Zell/Gronau. Auch im Meerbachtal fand der Entwurf des Haushaltsplans der Stadt Bensheim für kommendes Jahr die Zustimmung der Ortsbeiräte. In Gronau wurde das Zahlenwerk einstimmig beschlossen, in Zell gab es eine Gegenstimme. Die Ablehnung von Volker Rettig dürfte mit der allgemeinen Unzufriedenheit des Zellers mit der Informations- und Kommunikationspolitik der Stadtverwaltung zu tun haben, die Bürgermeisterin Christine Klein nicht ausräumen konnte.
Diese Kritik zieht sich schon seit Jahren durch die Sitzungen des Ortsbeirats in Zell. Warum das in diesem Gremium nicht klappt, war auch Stadtrat Manfred Knapp ein Rätsel, der auf andere Gremien, wie in den Weststadtteilen verwies, wo die Kommunikation gut funktioniere.
In Zell zeigte sich die Problematik insbesondere bei den für 2023 gestellten Haushaltswünschen, die zum Teil sehr lange zurückliegen. So beispielsweise die Aufstellung des Glockenturms auf dem Friedhof. Dieser Wunsch liegt über fünf Jahre zurück und resultierte aus dem Neubau der Aussegnungshalle. Der Glockenturm der alten Halle sollte auch künftig bei Beerdigungen zur Verfügung stehen und daher auf dem Friedhof aufgestellt werden.
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Wie bei allen Maßnahmen der öffentlichen Hand müssen diese fachgerecht und vor allem vorschriftsmäßig durchgeführt werden, was eine Planung mit statischer Berechnung erforderlich macht. Nachdem die Stadt ein Angebot für die entsprechende Planungsleistung eingeholt hatte, war der Ortsbeirat im März 2017 um eine Bestätigung gebeten worden, dass er die anfallenden Kosten für die Aufstellung übernimmt. Erst danach würde die Planung beauftragt.
Diese Bestätigung konnte das Gremium aber nicht geben, da ohne Kostenschätzung völlig offen war, mit welchen Kosten überhaupt zu rechnen sei. In Absprache mit dem damaligen Bürgermeister Rolf Richter hatte der Ortsbeirat seine Eigenleistung und Eigenbeteiligung zugesagt, aber: „Wir können keine Zusage für finanzielle Aufwendungen geben, deren Höhe wir nicht kennen“, so Ortsvorsteher Hans-Peter Ott.
Seit März 2017 beißt sich bezüglich des Glockenturms die Katze in den Schwanz und es passiert nichts. Ohne Zusage vergibt die Stadt den Planungsauftrag nicht und ohne Kostenschätzung kann der Ortsbeirat keine Zusage machen.
Wanderweg am Meerbach
Nicht rund lief es auch bezüglich der Parkplätze beim Friedhof, da vorhandene Stellflächen aufgrund einer Neubaumaßnahme weggefallen sind. Schon früh hatte der Ortsbeirat auf das zu erwartende Problem hingewiesen, war aber mit seinem Vorschlag, auf städtischem Grundstück oberhalb des Friedhofs Parkplätze auszuweisen, zunächst auf Ablehnung gestoßen, da die Stadt angeblich hier kein Grundstück habe. Das sei inzwischen widerlegt und im Haushalt 2023 sind 60 000 Euro für die Neuanlegung von neuen Parkplätzen ausgewiesen. Allerdings sei nicht bekannt, wieviel Stellflächen mit diesen Mitteln vorgesehen seien.
Unzufrieden ist der Zeller Ortsbeirat auch bezüglich des Wunsches, den Wanderweg entlang des Meerbachs besser zugänglich zu gestalten. Laut Mitteilung des KMB handle es sich nicht um einen offiziellen Wanderweg. Deswegen werde es auch die gewünschte Abkiesung des Weges nicht geben, um den Anschein eines offiziellen Weges zu vermeiden.
Dem widersprach Ortsbeirätin Tanja Marquardt und erinnerte an die Sanierung der Ortsdurchfahrt, in deren Zug der Gehweg weggefallen und als „Trostpflaster“ der Weg entlang des Bachlaufs angeboten worden war. Auch sei er in der Vergangenheit immer abgekiest worden.
Volker Rettig sah in der Verfahrensweise der Verwaltung Methode. „Es wird immer erst mal nach Gründen gesucht, um Wünsche abzulehnen“, machte er seinem Unmut Luft.
Den gewünschten Freischnitt am Hemsberg, um auf dem Dach der Halle eine Photovoltaikanlage zu errichten, will der Ortsbeirat nochmals genauer mit dem Revierförster abklären, der diesen Eingriff in den Baumbestand nicht befürwortete. Ortsvorsteher Ott sah bei dem in Frage kommenden Baum zudem ein Sicherheitsproblem.
Noch ungeklärt ist das Problem mit der Gehörlosen-Schleife im Dorfgemeinschaftshaus. Ob und wie sie funktioniert, scheint offensichtlich niemandem bekannt zu sein. Das müsste in einem Haus, das für seine Barrierefreiheit ausgezeichnet wurde, überprüft werden, so Tanja Marquardt.
Zebrastreifen an der Bushaltestelle
Im städtischen Haushaltsplanentwurf für 2023 fließen fast eine halbe Million Euro nach Zell. Über 224 000 Euro sind es im Ergebnishaushalt, die Erneuerung der Heizungsanlage im Dorfgemeinschaftshaus macht allein 130 000 Euro aus.
Weitere 15 000 Euro sind für die Erneuerung der Elektroinstallation im alten Rathaus eingeplant, für die allgemeine Bauunterhaltung der öffentlichen Gebäude im Stadtteil sind es 45 000 Euro und für den Nabu Meerbachtal gibt es einen Zuschuss in Höhe von 30 000 Euro für den Zweiachsenmäher. Auch die SKG Zell wird mit rund 3800 Euro (Pachtvertrag/Instandhaltung Sportanlage) unterstützt.
Im Finanzhaushalt entfallen über die Hälfte der 246 000 Euro allein auf den Einbau einer Brandmelde-/Einbruchmeldeanlage und Notstromversorgung bei der Feuerwehr, für die 150 000 Euro bereitgestellt werden. Zusätzlich werden für die Anschaffung eines Stromerzeugers für das Tragkraftspritzen-Fahrzeug 16 000 Euro benötigt. Hinzu kommen 60 000 Euro für die Neuanlage von Parkplätzen am Friedhof und 20 000 Euro für eine Konzeptstudie zur Schaffung einer Aufstellfläche an der Bushaltestelle Hambacher Weg.
Die Anlage eines Zebrastreifens im Bereich der Bushaltestelle Hemsbergweg war seitens der Verwaltung abgelehnt worden, da kein Handlungsbedarf bestehe. Auch das sah der Ortsbeirat anders und wird wohl noch weiteren Diskussionsstoff liefern.
Hingewiesen wurde von Ortsvorsteher Hans-Peter Ott noch auf den Grenzgang des Ortsbeirates Zell am 14. Januar 2023 ab 9.30 Uhr. Zentrales Thema wird die Dorfentwicklung sein.
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