Bensheim. Die Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler hat im Bensheimer Parktheater mit dem Stück „Iphigenies Rache“ am 5. März 2025 erfolgreich begonnen. Das Theater Regensburg präsentiert in Besetzung von Lilly-Marie Vogler mithilfe von Nils Strunk eine moderne Neuinszenierung der 2400 Jahre alten Geschichte mit dem Titel „Iphigenies Rache“, wobei sie mit einer Soloperformance das klassische Motiv der Iphigenie in eine düstere, aber humorvolle Gegenwart versetzt. Durch die Kombination aus interaktiven Elementen, einer abwechslungsreichen Atmosphäre und einer vielfältigen Erzählweise wurde der Abend zu einem fesselnden Erlebnis.
Vogler entschied sich bei dem Stück für eine moderne Variante, die mit Musik, Lichteffekten, Videoelementen und Publikumsinteraktion arbeitet. Die Nutzung von Jugendsprache trägt ebenfalls zu einer modernen Atmosphäre bei und bezieht somit auch das jüngere Publikum mit ein. Iphigenie befindet sich während des gesamten Stücks in einer Zelle, die ihr zerstückeltes Kinderzimmer abbildet. Dies erzeugt ein starkes Bild der Isolation, symbolisiert aber auch ihre Wut.
Die Inszenierung präsentiert Vogler alleine, was jedoch durch ihre facettenreiche Performance kaum bemerkbar ist. Nur in wenigen Fällen hat man den Wunsch nach weiteren Figuren, um manche Szenen besser verfolgen zu können. Was trotz des Solos für eine abwechslungsreiche Atmosphäre sorgt, ist ihr spielerischer Wechsel zwischen verschiedenen Emotionen – von verzweifelt und wütend bis hin zu sarkastisch und humorvoll. Besonders bemerkenswert sind ihre schnellen Stimmungsschwankungen und ihre dazu wirkende Körpersprache.
Die Geschichte setzt sich mit schweren Themen wie Vergangenheitsbewältigung, Traumata und den Folgen von Gewalt innerhalb einer Familie auseinander. Die ernste Hintergrundgeschichte und die tragische Familienkonstellation Iphigenies spielen in dem Stück eine zentrale Rolle. Trotzdem gelingt es Vogler, humorvolle Szenen einzubauen und das Publikum so zum Lachen zu bringen. Die dramatischen und humorvollen Momente sind sehr ausgewogen und sorgen insgesamt dafür, dass die Inszenierung sehr zugänglich ist.
Ab und zu baut Lilly-Marie Vogler Gesang ein, was insgesamt die emotionale Wirkung verstärkt, teilweise jedoch für Verwirrung sorgt, da die Emotionen dadurch sehr gemischt sind. Der Griff zum Mikrofon in manchen Momenten trägt zu einer Intensität ihrer Stimme und ihrer Emotionen bei und bringt diese verdeutlicht und verstärkt zum Ausdruck.
Insgesamt ist „Iphigenies Rache“ ein Stück, das die alten Mythen in die Gegenwart holt. Die Mischung aus tiefgründigen Themen und humorvollen Momenten begeistert nicht nur Theaterliebhaber und -liebhaberinnen, sondern kann auch Menschen ansprechen, die dem Theater normalerweise eher distanziert gegenüberstehen. Außerdem ist das Stück sowohl für ältere als auch für jüngere Zuschauer und Zuschauerinnen geeignet und sorgt demnach für eine Vielfalt im Publikum. Das lange Applaudieren am Ende verdeutlichte noch einmal den starken Eindruck des Stücks. Es war ein gelungenes Auftaktstück in die Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler und macht neugierig auf weitere Inszenierungen.
Die Autorin ist Schülerin am AGK Bensheim und nimmt am Projekt „Theaterkritik“ der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste teil.
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