Regionalplan Südhessen

Weitere Wohnbebauung in Auerbach?

Die Bürger für Bensheim hatten zu einem Informations-Spaziergang eingeladen. Im Mittelpunkt standen mögliche künftige Entwicklungsflächen im Norden des Stadtteils

Von 
Jeanette Spielmann
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Die Wählergemeinschaft Bürger für Bensheim hatte zu einem Informations-Spaziergang durch Auerbach Nord eingeladen. Im Mittelpunkt standen noch unversiegelte Grünflächen, die jedoch im neuen Regionalplan Südhessen für eine mögliche Wohnbebauung freigegeben werden könnten. © Thomas Neu

Bensheim. Es gibt in Bensheim einerseits den zum Teil dringenden Wunsch nach Wohnraum, insbesondere bezahlbarem, und andererseits den Wunsch nach einem erholsamen grünen Umfeld für eine gute Wohnqualität. Das lässt sich aber nur schwer in Einklang bringen, weil jede Art von Wohnbebauung auch ein Stück Versiegelung von Flächen mit sich bringt – und das stört nicht nur die, die prinzipiell gegen eine fortschreitende Versiegelung sind, sondern auch die, die von vorausgegangener Wohnbebauung bereits profitiert haben, aber jetzt ihr grünes Umfeld als Erholungsraum erhalten wollen.

Der Sonntagsspaziergang mit Bürgerinformation der Bürger für Bensheim (BfB) brachte dieses Dilemma einmal mehr zutage. Im Zusammenhang mit der aktuell diskutierten Regionalplanung für Südhessen, die für die kommenden 20 Jahre die Möglichkeiten räumlicher Entwicklung festlegt, hatte die BfB zu einer Ortsbegehung in Auerbach eingeladen, um im Rahmen eines Rundgangs die Auswirkungen möglicher künftige Siedlungsgebiete zu verdeutlichen.

Dazu hatten sich neben der BfB-Stadtverordneten Barbara Ottofrickenstein-Ripper und BfB-Stadtrat Andreas Born trotz des wenig einladenden Regenwetters vor allem zahlreiche Anwohner aus dem Wohngebiet Zeilbäume getroffen. Auch Stadtrat Ralph Stühling aus Auerbach war vor Ort, der zu zusätzlichen Informationen beitrug. Allerdings bedauerte auch er, dass der größte Teil möglicher Entwicklungsflächen in Auerbach vorgesehen sei.

Unter den Anwohnern gab es aber nicht nur kritische, sondern auch durchaus differenzierte Stimmen. Denn schon vor über zehn Jahren wurde die geplante Bebauung in den Zeilbäumen kontrovers diskutiert. Auch damals wurde seitens der Stadt auf den Siedlungsdruck und seitens der Gegner auf die grüne, unversiegelte Fläche verwiesen und dem Bedarf angesichts des demografischen Wandels widersprochen. Bessere Alternativen seien das ehemalige Bundeswehrdepot in Bensheim. In der damaligen Ortsbeiratssitzung von vor 14 Jahren hatte Ortsvorsteher Robert Schlappner darauf hingewiesen, dass es für den Ortsbeirat keine Option mehr sei, das gesamte Gebiet zu bebauen. Nach den „Zeilbäumen“ seien keine weiteren Bauabschnitte mehr vorgesehen.

Mögliche Bebauung als eine Verschlechterung der Wohnqualität

Das ist Vergangenheit. Gut ein Jahr nach dem symbolischen Spatenstich waren Ende 2014 alle von der Stadt Bensheim angebotenen Grundstücke verkauft und das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Am Sonntag standen nun wieder viele der Anwohner, die damals ein Haus oder eine Wohnung bezogen haben, an dem nördlich anschließenden und damals vehement geforderten Bolzplatz, der Teil der 5,1 Hektar großen künftigen Entwicklungsfläche sein soll. Die meisten empfanden eine mögliche Bebauung als eine Verschlechterung der Wohnqualität, denn die jetzt noch vorhandene „grüne Lunge“ wird gerne für Spaziergänge und Freizeitgestaltung genutzt. Auch negative Auswirkungen auf den Status Auerbachs als Luftkurort wurden befürchtet.

Aber es gab auch Stimmen, die den Bedarf an Wohnraum sahen und auch künftigen Bürgerinnen und Bürgern das Recht auf Wohnen einräumten, so wie es vor über zehn Jahren den heutigen Bewohnern gewährt wurde. Weitere 7,9 Hektar mögliche Entwicklungsflächen wurden ebenfalls in Auerbach östlich des Berliner Rings ausgemacht. Anders als bei den „Zeilbäumen“ (Priorität 2) allerdings mit der niedrigen Priorität 3. Hier war von den Teilnehmern der Widerstand größer, da hier auch die Kleingartenfläche „Hollerheck“ angesiedelt wird, die als wichtiger Erholungs- und Nutzungsraum für die Bevölkerung angesehen wurde.

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Das bestätigte vor Ort auch Vorsitzender Stefan Beckmann vom Auerbacher Kleingartenvereins, zu dem die Anlagen „Schlossblick“ mit 53 Parzellen und „Holderheck“ mit 42 Parzellen gehören. Gerade die Anlage „Holderheck“ habe noch eine sehr natürliche Lage. Trotz vorhandener Fluktuation durch Gartenaufgabe aus Altersgründen oder wegen Wegzug sei die Nachfrage groß und die Warteliste für Interessenten lang.

Die Stadtverordnetenversammlung wird sich in ihrer heutigen Sitzung mit der Stellungnahme der Stadt zum Entwurf für den Regionalplan Südhessen beschäftigen und damit eine Grundsatzentscheidung zur künftigen Entwicklung von Bensheim treffen. Die öffentliche Sitzung im Bürgerhaus Bensheim beginnt um 18 Uhr.

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