Bensheim. Im Frühsommer hatte die Nachricht in Bensheim für leichte Aufregungstendenzen - vor allem im kommunalpolitischen Raum - gesorgt. Der Dalberger Hof verabschiedete sich etwas mehr als zwei Monate nach der Eröffnung in eine Sommerpause bis Oktober.
Das Restaurant im historischen Gemäuer zwischen Parktheater und Bürgerhaus hatte schon eine bewegte und in der jüngeren Vergangenheit von Leerstand geprägt Geschichte, bevor es Benjamin Huckele, der neue Pächter des Bürgerhauses, übernommen hatte.
Die angekündigte Auszeit wirkte zunächst nicht als vertrauensbildende Maßnahmen, wenngleich alle Beteiligten - vom Inhaber über die MEGB bis zur Bürgermeisterin - sich zuversichtlich zeigten. Am 1. Oktober sollte der Dalberger Hof wieder an den Start gehen. Der Termin konnte zwar nicht gehalten werden, aber die knapp zweiwöchige Verspätung dürfte zu vernachlässigen sein, sollte sich das Restaurant wie gewünscht am Markt etablieren.
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Die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen, teilte Huckele damals mit. „Aber sowohl die wirtschaftlichen Ist-Zustände als auch die Personalsituation waren ausschlaggebend.“ Rund drei Monate später sind nun die Weichen für den zweiten Anlauf gestellt. Der Neustart ist für Donnerstag, 13. Oktober, angesetzt. Huckele sieht sich mit einem „motivierten Koch und festem Personalstamm“ entsprechend gut aufgestellt, um den Neustart anzugehen.
Dienstags bis samstags soll die gute Stube in zentraler Lage von 17 bis 22 Uhr geöffnet sein, mit einer „kleinen, aber feinen Speisekarte“ und saisonalen Angeboten. Neben der Gastronomie im Erdgeschoss können eine Etage höher wie gehabt Wappensaal und Beauner Zimmer für Veranstaltungen gemietet werden.
Optimistisch in die Zukunft blickt Huckele beim Bürgerhaus, das mittlerweile den offenkundig besser zu vermarktenden Namen Kultur- und Kongresszentrum trägt. Als Veranstaltungsort habe sich dieses bewährt. Am Wochenende wird in Bensheim beispielsweise die Fachmesse „Fleiga“ ausgerichtet.
In der Kommunalpolitik dürfte man zwangsläufig ebenfalls darauf setzen, dass dem Geschäftsmodell erfolgreiche Zeiten bevorstehen, schließlich hat die Modernisierung des 70er-Jahre-Baus zwischen 13,2 und 13,8 Millionen Euro gekostet. Eine solche Investition verträgt sich nicht mit Leerstand und schlechten Nachrichten. Entsprechend ist der Gesprächsbedarf einzelner Fraktionen immer mal wieder groß. Die BfB verweist dabei gerne auf die ihrer Meinung nach zu teuren Konditionen für Vereine, sollten diese die Clubräume für Veranstaltungen mieten wollen (wir haben mehrfach berichtet).
Zur Stadtverordnetenversammlung am gestrigen Donnerstagabend hatten nun die Grünen eine Anfrage an den Magistrat gestellt, die sich nicht nur, aber im Wesentlichen mit den Einsparpotenzialen beim Bürgerhaus durch die energetische Sanierung beschäftigte.
So will die Fraktion unter anderem wissen, wie hoch die Gesamtkosten der Sanierung inklusive des zweiten eingebauten Fahrstuhls und den Umbauten zur besseren Erschließung des Dalberger Hofs sind - inklusive Angaben zu den Fördersummen. Aufgelistet werden sollen darüber hinaus die jährlichen Einsparungen an Energie und Ausgaben im Vergleich zum Altbau sowie die energetischen Maßnahmen, die im Zuge der Arbeiten vorgenommen wurden - einerseits, um Energie zu sparen, andererseits, um regenerative Energie zu erzeugen, beispielsweise mit einer Photovoltaikanlage.
Interesse zeigen die Grünen außerdem an den Kosten für Bauvorhaben im Umfeld des Bürgerhauses (Beauner Platz, Treppenanlage), die bei der Ausgabenaufstellung nicht enthalten waren und anderweitig verbucht worden seien.
Kurzum: Durchaus interessante Fragen, die Antworten sollte es gestern Abend in der Stadtverordnetenversammlung gegeben haben (wir werden berichten).
Benjamin Huckele, in der Branche nicht unerfahren und vor seinem Bensheimer Engagement in der Heidelberger Stadthalle gastronomisch aktiv, weiß um das Spannungsfeld, in dem er sich als Pächter der Immobilien bewegt. Umso wichtiger dürfte es sein, Bürgerhaus und Dalberger Hof als Erfolgsgeschichte in die städtischen Annalen eingehen zu lassen.
Der mittelalterliche Adelshof blickt auf eine vierhundertjährige Geschichte zurück, errichtet wurde er wahrscheinlich 1586/87 unmittelbar in der Nordwestecke der ehemaligen Stadtmauer. Die Familie von Dalberg hatte seit dem 15. Jahrhundert Besitztümer in der Stadt.
Im Laufe seiner Geschichte erfuhr der Dalberger Hof mehrere Nutzungen. So richtete die evangelische Kirchengemeinde 1852 hier einen Betsaal ein und hielt bis zur Einweihung der Michaelskirche 1863 ihre Gottesdienste ab. Ab 1858 war der Dalberger Hof außerdem Sitz einer evangelischen Schule.
1866 ging das Gebäude dann in den Besitz der Stadt Bensheim über. Sie vermietete es an die Oberzolldirektion Darmstadt, die darin ein Nebenzollamt eröffnete. In den 1950er Jahren erfolgte dann der Umbau zu einem Restaurant. Im Zuge der Umbauten wurde im Obergeschoss der Wappensaal eingerichtet. Fast 50 Jahre gehört der Dalberger Hof zu den Top-Adressen in Bensheim. Mit Beginn der 2000er Jahr versank die Immobilie jedoch mehr und mehr in einen Dornröschenschlaf. Das Wachküssen soll nun Benjamin Huckele im zweiten Anlauf übernehmen.
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