Zell. Üblicherweise lädt der Ortsbeirat Zell Ende des Jahres zum jährlichen Grenzgang ein, doch seit Corona ist das anders. Im vergangenen Jahr war der Termin für 2021 Ende April und in diesem Jahr hatte man sich mit Mitte Januar dem gewohnten Zeitraum wieder etwas angenähert. Die Wetterprognosen waren wie gewohnt nicht so günstig, aber trotz hoher Regenwahrscheinlichkeit blieb es während der gut dreistündigen Tour weitgehend trocken.
Bei den angesprochenen Themen ging es um die Dorfentwicklung, den Hochwasserschutz, Bänke und die fehlenden Parkplätze am Friedhof. Ortsbeirätin Tanja Marquardt hatte sich dem Thema Dorfentwicklung angenommen und dazu einen Überblick über den aktuellen Sachstand gegeben, nachdem Ortsvorsteher Hans-Peter Ott die Bürgerinnen und Bürger, die Mitglieder des Ortsbeirates sowie die Gäste aus dem politischen Raum begrüßt hatte.
Förderung privater Vorhaben
Nach Aufnahme und Konzepterstellung befindet sich die Dorfentwicklung derzeit in der Umsetzungsphase. Neben den öffentlichen Maßnahmen können auch private Hauseigentümer die Fördermöglichkeiten nutzen, wenn das geplante Vorhaben im Geltungsbereich des Förderprogramms liegt, der sich vorwiegend im alten Ortskern entlang der Gronauer Straße befindet. Auch muss das Gebäude vor 1950 gebaut worden sein und die geplante Investition mindestens 10 000 Euro betragen. Die Höchstförderquote liegt bei 35 Prozent der Investitionssumme oder maximal 45 000 Euro pro Objekt. Bei besonderen Objekten können es bis zu 60 000 Euro sein. Anträge können bis Ende 2027 gestellt werden.
Ansprechpartner in der Stadtverwaltung ist Jutta Scheurich, sie gibt erforderliche Informationen und vereinbart den kostenfreien Beratungstermin mit dem Architekten. Wie bei allen Fördermaßnahmen ist entscheidend, dass mit dem Projekt erst begonnen werden kann, wenn die Förderung genehmigt ist.
Von den Wünschen des Ortsbeirates für die öffentlichen Maßnahmen sind zwei Projekte übrig geblieben. Einmal geht es um die Umgestaltung des Bereiches am Dorfgemeinschaftshaus um den Manley-Brunnen, die 2026 umgesetzt werden soll.
Für die Konzeption und die Gestaltungsmaßnahmen sind rund 214 000 Euro vorgesehen. Als zweite Maßnahme ist die Umgestaltung am Meerbach zu einem Wasserspielplatz angedacht, wofür für Konzeption und Umsetzung (vermutlich 2025) knapp 12 000 Euro eingeplant werden.
Aussichtspunkte mit Blick nach Bensheim
Allerdings, so Tanja Marquardt, liege Zell mit seinen Projekten auf der Prioritätenliste ziemlich hinten. Das berge die Gefahr, dass man leer ausgehen könnte, wenn aufgrund von Teuerungen gegen Ende der Fördertopf ausgeschöpft sei.
Nach den informativen Ausführungen startete die Gruppe zunächst noch unter dem Schutz des Regenschirms ein kurzes Stück Richtung Oberdorf, bevor es nach links in die Hanglage ging und über einen steilen Anstieg der Höhenweg erreicht wurde. Dazwischen lagen einige schöne und mit einer Bank ausgestattete Aussichtspunkte mit Blick auf das Dorf und Richtung Westen nach Bensheim.
Insgesamt acht Bänke, zum Teil durch das städtische Programm, zum Teil durch private Spenden finanziert, sind in der Gemarkung aufgestellt. Über weitere Bankspenden würde man sich durchaus freuen, so der Ortsvorsteher.
Pause am Blauen Türmchen
Etwas schneller als geplant erreichte die Gruppe das Blaue Türmchen, auch Baßmann-Türmchen oder Ecktürmchen genannt, das den Namen „Luginsland“ trägt. Dort nutzte man die Zeit, bis Walter Götzinger mit dem Imbiss ankam, für eine Verschnaufpause und interessante Gespräche. Nach der Stärkung mit kräftigem Frikadellenbrötchen und wärmendem Winzerglühwein ging es über den Höhenweg weiter Richtung Ortsausgang von Zell.
Unterwegs nutzte Ortsvorsteher Ott die Gelegenheit, den Hochwasserschutz ins Gespräch zu bringen. Würde man in der Hanglage auf den asphaltierten Wegen Ableitungen schaffen, die bei Starkregen das Wasser in angrenzende Wiesen und Rinnen leiten, würde das letztlich den Meerbach entlasten. Auch der Gronauer Ortsvorsteher Stefan Hebenstreit verwies auf die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen, mit denen zum einen das Wasser zurückgehalten, aber dann auch für die Bewässerung der Wiesen genutzt werden könne.
In Höhe des Friedhofs im Ort wieder angekommen, wurde die Gelegenheit genutzt, um nochmals auf die fehlenden Parkplätze für Friedhofsbesucher hinzuweisen, nachdem von den ursprünglich zehn Stellflächen fünf aufgrund der Wohnbebauung weggefallen sind. Zehn sollten es aber mindestens wieder werden, besser wären 20, so der Ortsvorsteher. Das Thema ist bereits in Angriff genommen worden, denn im Haushalt 2023 wurden 60 000 Euro für Parkplätze in Zell bereitgestellt. Wieviel es dann letztlich werden, bleibt abzuwarten.
Gelobt wurde von Tanja Marquardt die „gut gelungene“ Aussegnungshalle, auch wenn sie bei größeren Beerdigungen nicht immer den erforderlichen Platz biete. Aus diesem Grund würde man gerne auf der gegenüberliegenden Grünfläche mit Hilfe von Bänken noch zusätzliche Sitzgelegenheiten bieten. Das wurde aber bisher aus Platzgründen abgelehnt, was für den Ortsbeirat aber nicht nachvollziehbar ist. Denn die Bänke auf der Rasenfläche würden den Platz für die Arbeitsfahrzeuge auf dem Weg nicht beeinträchtigen.
Fußgängerüberweg soll Schulkindern helfen
In der abschließenden Sitzung des Ortsbeirates in der Weinschänke Götzinger wurde die Funktionsweise des offenen Regenüberlaufbeckens zwischen Zell und Gronau thematisiert, auch den nach wie vor geforderten Zebrastreifen im Bereich der Bushaltestelle Hemsbergweg sprach man an. Morgens und mittags seien hier die Schulkinder in die Grundschulen nach Gronau oder nach Bensheim unterwegs, wurde auf die Schulwegsicherheit verwiesen.
In Zell gebe es bisher nur einen Zebrastreifen in Höhe des Dorfgemeinschaftshauses, der nächste sei in der Friedhofstraße. Da es hier vor allem um die Schulkinder gehe, will man im Ortsbeirat die für die Einrichtung eines Fußgängerüberwegs erforderlichen Verkehrszahlen nicht als Maßstab sehen.
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