Bensheim. Der dritte Tag des Festivals hatte am frühen Abend mit Unwetter zu kämpfen. Entsprechend dünn sah die Publikumskulisse im Stadtpark aus. Erst zum Auftritt von Vay Deyk gegen 22 Uhr war es wieder trocken, doch auf der schrägen Wiese blieb es übersichtlich.
Ein mildes Finale
Nach knapp halbstündiger Verzögerung tat der Hamburger Musiker mit kleiner Band sein Bestes, um dem Vogel der Nacht ein mildes Finale zu bescheren. Dass er seine Live-Performances häufig in einer instrumental reduzierten Folk-Variante anstimmt, kam dem Festival-Charakter sehr zu Gute.
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Van Deyk komponiert eingängige Popsongs mit persönlichem Bezug – mal in epischer Fülle, dann wieder als schlanke Shortstories mit biografischen Noten und lyrischem Unterton.
Der Sound ist lässig, transparent und sehr auf die Vocals fokussiert. Die spontane Dynamik des menschlichen Lebens schwingt in vielen Songs mit, so etwa bei der älteren Nummer „JoAnn“ oder auch in der poetischen Klangmalerei „The Northern Tree“.
Mit „Stereo“ – auf dem Album im Duett mit der Hamburger Nachwuchssängerin Sukie – und „Like This“ kamen in Bensheim auch jüngere Songs zu Gehör. Dabei schafft es der Musiker, den Stücken sämtliche Facetten und Emotionen zu extrahieren und an das Publikum weiter zu reichen. Die sehnsuchtsvolle Weite und symbolische Tiefe des Ozeans taucht als lyrisches Bild immer wieder auf.
Vielleicht ein Stück weit typisch für ein Kind des Nordens, das als Spross einer Musikerfamilie mit Blick auf den Horizont aufgewachsen ist und diese rätselhafte Ferne auch in seiner Kunst einen Stammplatz geschenkt hat. Die Lieder erzählen von der Dualität des Lebens und dem Auf und Ab der menschlichen Biografie, die trotz Rückschlägen immer weiter geht – und den Songs einen chronischen Optimismus verleiht. „To Cut A Long Story Short”, wie sein Debütalbum passenderweise titelt, vereint sehrt persönliche Songs, die auch im Stadtpark den Weg ins Ohr der Zuhörer gefunden haben.
Künstlerischer Reifeprozess
Wer Van Deyk vor zwei, drei Jahren schon einmal live erlebt hat, der erkennt einen künstlerischen Reifeprozess und eine Gelassenheit, die der Atmosphäre beim Vogel der Nacht – auch vor kleinerer Kulisse – überaus nützlich war.
Optimismus ist nun auch bei den Veranstaltern angesagt, die sich an den beiden letzten Festivaltagen wohl auf launisches Wetter mit kühleren Temperaturen einstellen müssen.
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