten Ferienspiele, an denen wir uns beteiligen, haben bisher nicht geholfen, neue Mitglieder zu gewinnen.“

Der Redner verdeutlichte, dass es im Einhäuser Brieftaubenverein schon lange keine größeren Veranstaltungen mehr gegeben habe. Viele Mitglieder, die im hohen Alter seien, fragten immer wieder: ,,Wie lange wollen wir das noch machen? 50 bis 60 Jahre sind eigentlich genug.“ Der Ehrenvorsitzende bedauerte diese Entwicklung. Es gebe eigentlich nur noch eine Veranstaltung im Jahr, die Jahreshauptversammlung.

91-jährige Frieda Wüst wurde zur neuen Kassenprüferin gewählt

Wegen des Alters der Mitglieder werde künftig auch kein Ferienspieltag mehr ausgerichtet. Dass regionale und überregionale Veranstaltungen sehr gerne durchgeführt worden seien, habe immer für Präsenz in der Gemeinde gesorgt. Zu Glanzzeiten des Vereins seien beste Geschäfte mit Brieftauben abgewickelt worden, erinnerte Schilling. Da hätten Tauben auch schon mal 10.000 Mark gekostet. Einmal sei ihm sogar eine seiner besten Tauben gestohlen worden.

Für die großzügige Unterstützung der Gemeinde sowie der Franz-Hartnagel-Stiftung sei der Vorstand sehr dankbar. Kein Problem gab es mit den Finanzen, die die Geschäftsführerin Gisela Schilling vortrug. Der Prüfer Werner Schumacher hatte dagegen nichts einzuwenden. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet. Mit der 91-jährigen Frieda Wüst wurde für den ausscheidenden Yevheny Gudz eine neue Kassenprüferin gewählt.

Zwei Züchter haben an großen Wettflügen teilgenommen

Es erfolgte dann die Ringausgabe für 2025 und die Bekanntgabe des Reiseplans 2025. Alle Neuerungen über das Hobby stünden in der Zeitschrift „Die Brieftaube“, informierte Schilling. Der Ehrenvorsitzende nannte zwei aktive Züchter, die noch an den großen Wettflügen teilgenommen haben. Er gratulierte den beiden zu den Erfolgen. Herbert Okos hat mit seinen Tieren folgende Titel errungen: zwei mal Erster Konkurs RV, Sechster RV Meister, Fünfter RV Jährigenmeister, Fünfter RV Jährigen Vogelmeister, Vierter RV Jährigen Weibchenmeister, Achter RV Kurzstreckenmeister, Sechster RV Mittelstreckenmeister, Siebter RV Weitstreckenmeister.

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Sein Vereinskollege Yevheny Gudz hat folgende Titel erreicht: Ein mal Erster Konkurs RV, Zweiter RV Meister, Vierter RV Jährigenmeister, Zweiter RV Pokalmeister, Erster RV Verbandsmeister, Vierter Meister „Die Brieftaube“, Zweiter und Dritter bestes Altweibchen, Sechster Verbands Jährigenmeister, Fünfter AS-Vogel des Verbands auf RV Ebene.

Gisela Schilling: „Ich habe die Tauben einst mit geheiratet“

Bürgermeister Helmut Glanzner ehrte, mit gerahmter Urkunde und einem Weinpräsent, Gisela Schilling (80) für 50 Jahre Mitgliedschaft im Verein. Sie kommentierte das mit: „Ich habe die Tauben einst mitgeheiratet.“ Ludwig Spahl (91) ist seit 60 Jahren dabei, ebenso wie Werner Schumacher (80), „der Mann für alle Fälle“. Hermann Schilling (86) wurde für 70 Jahre Mitgliedschaft geehrt.

„Zum Schluss meines Rückblicks darf ich mich bei jedem Mitglied für das mir sowie dem gesamten Vorstand entgegengebrachte Vertrauen sehr herzlich bedanken“, sagte Hermann Schilling. Bürgermeister Helmut Glanzner sagte: „Wenn man in Einhausen von Brieftauben spricht, ist die Rede immer von Gisela und Hermann Schilling. Sie haben für den Taubensport viel geleistet, haben ihn lange am Leben erhalten. Ich hoffe, dass der Brieftaubensport eine Zukunft hat, dass junge Leute dafür gefunden werden.“ Er erinnere sich gerne an Hochzeiten, bei denen weiße Tauben aufgelassen worden seien. Er dankte für die gezeigten Leistungen und die durchgeführten Aktivitäten. Er würde sich freuen, wenn der Verein doch wieder einen Ferienspieltag organisieren würde, sagte Glanzer. Mit einem Blick in die harmonische Runde der Mitglieder versicherte er, dass die Gemeinde den Brieftaubenverein auch künftig weiter unterstützen werde.

Beschlossen wurde die offizielle Versammlung mit dem traditionellen Spruch „Gut Holz“. Danach servierte Gisela Schilling den Anwesenden ein Abendessen mit Kartoffelsalat und heißem Fleischkäse, was lobend angenommen wurde.

Freier Autor Seit mehr als 40 Jahren als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen aktiv, Fotograf und Berichterstatter, im Regelfall waren/sind es Zeitungen die dem BA oder ganz früher, mit dem Echo verbunden waren. Berichterstattung meistens über Lorscher Vereine und Organisationen, früher auch Sport.

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