Bensheim/Bergstraße. Der Fußball hat jetzt die Regie übernommen. Und alle spekulieren auf ein zweites Sommermärchen. Bereits Geschichte ist der diesjährige Bergsträßer Weinfrühling, der schon jetzt als Erfolgsgeschichte in die Bilanzen eingeht. Zwei Wochen nach dem Ende der Veranstaltungsreihe haben die Organisatoren des Bensheimer Verkehrsvereins zufrieden auf die sechswöchige Veranstaltungsreihe mit diesmal 49 Einzelterminen zurückgeblickt.
Dass davon nur ein Termin ausgefallen ist – der nachgeholt wird – bewertet der geschäftsführende Vorsitzende Thomas Herborn als überaus erfreuliches Signal. Das Interesse an Genuss-Themen rund um den heimischen Wein und Weinanbau sei nach wie vor enorm. „2023 war das erste Jahr nach der Pandemie, das wieder einigermaßen normal verlaufen ist“, so Herborn beim Treffen im Heppenheimer Rebmuttergarten, bei dem nahezu der komplette Weinfrühlings-Ausschuss persönlich vertreten war.
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„Gut bis sehr gut besucht“, lautete das Fazit bei der traditionellen Nachlese. Von den Events mit Eintritt waren fast alle ausverkauft. Und Hilde Deppert ergänzt, dass auch die Rückmeldungen aus den Betrieben einen sehr positiven Tenor gemeinsam haben.
Das Spektrum war einmal mehr facettenreich. Das Angebot reichte von der Bio-Weinprobe mit Schafen über „Weine aus Europa“ bis zur biblisch gefärbten Verkostung, von der After-Work-Party und coolen „Sunset Sessions“ bis zu kulturellen oder kulinarischen Collagen: Wein zu Jazz, Schokolade oder Wein zu Burgern. Etliche Weingüter der Hessischen Bergstraße hatten sich mit Hoffesten, offenen Kellern und Jahrgangspräsentationen beteiligt.
19 Betriebe hatten 180 Weine, Sekte und Seccos mitgebracht
Auftakt und Höhepunkt war der Weintreff am 20. April im Kultur- und Kongresszentrum in Bensheim. Zur Schlenderweinprobe kamen über 850 Gäste. Im Jahr davor waren es zirka 700. Mit knapp 900 Besuchern seien die Räumlichkeiten optimal ausgenutzt, so der Geschäftsführer, der bei diesem Pegel auch eine Obergrenze sieht. Viel mehr Menschen könnten dem Charakter der Veranstaltung zuwiderlaufen, die ja auch als kommunikatives Forum und Bühne für die Winzer konzipiert ist. Das persönliche Gespräch spiele eine entscheidende Rolle und sollte laut Herborn nicht durch maximale Masse an den Rand gedrängt werden.
19 Betriebe hatten mehr als 180 Weine, Sekte und Seccos mitgebracht. „Wer die Hessische Bergstraße kennenlernen will, der besucht den Weintreff“, so Herborn, der auch mit dem medialen Interesse an diesem Tag und der überregionalen Presse-Resonanz zufrieden ist. Es gibt weit und breit kein vergleichbares Format, bei dem die Vielfalt des Anbaugebiets in derart komprimierter Form erlebbar ist.
Das sieht auch Heinrich Hillenbrand so. Der ehemalige Domänenchef der Hessischen Staatsweingüter hatte als Gastweingut diesmal den Betrieb Vier Jahreszeiten Winzer eG aus Bad Dürkheim ausgewählt. Eine Alternative für ein Weingut aus dem Rheingau, das kurzfristig absagen musste. Qualitativ war die Genossenschaft aber keine zweite Wahl, betont er. Der Betrieb vereint fünf Weinmarken unter einem Dach. Gegründet im Jahr 1900, hat die Winzergenossenschaft heute etwa 250 Mitglieder, die eine Rebfläche von 500 Hektar bewirtschaften.
Hillenbrand berichtet von großem Lob für den Weintreff, das ihn im Nachgang aus der Pfalz erreicht habe. Und er ist schon wieder dabei, seine guten Kontakte in die Szene zu nutzen, um ein Gastweingut für den 26. April 2025 zu buchen.
Ob es für die Besucher des nächsten Weintreffs wieder fünf Prozent Rabatt beim Einkauf der Probenweine bei den teilnehmenden Weinbaubetrieben geben wird, steht noch nicht fest. In diesem Jahr wurde das Sparangebot kaum genutzt.
Auch die Maiwanderung verlief in diesem Jahr positiv
Eingebunden in den Weinfrühling, aber nicht unter der Regie des Verkehrsvereins, ist die Weinlagenwanderung am 1. Mai, die von den Bergsträßer Jungwinzern im Weinbauverband Hessische Bergstraße organisiert wird. Heinz Freiberger, wie Hillenbrand Ehrenmitglied des Verbands, berichtete von guten Absatzzahlen und einer insgesamt positiv verlaufenden Maiwanderung zwischen Zwingenberg und Heppenheim.
Zwar gäbe es im Kleinen immer wieder Optimierungsbedarf, etwa bei Details der der Wegeführung, doch falle die Bilanz unterm Strich erfreulich aus. Es würden noch immer eigene Weine und andere Alkoholika mitgebracht, aber spürbar weniger als noch beispielsweise im problematischen Jahr 2017, so Freiberger. Nach den unschönen Erfahrungen von damals (Müll, Suff und laute Musik) wurde ein neues Konzept mit Einlasskontrollen, Security und Flaschenpfand aufgelegt. Die Kontrollen zeigen offenbar Wirkung.
In Zusammenarbeit mit dem Kreis Bergstraße und den Städten Heppenheim, Zwingenberg und Bensheim wurde die gesamte Wanderstrecke mit den sechs Probierständen erneut als Veranstaltungsgebiet festgesetzt und eine Festordnung aufgestellt. Das heißt: Die Macher können ihr Hausrecht durchsetzen und gegebenenfalls Besucher von der Weinmeile verweisen.
Die nächste Großveranstaltung für den Verkehrsverein ist das Bergsträßer Winzerfest in Bensheim vom 31. August bis 8. September 2024. Bis dahin wird man wissen, ob es ein zweites Sommermärchen gegeben hat.
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