Neuer Pächter - Benjamin Huckele hat in Bensheim einiges vor

Bürgerhaus und Dalberger Hof im Doppelpack

Von 
Dirk Rosenberger
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Benjamin Huckele übernimmt als Pächter sowohl das Bürgerhaus als auch den Dalberger Hof. © Neu

Bensheim. Benjamin Huckele muss in keine großen Fußstapfen treten. Das Bensheimer Bürgerhaus war vor der Modernisierung schon längst kein Zugpferd für die Innenstadt mehr – was auch mit der lange unklaren Zukunft des Gebäudes zusammenhing. Aber die Erwartungshaltung ist enorm.

Als neuer Pächter soll er den den runderneuerten und technisch aufgerüsteten 70er-Jahre-Bau nach der Eröffnung Mitte 2021 wieder zu einer feinen und oft gebuchten Adresse in der Region machen. Schließlich müssen sich die hohen Investitionen von 13,2 bis 13,8 Millionen Euro in das Großprojekt rechnen. Huckele weiß, worauf er sich eingelassen hat, mit Problemfällen hat er Erfahrung. Der 39-Jährige zeichnete sieben Jahre für das gastronomische Management der Stadthalle Heidelberg verantwortlich. Die hatte „am Anfang einen ganz schlechten Ruf, das war teilweise Chaos. Wir haben es zurück zu alter Blüte geführt“, bemerkt der Hotelbetriebswirt.

Nach der Schließung des Hauses in diesem Jahr wegen eines millionenteuren Umbaus suchte er nach neuen Herausforderungen – und reichte eine Bewerbung bei der Marketing- und Entwicklungsgesellschaft Bensheim (MEGB) ein. Dort war man von den Referenzen und dem Konzept angetan, gemeinsam mit einem Mitbewerber kam er in die engere Wahl und erhielt den Zuschlag.

„Wir sind froh, so einen jungen, dynamischen Pächter gefunden zu haben, der Ideen und Erfahrungen mitbringt“, freuten sich MEGB -Geschäftsführer Helmut Richter und Aufsichtsratsvorsitzender Adil Oyan im Gespräch mit dieser Zeitung. Huckele wird nicht nur Pächter des Bürgerhauses, er übernimmt zudem den Dalberger Hof und das Catering fürs Parktheater. Mit der Bewirtung des Kulturhauses startet er bereits im Januar. Den alten Adelshof will Huckele spätestens im November 2020 eröffnen. „Wir möchten ihn wieder zum Leben erwecken und planen ein Restaurant mit kleiner, aber feiner gutbürgerlicher Küche.“ Dabei setzen er und sein Team nicht auf eine erlesene Zielgruppe. Man wolle die breite Masse ansprechen, Produkte mit regionalem Bezug servieren, Fingerfood, ausgesuchte Weine aus Bensheim und Umgebung sowie Bierspezialitäten anbieten.

„Wir sind motiviert“

Den Dalberger Hof will der gelernte Restaurantfachmann zu einem Ort der Begegnungen machen, an dem man „einen schönen Abend verbringen kann oder nach dem Theaterbesuch noch ein Glas mit Freunden trinkt“. Die Planungen für den Neustart laufen, Logo und Homepage sind bereits erstellt.

Synergieeffekte erzeugen wollen sowohl Huckele als auch die MEGB mit dem Dreierpack. So kann der Dalberger Hof auch für Veranstaltungen im Bürgerhaus gebucht werden. Mit dem Wappensaal, dem Beauner Zimmer und einem neuen Raum oberhalb des Torborgens sind Kapazitäten vorhanden. „Es hat Vorteile für beide Orte: wenige Ansprechpartner, kurze Wege, einfache Kommunikation.“ Der Fachmann hat sich in den vergangenen Wochen umfangreich über Bensheim, die Feste und die Gastronomieszene informiert. „Wir sind motiviert, das wird gut.“

Mehr als gut werden muss es auch beim Bürgerhaus, das bisher vor allem durch jahrelange kommunalpolitische Streitereien über Neubau oder Sanierung sowie harsche Kostensteigerungen und Verzögerungen bei der nun laufenden Modernisierung aufgefallen ist. Huckele ist davon überzeugt, dass er trotz der Vorgeschichte positive Schlagzeilen schreiben kann.

„Wir sind durch die jahrelange Tätigkeit im Kongresshaus Heidelberg mit der Arbeitsweise und den speziellen Herausforderungen vertraut, die ein städtisches Bürgerhaus mit sich bringt: die typischen Besonderheiten in der Gastronomie und der Eventbetreuung, der sensible Umgang und gute Kontakt mit den städtischen Behörden, den Vereinen und den Bürgern.“

Sein Ziel: Die bisherige Problemimmobilie regional wieder zu einem Ort der Bürger und der Kultur machen und überregional als „interessante Eventlocation“ positionieren. Große Tagungen oder Kongresse hält er aufgrund der Kapazitäten des gesamten Ensembles problemlos für machbar. Vertraglich hat sich die MEGB zusichern lassen, dass städtische Veranstaltungen (wie beim Weinfrühling oder dem Winzerfest) und die Termine von Vereinen (Fastnacht) berücksichtigt werden.

Darüber hinaus soll man die Räumlichkeiten für private Feiern mieten können. Für alles könne man ganz individuell Catering, Technik und andere Ausstattung dazu buchen. „Wir liefern hier alles aus einer Hand“, so Huckele. Die Zeit bis zur Eröffnung in frühestens eineinhalb Jahren nutzen er und sein Team, um beim Start keine lange Eingewöhnungszeit zu brauchen und schon möglichst volle Auftragsbücher zu haben. „Wir sind jetzt schon drei bis viermal die Woche in Bensheim“, bestätigte der künftige Pächter, was natürlich auch mit dem Parktheater und den Arbeiten im Dalberger Hof in Verbindung steht. „Die Vertragsunterzeichnung mit dem Pächter war für uns der nächste Schritt. Wir freuen uns, dass es jetzt weitergeht“, bemerkten Oyan und Richter – wohlwissend, dass das Großprojekt aktuell gute Nachrichten gebrauchen kann.

Seit sieben Jahren selbstständig

Benjamin Huckele hat für sein Engagement in Bensheim die „Bensheim Event GmbH“ gegründet, die er zusammen mit zwei weiteren Gesellschaftern betreiben wird.

Seit 2012 ist der 39-Jährige selbstständig. Damals übernahm er als Existenzgründer das gastronomische Management der Stadthalle Heidelberg („eine einmalige Chance“).

Sein Team in Heidelberg besteht aus 25 Festangestellten. In Bensheim rechnet er langfristig mit mehr Mitarbeitern. „Wir sind für die Herausforderung bestens gerüstet.“

Fünf Jahre führte er außerdem das Restaurant „Alter Mönchhof“ in Heidelberg. „Das haben wir mit einem mutigen Konzept als hoch frequentiertes Restaurant für gehobene Ansprüche etabliert.“

Aufgrund der großen Nachfrage von Kunden und Partnern hat Huckele 2018 die externe Cateringfirma „feinwärts“ gegründet.

In diesem Jahr kam die Übernahme des „Weldegarten“ in Plankstadt – ein saisonaler Biergarten sowie eine Eventlocation – hinzu. dr

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