Bensheim. Wer lässt schon seine Haustür offen oder gibt seine Kinder Fremden mit? Seltsam nur, dass man in der realen, analogen Welt eine natürliche Vorsicht walten lässt, in der virtuellen Welt jedoch oft zu bodenlosem Leichtsinn neigt.
Wie gewinnt man ein vernünftiges Maß an IT-Sicherheit, war die Ausgangsfrage einer Abendveranstaltung an der LFS. Sie soll der Auftakt sein zu einer lockeren Reihe von Terminen, die sich aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen stellt und die in der Begegnung und dem offenen Austausch von Schülerinnen, Eltern, Lehrkräften und Wissenschaftlern oder Experten neue Impulse für die Schule geben will.
Der Referent Tommaso Nuccio, IT-Fachmann für die Sicherheits-Architektur bei einer großen Firma im Rhein-Neckar-Gebiet, machte sehr schnell an zwei aktuellen Beispielen die Brisanz der Gefahren deutlich: der Rolle von russischen Cyber-Angriffen im Krieg gegen die Ukraine und den Hackern bei den Energieversorgern in Mainz und Darmstadt.
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Der Schutz von IT-Systemen wurde aus einem Randphänomen für Nerds zu einem der gesellschaftlichen Top-Themen. Entsprechend steht es bei der Liebfrauenschule auf dem Lehrplan, weil man die Schülerinnen fit für die Welt von morgen und übermorgen machen muss. Mit vielen Beispielen enttarnte der Referent den virtuell naiven Dave und gab eine Fülle von Tipps, wie man mit einfachen Vorsichtsmaßnahmen Schlimmes verhindern kann.
Ein Beispiel ist das Passwort, das mit zehn einfach zu merkenden Regeln geheim bleibt (mindestenszwölf Stellen, Mischen von Groß-und Kleinschreibung, Sonderzeichen, ohne persönliche Infos), ein anderes das Öffnen von Mails, die eine mit seriösen Adressen leicht verwechselbare Anschrift haben.
Ein großes Einfallstor bleibt der menschliche Faktor. Viele Nutzer sind leicht zu manipulieren und mit psychologischen Tricks zur Herausgabe von Daten zu bewegen – mit Zeitdruck, Autorität, Einschüchterung, dem Versprechen eines Vorteils, dem Ausnutzen einer sozialen Norm, der Hilfsbereitschaft oder der persönlichen Situation und dem Erschleichen von Vertrauen.
Aufgabe der Schule und der Eltern sei es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, was die Gefahren bei Jugendlichen sind. In der Diskussion wurden Beispiele gebracht: Das Vorstellen einer Tanz-Choreographie auf Tik-Tok führt leicht zu einer Verabredung, bei der sich vorgeblich Tanzinteressierte ihre neuesten Figuren austauschen. Und da wäre man wieder in der realen Welt am Anfang, für die man Kinder Regeln gibt, an die sie sich in der realen und virtuellen Welt halten müssen: „Gib nie private Daten heraus, triff dich nie mit Fremden.“ red
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