Auerbach. Die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes in Auerbach ist abgeschlossen. Rund 118 000 Euro hat die Maßnahme gekostet. Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung und Landschaftsarchitekt Werner Hohenadel sind zufrieden – wie in dieser Zeitung bereits zu lesen war. Nicht ganz so positiv – milde ausgedrückt – fällt die Bewertung von Architekt Sanjin Marajic vom Bürgernetzwerk zu der aktuellen Platzgestaltung, dem „Tor zur Auerbach“, aus. „Die Planung ist völlig daneben. Viel mehr konnte man nicht falsch machen“, so Marajic, der die fehlende Einheit zum aufwändig sanierten Bahnhofgebäude und bereits jetzt deutlich hervortretende Materialmängel kritisierte.
Beim Rundgang durch Auerbach, zu dem die CDU Bensheim mit Fraktionsvorsitzendem Tobias Heinz eingeladen hatte und an dem neben Magistrats- und Fraktionsmitgliedern, Stadtverordneten, Stadtrat Hans Seibert und Ortsvorsteher Robert Schlappner auch Gäste teilnahmen, nahm Maracij kein Blatt vor den Mund. Und einige CDU-Mitglieder zeigten sich nach den offenkundig nicht optimalen handwerklichen Arbeiten durchaus betroffen. Einzelne schlossen sich der Kritik des Architekten an.
Einige Schrauben bereits rostig
Parkplatznot als Thema Nummer eins
Zum Abschluss ihrer Tour durch Auerbach traf sich die CDU-Fraktion im Parkhotel Krone mit dem Vorstand des Gewerbekreises zum informativen Austausch über anstehende Probleme. Thema Nummer eins war – wen wundert’s – die Parkplatznot rund um das Fürstenlager. Etliche Varianten aus den vergangenen 30 Jahren wurden aufgezeigt, verworfen und neue Vorschläge – zum Beispiel eine Erweiterung der regulären Busverbindung bis zur „Dorfmühle“ – erörtert. „Das Parkplatzproblem bremst uns aus“, so die Gewerbekreis-Vorsitzende Rita Wendel und ihr Stellvertreter Björn Höser.
„Hoch interessant“ nannte Ortsvorsteher Robert Schlappner in diesem Zusammenhang das Areal der Freiwilligen Feuerwehr Auerbach in der Bachgasse. Nach einem Umzug stehe dort Parkraum zur Verfügung. Wendel gab zu bedenken, dass auch ein neues Wohnquartier auf dem ehemaligen Sanner-Gelände zu Parkproblemen führen könnte: „Das brennt uns auf der Seele.“
Interessiert zeigten sich die Kommunalpolitiker an der Resonanz der kürzlich vom Kreis gewährten Sonntagsöffnung für den Einzelhandel im Luftkurort Auerbach. Wer sonntags seine Türen für die Kundschaft öffnet, muss wie berichtet bestimmte Bedingungen erfüllen. Derzeit, so Höser, beteiligen sich vier Geschäfte in der Bachgasse.
Wendel informierte schließlich darüber, dass das Bachgassenfest 2022 definitiv stattfinden wird – und zwar vom 8. bis zum 10. Juli, inklusive verkaufsoffenen Sonntag. gs
So monierte Marajic beispielsweise den aus seiner Sicht unpassenden und unnötigen Materialmix bei der Einfriedung der Hochbeete mit Blechkübeln (neu) und aus Stein (alt). Außerdem machte er die Teilnehmer des Rundgangs darauf aufmerksam, dass etliche der gerade angebrachten Schrauben bereits rosten. Nach Ansicht von Sanjin Marajic solle die Stadt „den Planer in die Pflicht nehmen.“
Beim nächsten Stopp in direkter Bahnhofsnähe, dem Firmengelände der Firma Sanner, informierte Heinz über die Umsiedlung des Unternehmens in das Gewerbegebiet Stubenwald II und den Ist-Zustand für das geplante Wohnquartier am alten Standort Schiller-/Otto-Beck-Straße „in zentraler Lage von Auerbach.“
Als einen „lange dauernden Prozess, den wir positiv begleiten“ bezeichnete der CDU-Fraktionsvorsitzende die Vergrößerung und Modernisierung der Produktionsanlage an der Peripherie und die Schaffung von Wohnbau mit verbessertem Lärmschutz auch für die bereits bestehende Wohnbebauung. Die bereits vorhandene Infrastruktur sei ein großes Plus, der Bau einer Kita sei vorgesehen.
„Wir stehen erst am Anfang, aber die Fabrik kann umziehen“, kommentierte er den kürzlich gefassten Satzungsbeschluss für den neu aufgestellten Bebauungsplan. Die Bürgerbeteiligung stehe noch aus. Widerspruch von Ortsvorsteher Robert Schlappner erntete Heinz, als er das Sanner-Areal als eine Option für eine neue Unterkunft der Auerbacher Feuerwehr ins Spiel brachte. Schlappner gab zu bedenken, dass die Otto Beck-Straße für die Freiwillige Feuerwehr im Ernstfall zu schmal sei und die Einsatzfahrzeuge durch parkende Pkws behindert würden. Einen Ersatzweg über den Brückweg nannte er „taktisch schlecht. Jede einzelne Minute mehr zählt“.
Fazit: „Es muss einen besseren Standort für die Auerbacher Feuerwehr geben. Ich selbst sehe noch kein geeignetes Grundstück“, fasste der Ortsvorsteher zusammen. Auch die Feuerwehr selbst halte das Sanner-Gelände für ungeeignet.
Nächstes Thema und nächster Halt auf der CDU-Tour war die Kita in der Jacob-Löhr-Straße. „Erschrocken“ sei die CDU über die errechnete Summe mit einem Gesamtvolumen von 3,2 Millionen Euro für deren Sanierung, gestand Tobias Heinz. Die beiden bisher dort untergebrachten Betreuungsgruppen seien mittlerweile in die neue Kindertagesstätte am Berliner Ring gezogen. Zwei neue Gruppen sollen nach der dringend notwendigen Renovierung wieder dort einziehen.
Ein kleines Grundstück, wenig Parkplätze, ein poröses Dach und viele weitere Mängel müssten vor einer weiteren Belegung beseitigt werden. Die Frage tauchte auf, ob die geplante neue Kita auf dem Sanner-Gelände als „Modell der Zukunft“ die Aufgabe der Einrichtung in der Löhr-Straße in Zukunft übernehmen könne.
„Wir haben keinen Zeitzwang“, gab Sibylle Becker, Vorsitzende des Sozial-, Sport- und Kulturausschusses, zu bedenken. Übergangsweise habe sich das Familienzentrum „als Puffer“ für die Betreuung bereit gefunden.
Zum Abschluss ihres Rundgangs stattete die CDU der Behindertenhilfe Bergstraße (BHB) einen Besuch ab. Dort informierten Verwaltungsleiter Michael Samstag, Einrichtungsleiter Stephan Karner und Christina Klippel vom Baumanagement der BHB über die Notwendigkeit für den Bau einer weiteren, zweigeschossigen Tagesförderstätte für Schwerst- und mehrfach behinderte Menschen mit circa 25 Plätzen. „Wir platzen aus allen Nähten und es ist mit Zuwachs zu rechnen“, so Stephan Karner. Vor einigen Jahren habe man deshalb eine angrenzende Grünfläche erworben – auch um die Standortsicherung zu gewährleisten.
„Die Genehmigung haben wir bereits, aber die Planungen mit dem Landeswohlfahrtsverband sind umfangreich“, gab Samstag zu bedenken. Im Zuge des Neubaus wolle man die Zufahrt zur Einrichtung optimieren und das Gesamtkonzept überdenken.
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