Kultur

Wieder Debatten um das Bensheimer Opern Air

Der städtische Zuschuss über 25000 Euro für das Opern Air wird nicht fließen. Auch im Stadtparlament gab es dafür keine Mehrheit. Die beteiligten Vereine versuchen nun, andere Geldquellen anzuzapfen, um das Aus zu verhindern.

Von 
Dirk Rosenberger
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Über die städtische Finanzierung des Opern Air – hier ein Archivbild aus 2017 – wurde in den vergangenen Wochen kommunalpolitisch mehrfach diskutiert. Ob die Veranstaltung im Sommer 2023 ausgerichtet werden kann, ist nach wie vor offen. © Thomas Neu

Bensheim. Ob es jemals so viel Diskussionsbedarf wegen einer einzelnen, eintägigen Kulturveranstaltung in Bensheim gegeben hat? Man weiß es nicht. Die Ältern mögen sich vielleicht erinnern. Wie dem aus sei: Auch in der Stadtverordnetenversammlung ging es erneut um das Opern Air und dessen Finanzierung.

Der Eigenbetrieb Stadtkultur hatte (wie mehrfach berichtet) aus Sparzwängen heraus einen Zuschuss in Höhe von 25 000 Euro gestrichen. Der Auftritt von Chören und Orchester am 24. Juni im Fürstenlager stand und steht womöglich vor dem Aus – wenngleich Bürgermeisterin Christine Klein stets betonte, das beliebte Freiluft-Konzert gerne an den Start bringen zu wollen.

2,8 Millionen Euro für die Kultur

Nach etwas verworrenen Diskussionen im Sozial- sowie im Haupt- und Finanzausschuss unternahmen den Grünen im Stadtparlament einen letzten Versuch, das Geld zur Verfügung zu stellen. Sie beantragten, die Mittel weiterhin vorzusehen und für die nächsten Jahre zu prüfen, ob ein Verein als Träger gegründet werden kann, um die Kosten bei der Stadt zu verringern.

„Kultur streichen, Verkehr fördern: Das schein die Formel der Bensheimer Koalition in diesem Haushaltsjahr zu sein“, merkte Hanns-Christian Wüstner an. Der Grünen-Stadtverordnete wies allerdings ebenso darauf hin, dass bereits 2,8 Millionen Euro als Verlustausgleich in den Eigenbetrieb fließen und das in Zeiten knapper Kassen.

Der Vorsitzende des am Opern Air beteiligten Collegium Musicum erinnerte unter anderem an die letzte Veranstaltung 2019, zu der 1700 Besucher kamen. Das Konzert habe eine weit über Bensheim hinausgehende Wirkung. Gäste kämen in die Stadt, gingen hier essen oder übernachteten sogar vor Ort. Ursprünglich sollte das Opern Air alle zwei Jahre organisiert werden, wegen der Corona-Pandemie und des Zeltdorfs für Flüchtlinge am Berliner Ring kam es zur Verschiebung auf 2023. Im Moment sei man unter enormem Zeitdruck dabei, Fördermittel bis zum Ende des Jahres zu akquirieren. Das sei jedoch nicht so einfach, so der Vereinsboss. Der benötigte Betrag mach lediglich 0,2 Promille des Gesamthaushaltes aus.

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Stattdessen verzichte man auf Geld aus der Parkraumbewirtschaftung und zusätzliche Verwarngelder – und stecke Millionen in die Sanierung von Straßen, argumentierte Wüstner. „Und da sollen keine 25 000 Euro für eine hochkarätige Kulturveranstaltung drin sein?“ Kultur sei das, was eine Stadt am Leben halte, nicht Verkehr und zugeparkte Innenstädte. Er sei sich sicher, dass es ab 2025 ein anderes Finanzierungskonzept durch einen Verein gebe. Im nächsten Jahr brauche es aber die 25 000 Euro. CDU-Fraktionschef Tobias Heinz nahm die Einlassungen von Hanns-Christian Wüstner und der Wählergemeinschaft zum Etat allgemein mäßig begeistert auf, vorsichtig formuliert. „Was wir heute von den Grünen gehört haben, ich kann es nicht verstehen. Sie wollen einfach gegen die Koalition agieren und vergessen alles, was wir im Haupt- und Finanzausschuss besprochen haben.“

Über das Opern Air habe er eigentlich gar nicht sprechen wollen . Es sei schade, dass die Grünen das Thema erneut auf die Bühne zerren. Im Ausschuss habe man ausführlich darüber gesprochen, es sei soweit geklärt gewesen und es habe sich eine Lösung abgezeichnet. „Was sagen denn andere Veranstalter von kulturellen Events in Bensheim, die keinen Zuschuss der Stadt bekommen? Was sagen private Veranstalter, die auf eigene Rechnung Kulturelles organisieren? Sind das Kulturveranstaltungen, die wir nicht brauchen? Nehmen sie doch nicht nur einen Punkt heraus“, konstatierte Heinz.

Die 25 000 Euro zu streichen, sei bekanntlich ein Vorschlag der Verwaltung gewesen. Auch die CDU wolle nicht auf das Opern Air verzichten und hoffe, dass die aufgezeigte Lösung greife. „Aber wir wissen auch: Wir müssen haushalten beim Haushalt.“ Irgendwann sei eine Kostengrenze erreicht und die Mittel seien erschöpft.

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Kultur bringe die Menschen zusammen, bemerkte Rolf Kahnt für die Fraktion Vernunft und Augenmaß. „Daher muss man immer Anstrengungen und Vorschläge, die es dazu gibt, gutheißen. Ob es in eine Umsetzung mündet, ist eine andere Frage.“

Rolf Tiemann (FWG) warnte davor, den Eindruck zu erwecken, die Stadt gebe kein Geld für die Kultur aus. Es sei wünschenswert, wenn es wieder ein Opern Air geben, mit Blick auf die Gesamtsituation sollte man die Ausgabe aber aus dem Haushalt herauslassen.

Die Abstimmung fiel letztlich wenig überraschend aus. Die Grünen stimmten für ihren eigenen Antrag, der Rest dagegen. Rolf Kahnt und Adriana Filippone (SPD) enthielten sich. Das Schicksal der hauptsächlich ehrenamtlich organisierten Reihe ist für 2023 damit nicht besiegelt. Hinter den Kulissen wird weiter daran gearbeitet, die Deckungslücke zu schließen oder eine Sicherheitsleine zu haben, sollten sich finanzielle Gräben auftun. Der Schlussakkord steht demnach erst noch aus.

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